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Schneeflockentanz (German Edition)

Schneeflockentanz (German Edition)

Titel: Schneeflockentanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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    Hanna Julian
     
    Schneeflockentanz
     
     
     
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    Text © Hanna Julian 2012
    Coverfoto Lev Dolgatsjov - Fotolia.co m
    Covergestaltung ©Hanna Julian 2012
     
    Das Modell auf dem Coverfoto steht in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt des Textes. Der Inhalt sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Modells aus.
     
    Infos und weitere Veröffentlichungen von Hanna Julian auf:
    http://hannajulian.jimdo.com/
     
     
     
     
     
     
     
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    Die Spitzen des Kölner Doms verschwanden in weißen Flockenwirbeln. Can sah zum Himmel und stellte den Kragen seiner Cordjacke auf. Die dunklen Wolken versprachen noch eine Menge Schnee hinab zu schicken, der vermutlich schon in Kürze wieder grauer Matsch sein würde. Jetzt blieb er jedoch auf den Straßen liegen und schien sowohl viele Fußgänger, als auch die Autofahrer total zu überfordern. Lautes Hupen war zu hören und Can war sich sicher, dass die weiße Pracht daran die meiste Schuld trug.  Immer wieder wurde der Winter zur Rutschpartie, wenn Sommerreifen plötzlich auf flockig weißen Untergrund trafen. Es war manchmal kaum zu glauben, wie viel Chaos so etwas Profanes wie Schnee im Stadtleben auslöste. Can seufzte und sehnte sich nach Kuşadası zurück. Er hatte einen wundervollen Herbsturlaub im Haus seiner Eltern verbracht, und das Meer und den Sonnenschein bei fast sommerlichen Temperaturen noch einmal so richtig genießen können, bevor er schließlich wieder nach Deutschland hatte zurückfliegen müssen.
    Als seine Eltern vor einem Jahr in die Türkei zurückgekehrt waren, hatte Can eine Einzimmerwohnung im Herzen von Köln gemietet, die er sich von seinem Gehalt als Verkäufer in einer kleinen Modeboutique leisten konnte, und zudem noch etwas für seine Freizeitgestaltung übrig blieb. Er war nicht unzufrieden mit seiner Entscheidung, alleine in Deutschland zu bleiben, aber seine Eltern fehlten ihm manchmal schon sehr. Umso wichtiger war es ihm, den Kontakt zu seinen Freunden zu pflegen, die ihn sogar in einem ganz bestimmten Punkt noch besser kannten, als seine Eltern es taten.
    Mit seiner Mutter und seinem Vater darüber zu reden, dass er schwul war, kam für Can nicht in Frage. Seine Freunde verstanden das nicht, und ebenso wenig begriffen sie, warum er seine Eltern so sehr vermisste, obwohl sie ihn vermutlich ablehnen würden, wenn sie von seinem Geheimnis wüssten. Can lebte in Deutschland als schwuler Türke in gleich mehreren Hinsichten verschiedene Leben. Aber es war alles nur eine Frage der Gewöhnung, und an das Meiste hatte er sich im Laufe seines Lebens einfach angepasst. An den Schnee, dessen Flocken ihm Dank der stürmischen Böen auf der Domplatte um die Nase wirbelten, war er jedoch immer noch nicht gewöhnt. 'Ist wohl typbedingt', dachte er.
    Can senkte den Kopf und umkurvte eine Gruppe japanischer Touristen, die die Objektive ihrer Kameras hemmungslos den nassen Flocken aussetzten, um Fotos vom optisch unvollständigen Dom zu schießen. Da kamen sie von so weit her und jetzt bekamen sie nicht mal das volle Programm. Manchmal konnte man es sich eben nicht aussuchen. Can blickte auf seine Uhr. Er hatte noch zehn Minuten, bis der Zug eintraf, und er zum ersten Mal Annes Cousin Jodokus treffen würde. Can fand den Namen unmöglich, aber seine beste Freundin Anne hatte ihm erzählt, dass ihr Cousin sich Jo nennen ließ, und das fand Can akzeptabel.
    Manchmal musste er daran zurückdenken, wie er Anne zu Beginn ihrer Freundschaft erklärt hatte, dass ihr Name in der türkischen Sprache 'Mutter' bedeutete. Sie hatte lachend abgewunken und ihm erklärt, sie wolle gerne seine Freundin sein, aber ganz bestimmt nicht seine Schwulen-Mutti. Überhaupt war Anne manchmal ein bisschen direkt. Eigentlich war Can das inzwischen auch gewöhnt, aber mit ihrer neuesten Aktion hatte sie ihn trotzdem völlig verblüfft. Und sie war auch schuld, dass er nun zum Bahnhof gehen musste, um Jo abzuholen, den er nicht einmal kannte! Er wusste nur, was Anne ihm über ihren Cousin erzählt hatte.
    Jo's Freundin hatte sich erst vor recht kurzer Zeit von ihm getrennt. Er hatte daraufhin einen neuen Job gesucht.  Anfang des Jahres würde er eine Stelle in einer Anwaltskanzlei in Köln antreten; dies erforderte einen Umzug. Seine neue Wohnung war ab Januar bezugsfertig. Dummerweise hatte er seine alte Wohnung aber schon zum Dezember verlassen müssen und daher zwei Wochen bei einem Freund verbracht, bis es zum Streit zwischen ihnen

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