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Julia Extra Band 0349

Julia Extra Band 0349

Titel: Julia Extra Band 0349 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Lawrence
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unverlangten Geschmeichel, das er zu Hause ertragen musste, war das eine erfrischende Abwechslung.
    Ein bisschen schmerzte es allerdings schon, nicht gut genug zu sein. Das war kein angenehmes Gefühl, aber es war echt.
    Und es verunsicherte ihn auch nicht wirklich.
    Robert Dalton senior hätte ihn eine Stunde lang angebrüllt, weil ihm Charakter wichtiger war als Charisma. Alle drehten sich um ihn, wie Planeten einen Stern umkreisten: Das stellte sich sein Vater unter perfekter Beziehung vor. Und er hatte versucht, seinen Sohn zu seinem Ebenbild zu formen.
    Mit einer oft geübten Bewegung ließ sich Rob nach hinten ins Wasser fallen und tauchte ab, um noch einmal den Schaden einzuschätzen. Er fuhr mit der Hand über den Riss und stellte wütend fest, dass er einen Schweißbrenner benötigte. Auf dieser kurzen Fahrt hatte er keinen dabei, und er war ziemlich sicher, dass eine hübsche Einsiedlerin so etwas nicht griffbereit hatte.
    Rob tauchte wieder hoch an die Oberfläche und stieg ins Boot. Noch hatte es kein Wasser aufgenommen, doch das konnte sich mit der Zeit und dem unbarmherzigen Rollen des Meeres ändern. Ohne Reparaturarbeiten war selbst die Fahrt nach Cocos zu gefährlich.
    Bestimmt hatte Honor ein Funkgerät. Er würde in Kontakt mit der Seeschifffahrtsbehörte treten und seine missliche Lage schildern.
    Wut über seine eigene Dummheit machte ihn unvorsichtig. Viel zu schnell stemmte er sich aufs Riff hoch und schürfte sich an den Korallen den Bauch auf. Die Mischung aus Salzwasser und frischer Luft brannte wie verrückt, aber er hatte schon Schlimmeres ausgehalten.
    Nichts so Schlimmes wie Honor, erinnerte sich Rob, als er in die ruhigere Lagune sprang und an Land schwamm. Honors Narben sahen nicht nach Verbrennungen aus. Es schien eher so, als wäre sie von einem Frankensteinchirurgen zusammengeflickt worden.
    Rob runzelte die Stirn. Das war kein netter Vergleich. Seine kleine Meerjungfrau hatte irgendeinen bösen Unfall gehabt, der noch nicht einmal sehr lange her sein konnte. Die rotgeränderten Narben deuteten auf eine höchstens ein paar Jahre zurückliegende Verletzung. War Honor wegen ihrer Hautschäden so abweisend und reizbar? Vielleicht hatte sie noch immer Schmerzen.
    Der Gedanke schnürte ihm die Brust zu. Mit Schmerzen zu leben, wünschte Rob keinem Menschen. Ganz gleich, wie schwierig er war.
    Zurück im Camp, wieder im T-Shirt, entdeckte er das Funkgerät sofort. Es war auf den Notfallkanal voreingestellt. Nicht, dass man es als Notlage bezeichnen konnte, gegen eine Koralleninsel voller Lebensmittelvorräte geprallt zu sein, aber es war ein meldepflichtiges Ereignis.
    „AMSA Base Broome, hier ist Motorboot VKB 290. Over.“
    Rob wartete, dann wiederholte er den Ruf an die Seeschifffahrtsbehörde im weit entfernten Nordwesten Australiens. Indonesiens Hauptstadt Jakarta lag näher, doch wenn es darum ging, wer in diesen Gewässern wohin fuhr, hatte Australien das letzte Wort.
    Broome antwortete, und der Beamte und Rob wechselten auf einen freien Kanal, damit die Notfallfrequenz nicht überlastet wurde. So knapp wie möglich teilte Rob seinen Standort und den Schaden mit.
    „Wissen Sie, dass es ein Schutzgebiet ist, VKB? Over.“
    Dank Honor. „Ich hatte keine große Wahl.“
    „Eine Wissenschaftlerin von ‚Parks Australia‘ ist zurzeit mit ausreichend Vorräten auf Pulu Keeling stationiert. Wir empfehlen, dass Sie Kontakt aufnehmen. Over.“
    Plötzlich sah Rob im Geiste Honor tropfnass und wütend auf dem Riff stehen. Er lächelte. „Kontakt hergestellt.“
    „VKB, wir haben einen Unfall auf einer Bohrinsel ungefähr achthundert Kilometer nördlich von Ihnen. Alle verfügbaren Rettungsdienste werden für ein paar Tage dort festgehalten. Wir empfehlen, dass Sie bleiben, wo Sie sind. Over.“
    Rob fluchte. Das war so ein Moment, in dem Robert Dalton senior die Karte „Junge, wissen Sie, wer ich bin?“ ausspielen würde. Er würde eine Szene machen, seine gesellschaftliche Stellung und sein Geld ausnutzen, verlangen, von einem Hubschrauber abgeholt zu werden.
    Momente wie dieser waren eine prima Gelegenheit für Rob, zu beweisen, dass er nicht wie sein Vater war.
    Aber dann blickte sich Rob in dem winzigen Camp um und stellte sich vor, wie Honor und er tagelang versuchten, sich aus dem Weg zu gehen. Sie hatte keinen Zweifel daran gelassen, was sie von ihm und seinem Beruf hielt.
    Rob spielte die einzige Karte aus, die er hatte. Die akademische Welt. „Nein, Broome. Ich muss auf

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