Julia Extra Band 0328
Schließlich hörte das Klingeln auf.
Es war finster, als das Telefon sie erneut weckte. Wieder ließ sie es klingeln, aber diesmal schaffte sie es wenigstens ins Bad, wo sie zwei Aspirintabletten schluckte und das Wasserglas auffüllte.
Sie hatte sich gerade wieder hingelegt, als das Handy auf dem Nachttisch läutete. Im Dunkeln tastete sie danach und drückte auf die Sprechtaste. „Hallo?“
„Sally, ich bin’s. Anna.“
„Anna!“
„Was ist mit deiner Stimme los?“
„Mir geht’s nicht besonders. Ich glaube, ich habe mich erkältet.“
„Du Ärmste. Eigentlich wollte ich dich für morgen zum Mittagessen einladen, aber daraus wird jetzt wohl nichts.“
„Tut mir leid. Ein andermal.“
„Brauchst du etwas? Hast du zu essen?“
„Ich bin nicht hungrig.“
„Vielleicht sollte ich trotzdem vorbeischauen.“
„Danke, Anna, aber ich komme schon zurecht. Außerdem könntest du dich anstecken. Denk an die Kinder.“
„Damit hast du allerdings recht. Bist du sicher, dass ich nichts für dich tun kann?“
„Ganz sicher. Alles, was ich brauche, ist Schlaf.“
„Und Flüssigkeit. Vergiss nicht, so viel wie möglich zu trinken.“
„Werde ich.“
„Schade um das verpfuschte Wochenende, aber zumindest kannst du dich richtig ausschlafen. Gute Besserung, Sally.“ Anna legte auf.
Einen Vorteil hatte es, das Wochenende zu verschlafen – sie dachte nicht ständig an ihn. Sally legte das Handy zurück auf den Nachttisch und drehte sich zur Wand.
Logan sagte sich, dass sein Wochenende kaum schlimmer sein könnte.
Sally verbrachte ihres anscheinend bei Freunden, denn als er am Samstag zu ihrem Haus fuhr, in der Hoffnung auf eine Aussöhnung, antwortete sie nicht auf sein Klopfen, und die Vorhänge blieben geschlossen. Der restliche Samstag und dann der Sonntag wollten kein Ende nehmen. Nur gut, dass morgen ein Arbeitstag war.
Seine Hoffnung, der Montag würde besser verlaufen, ging nicht in Erfüllung. Das Erste, was er bei der Ankunft im Büro erblickte, war Sallys leerer Schreibtischsessel. Wo war sie?
Danach ging es weiter bergab. Die meisten Angestellten wussten von dem Ball und hatten in den Fernsehnachrichten seine Darbietung mit Diana Devenish bewundert. Jeder wollte ihm gratulieren und mehr über Sallys Rolle als seine Begleiterin erfahren.
Logan machte gute Miene zum bösen Spiel und antwortete so unverbindlich wie möglich, aber im Zusammenhang mit der plötzlichen Entlassung seiner Assistentin war die Sache doch ziemlich peinlich. Welche Schlüsse gezogen wurden und was man hinter seinem Rücken tuschelte, war nicht schwer zu erraten.
Natürlich war auch Sallys Abwesenheit kein Geheimnis, und die eine oder andere Bemerkung ließ erkennen, dass man vermutete, er kenne den Grund. Was aber nicht der Fall war, im Gegenteil: Er fing an, sich ihretwegen ernsthaft Sorgen zu machen.
Während einer Besprechung mit seiner Personalchefin erfuhr er dann, dass Sally sich krankgemeldet hatte.
„Krank?“ Auf den Gedanken war er nicht eine Sekunde gekommen. Der Kragen seines Oberhemds fühlte sich plötzlich zu eng an. War sie wirklich krank oder ging sie ihm nur aus dem Weg? „Wissen Sie, was ihr fehlt?“
„Sie liegt mit einer Grippe im Bett. Ich dachte, Sie wüssten Bescheid. War sie Freitagabend nicht mit Ihnen auf der Wohltätigkeitsveranstaltung?“
„Doch, aber da fehlte ihr nichts.“ Also deshalb hatte sie nicht auf sein Klopfen reagiert.
„Das Gerücht geht um, dass sie Ihnen beigebracht hat, wie man Walzer tanzt.“
Logan nickte zerstreut. In Gedanken sah er sie vor sich – allein im Haus, zu krank, um an die Haustür oder ans Telefon zu kommen. Der arme Engel!
Er schob den Stuhl zurück und stand auf. „Ich muss gehen.“
„Eine Frage noch, Logan.“
Die Hand auf der Türklinke blieb er ungeduldig stehen. „Was gibt es, Janet?“
Sie kam um den Schreibtisch und lehnte sich mit verschränkten Armen dagegen. „Ich frage mich nur, ob die … die Tanzstunden etwas mit meiner Blind-Date-Strategie zu tun haben.“
Verständnislos sah er sie an. „ Welche Strategie? Wovon reden Sie?“
„Von unserem Workshop. Sie und Sally waren Partner, erinnern Sie sich?“
Logan schwieg. Richtig, der Workshop … Damals hatte er Sally erzählt, dass er nicht tanzen konnte, und sie ihm, wie gerne sie tanzte. Der Rest war gefolgt. Wären sie nicht zufällig gepaart worden, hätte er Sally nie näher kennengelernt, und so manches wäre ihm erspart geblieben. Aber dann wüsste er auch
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