Geheimnis um eine giftige Feder
Ein überraschendes Telegramm
Betti und Flipp warteten auf ihre Freunde Gina, Rolf und Dicki. „Wo bleiben sie denn nur?” rief Betti, die ungeduldig aus dem Fenster sah. „Sie sind doch schon gestern nach Hause gekommen und hätten uns längst besuchen können. Ich bin neugierig, ob Dicki neue Sachen zum Verkleiden mitgebracht hat.”
„Du glaubst wohl, daß es in diesen Ferien wieder ein Geheimnis geben wird”, sagte Flipp. „Unser letztes war mächtig aufregend, nicht wahr?”
Betti nickte. „Fast ein bißchen zu aufregend. Ich hätte eigentlich nichts dagegen, wenn es in diesen Ferien kein Geheimnis gäbe.”
„Aber Betti! Du warst doch immer so wild darauf, nach Indizien zu suchen. Willst du denn keine Spürnase mehr sein?”
„Frag nicht so dumm! Natürlich will ich! Du sagst zwar immer, daß ich zu nichts tauge, weil ich erst neun bin. Ihr andern seid ja alle ein paar Jahre älter als ich. Aber als wir das Geheimnis um das verborgene Zimmer aufklärten, habe ich schon eine ganze Menge geholfen.”
Flipp wollte seiner kleinen Schwester gerade etwas erwidern, als sie einen Freudenschrei ausstieß. „Da kommen sie! Wenigstens Gina und Rolf. Wir wollen ihnen entgegenlaufen.”
Sie rannten die Treppe hinunter und stießen im Vorgarten auf die Geschwister. Betti umarmte sie stürmisch, während Flipp grinsend zusah.
„Guten Tag, Gina! Tag Rolf! Habt ihr Dicki schon gesehen?”
„Nein”, antwortete Rolf. „Ich dachte, er wäre bei euch. Wir wollen am Gartentor auf ihn warten. Wie freue ich mich auf Purzel mit seinem ewig wedelnden Schwanz und den kurzen Scotchterrierbeinen!”
Die vier Kinder stellten sich am Gartentor auf. Aber sie spähten vergebens nach Dicki und Purzel aus. Nach ein paar Minuten fuhr der Wagen des Bäckers vorbei. Dann kam eine Frau auf einem Fahrrad. Kurz danach tauchte eine altvertraute Gestalt auf.
Es war der Dorfpolizist Herr Grimm, der sich auf seiner Vormittagsrunde durch Peterswalde befand. Die Kinder hatten ihm den Spitznamen Wegda gegeben, weil er immer „weg da!” rief, wenn er sie sah. Er konnte sie nicht leiden, und sie mochten ihn ebensowenig. Im vergangenen Jahr hatte es drei geheimnisvolle Fälle in Peterswalde gegeben, und alle drei waren von den Kindern aufgeklärt worden. Es wurmte ihn, daß „die sechs Spürnasen” ihm stets zuvorkamen.
„Guten Morgen, Herr Grimm!” grüßte Rolf höflich, als der dicke Polizist keuchend näherkam.
Herr Grimm musterte die Kinder mit seinen vorstehenden Augen. „Da seid ihr ja schon wieder! Wollt ihr eure vorwitzigen Nasen auch in diesen Ferien überall hineinstecken?”
„Gewiß”, antwortete Flipp grinsend.
Herr Grimm wollte mit einem Verweis erwidern, fuhr jedoch erschrocken herum, als plötzlich rasendes Klingeln hinter ihm ertönte. Ein Junge auf einem Rad kam in voller Fahrt um die Ecke.
„Ein Telegrafenbote!” rief Flipp. „Aufgepaßt, Herr Grimm! Aufgepaßt!”
Der Junge hatte eine unerwartete Schwenkung gemacht und fuhr direkt auf den Polizisten zu. Herr Grimm sprang mit einem Satz zur Seite.
„He, wie fährst du denn?” schrie er. „Ihr Bengels seid eine öffentliche Gefahr.”
„Verzeihung, Herr Wachtmeister!” sagte der Junge. „Ich wollte sie nicht erschrecken. Es tut mir furchtbar leid.”
Die Höflichkeit des Jungen besänftigte Herrn Grimm.
„Wo willst du hin?” fragte er.
Der Bote sah auf einen roten Umschlag, den er in der Hand hielt. „Ich habe ein Telegramm für Herrn Philipp Hillman.”
„Flipp, ein Telegramm für dich!” rief Betti aufgeregt. Der Telegrafenjunge stellte sein Rad hin. Aber obwohl das Pedal auf dem Bordstein ruhte, fiel es mit einem gewaltigen Krach um. Die Lenkstange traf Herrn Grimm direkt am rechten Schienbein. Er schrie so laut auf, daß die Kinder zusammenzuckten. Dann hopste er auf einem Bein umher und rieb sich die schmerzende Stelle.
„Ach, entschuldigen Sie bitte, Herr Wachtmeister!” rief der Telegrafenjunge. „Das verflixte Rad fällt immer um. Seien Sie mir bitte nicht böse. Es tut mir wirklich furchtbar leid.”
Herrn Grimms Gesicht war rot angelaufen. Er warf dem Jungen einen bösen Blick zu, während er fortfuhr, sein Schienbein zu reiben. „Steh hier nicht länger rum! Gib das Telegramm ab und mach, daß du weg kommst!”
Sichtlich eingeschüchtert reicht der Junge Flipp den roten Umschlag. Flipp, der noch nie in seinem Leben ein Telegramm bekommen hatte, riß ihn auf und las laut: „Kann in diesen Ferien leider nicht bei
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