Julia Extra Band 0328
vorgetäuscht ist?“
„Unsere Ehe ist legal und rechtskräftig. Ich habe eine Urkunde in der Tasche, die das beweist“, korrigierte Antonio sie in einem Ton, der sie irritiert blinzeln ließ. „Doch er weiß nichts über die näheren Umstände. Noch nicht …“ Wieder dieser seltsame Ton und ein Blick, der einem fast Angst machen konnte.
„Du scheinst dich ja richtig darauf zu freuen, es ihm zu sagen.“
„Ich kann es tatsächlich kaum erwarten …“
Danach schien es zwischen ihnen nichts mehr zu sagen zu geben.
Neunzehn Stunden später hörte Victoria über die Lautsprecheranlage die Ankündigung des Piloten, dass sie in weniger als zwanzig Minuten ihren Zielort erreichen würden.
Ihr Aufenthalt in Hongkong hatte nicht länger als vierzig Minuten gedauert. Danach hatte sie, mit Nathan an ihrer Seite, überraschend erholsame Stunden im komfortablen Bett in Antonios Privatkabine verbracht. Sie war davon aufgewacht, dass ihr kleiner Sohn energisch die Bettdecke wegstrampelte, und wusste aus Erfahrung, dass er gleich einen Bärenhunger anmelden würde.
So gern sich Victoria noch rasch geduscht und ein wenig zurechtgemacht hätte, so wenig wollte sie eine Szene riskieren, weil Nathan noch länger auf sein Frühstück warten müsste, nachdem er fast den gesamten Flug verschlafen hatte. Also zog sie rasch ihren leichten Morgenmantel über und nahm ihren kleinen Sohn auf den Arm. Als sie ausgeruht die Hauptkabine betrat, sah sie Antonio immer noch auf seinem Platz sitzen, den Kopf tief über seinen Laptop gebeugt. Hatte er etwa die ganze Zeit durchgearbeitet?
Zum Glück musste sie auf dem Weg zur Bordküche nicht an ihm vorbei. So bereitete sie Nathan ein Frühstück aus Müsliflocken, Milch und Bananen, die sie gestern vorsorglich im Kühlschrank deponiert hatte.
Antonio hörte sie, ehe er sie sah. Sofort stand ihm wieder ihr Bild vor Augen, das ihn völlig unvorbereitet um den dringend benötigten Schlaf gebracht hatte …
Bevor sie sich am Abend zuvor in seine Kabine zurückgezogen hatte, hatte er nämlich Victoria bei dem Versuch beobachten können, Nathans Gepäck aus einem der oberen Fächer zu holen!
Dabei war ihr das T-Shirt hochgerutscht und hatte ihre schmale Taille sehen lassen. Darunter hatte sich herausfordernd die reizvolle Rundung ihres Pos durch den weichen Stoff der eng sitzenden Jogginghose abgezeichnet. Automatisch war sein Blick suchend nach oben gewandert, um vielleicht einen Eindruck ihrer Oberweite zu bekommen, doch die war unter dem weiten T-Shirt verborgen geblieben.
Antonio war entsetzt über sich selbst gewesen. Besonders über das heftige Gefühl von Enttäuschung, das sogar jetzt noch an ihm nagte. Was ging es ihn an, wie ihre Brüste aussahen?
„Brauchst du meine Hilfe?“, hatte er sie etwas verspätet gefragt.
„Danke, ich komme allein zurecht.“
Und so hatte es zunächst auch ausgesehen, doch dann waren sie erneut in eine kleine Turbulenz geraten, und Victoria war förmlich in Antonios Arme katapultiert worden, die er geistesgegenwärtig um ihre überraschend zierliche, schlanke Gestalt schlang.
„Tut … tut mir leid!“, hatte sie erschrocken gestammelt. „Ich bin gefallen …“
„Das habe ich sehr wohl bemerkt“, hatte er amüsiert zurückgegeben und das Gefühl ihres warmen, lebendigen Körpers an seinem sehr genossen. Als er sie dann instinktiv noch dichter an sich heranzogen hatte, hatte Victoria einen kleinen Protestlaut hören lassen und ihn damit aus seiner Verzauberung gerissen.
Abrupt hatte er sie freigegeben, und der magische Moment war verflogen …
Jetzt stand er hinter ihr in der Bordküche und wunderte sich erneut, wie sehr sich Victoria Heart in der kurzen Zeit, die sie seine Frau war, verändert hatte. Der lange blaue Morgenmantel aus Satin und das offene Haar, das in weichen Wellen bis auf den Rücken herunterfiel, ließen sie unglaublich weiblich erscheinen.
Er konnte sich gar nicht sattsehen und war regelrecht verstimmt, als die Stewardess unverhofft auftauchte und ihn nach seinen Wünschen fragte. Victoria nutzte die Gelegenheit, um sich mit ihrem kleinen Sohn zum Frühstück wieder in Antonios Privatkabine zurückzuziehen, und die Chance, ihr nahe zu sein war vorbei.
Als sie kurz vor der Landung wieder zu ihm kam, trug sie das formlose schwarze Kostüm, das er bereits kannte, hatte das schimmernde Haar wie gewohnt in einem strengen Knoten gebändigt und schaute ihm durch die großen Gläser ihrer hässlichen Brille fast ängstlich
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