Julia Extra Band 356 - Ebook
eingestellt gewesen, Absprachen wegen des Kindes mit ihm zu treffen, aber die tiefe Falte auf seiner Stirn und der düstere Ton beunruhigten sie. Würden sie sich wegen des Kindes streiten?
„Du kannst jederzeit …“ Weiter kam sie nicht.
„Ich will kein Teilzeitvater sein. Mein Kind soll nicht aufwachsen wie ich und seine Eltern kaum kennen. Ich will nicht, dass seine Eltern auf verschiedenen Kontinenten leben. Ich will …“
„Du willst?“ Martha konnte sich nicht länger zurückhalten. „Was ist mit dem, was ich will? Ich bin selbst nur mit einem Elternteil groß geworden, ich weiß, wie das ist. Es wäre mir lieber, wenn es meinem Kind nicht so ergehen würde.“
Zu spät erkannte sie ihren Fehler. Und prompt sprang Carlos darauf an.
„Es gibt eine einfache Lösung, wie das verhindert werden kann.“
Martha schenkte ihre ganze Aufmerksamkeit der Bluse, versuchte, die Knitterfalten herauszustreichen. „Für dich mag es eine Lösung sein … für mich nicht.“ Sie brachte die Worte nur heraus, weil sie ihn nicht ansehen musste, während sie die Bluse faltete und mit auf den Kleiderstapel legte.
„Was heißt das genau? Für mich ist es völlig klar.“
Es war so klar, dass es die Sache kompliziert machte. Martha strich wie gedankenverloren noch das letzte Fältchen glatt, schloss einen Kopf, richtete den Kragen. Sie musste Zeit schinden, denn würde sie Carlos jetzt ansehen, könnte er in ihrem Gesicht sehen, wie aufgewühlt sie war.
Für eine Ehe brauchte sie Liebe, Carlos jedoch nicht. Für ihn war eine Ehe lediglich ein Arrangement zwischen zwei Leuten – einschließlich Sex. Für sie jedoch waren es zwei Herzen, die zueinandergefunden hatten, zwei Leben, die zu einer Einheit verschmolzen. Da standen sich zwei völlig entgegengesetzte Meinungen gegenüber, und deshalb …
„Ist deine Antwort noch immer dieselbe?“
„Ja.“ Welche andere Antwort könnte sie denn geben? Martha hob den Kopf und sah zu ihm hin, kämpfte entschlossen gegen die Tränen, die in ihren Augen brannten. „Ich kann dich nicht heiraten. Es würde nicht funktionieren.“
„Wieso nicht?“
„Oh bitte, lass das! Frag einfach nicht.“ Ihre Selbstbeherrschung wankte gefährlich.
Sollte er noch einmal nach dem Warum fragen, würde ihre Fassung bröckeln, dann würde sie ihm gestehen, wie sehr sie sich nach seiner Liebe sehnte. Nur die Vorstellung, wie er auf ein solches Geständnis reagieren würde, hielt ihre Zunge im Zaum. Es wäre der Beweis für ihn, dass Jungfrauen „Sterne in den Augen“ hatten und auf „Prinz Charming“ warteten, damit sie „glücklich, bis zu ihrem Ende“ leben konnten. Es wäre all das, was er verabscheute.
„Ich werde dich nicht heiraten. Ich wünsche mir nur, dass du zum Leben unseres Kindes gehörst. Sei ein richtiger Vater, sei für sie oder ihn da, gib deinem Kind Liebe. Um mehr bitte ich dich nicht.“
War es nicht genau das, was Carlos wollte? Seinem Kind ein Vater sein und dennoch seine Freiheit wahren? Warum war er dann so abrupt still geworden? Wieso hielt er sich plötzlich so steif und reglos? Martha machte einen Schritt auf ihn zu, blieb aber stehen, sobald sie das eiskalte Funkeln in seinen Augen erkannte, das wie eine unausgesprochene Warnung auf sie wirkte. Erst da wurde ihr bewusst, dass sie die Hand gehoben hatte, um seine Wange zu berühren. Eine Geste, die nie zur Vollendung kam.
„Um mehr bittest du mich nicht?“
Wie gelang es ihm, das wie einen Vorwurf klingen zu lassen, so als hätte sie ihm die schlimmste Beleidigung entgegengeschleudert? „Nein, das ist alles, worum ich dich bitte.“
„Und du bist fest entschlossen, allein zurechtzukommen? Wie? Du hast nicht einmal einen Job. Du wirst Hilfe brauchen.“
„Ich komme zurecht.“
„Ich kann dich finanziell unterstützen … Nein?“, fragte er, als Martha entschieden den Kopf schüttelte.
„Nein, Carlos. Ich brauche nichts von dir. Es sei denn, du willst es freiwillig geben. Aber ich brauche keine finanzielle Unterstützung. Ich habe mein eigenes Geld … und reichlich davon noch dazu.“
9. KAPITEL
„Du hast …“
Carlos sah so ungläubig aus, wirkte so völlig schockiert, und Martha ließ sich enttäuscht auf die Bettkante sinken. Was hatte sie denn erwartet? Hatte sie tatsächlich darauf gehofft, dass er mit seinen Fragen auf eine andere Begründung für die Heirat abzielte? Dass er vielleicht sogar erklären würde, dass er …
War sie wirklich so naiv, dass sie auf eine
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