Heißer Sommer auf Skiapolis
Kapitel 1
Der Mann, der am Tisch saß, war nicht Martin Price. Paiges Herz begann heftig zu klopfen, und sie versuchte den Ober, der sie begleitete, mit einem Blick darauf aufmerksam zu machen. Hier lag ein Irrtum vor. Martin hatte weder so breite Schultern noch so dunkle Haut, und seine blonden Locken hätten sich nicht so wirkungsvoll von dem weißen Hemdkragen abgehoben wie dieses dichte schwarze Haar.
Sie wollte gerade eine entsprechende Bemerkung machen, als der Mann aufstand und sich zu ihr umdrehte. "Ah, Paige", begrüßte er sie. "Wie nett, dass du kommst!"
Paige wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte. Alles war ein schrecklicher Irrtum, das erkannte sie jetzt. Sie hatte geglaubt, ihren Exverlobten zu treffen, aber jemand hatte ihr einen Streich gespielt, um sie herzulocken.
Der Ober, den sie instinktiv um Hilfe bitten wollte, war bereits gegangen. Beinahe wäre sie ihm gefolgt, aber einige Gäste beobachteten sie, und sie scheute sich, eine Szene zu machen.
"Möchtest du dich nicht setzen?" Der Mann, der einen eleganten dunkelgrauen Maßanzug trug, lächelte und zeigte auf den Stuhl gegenüber. "Es ist schön, dich wieder zu sehen."
Paige zögerte. "Ich verstehe nicht ..."
"Du wirst gleich verstehen." Der Mann kniff die Augen zusammen, und Paige wunderte sich wieder, dass ein Mann so lange Wimpern haben konnte. "Vielleicht schenkst du mir einige Minuten von deiner kostbaren Zeit?"
"Warum sollte ich das tun?"
"Weil du mir wesentlich mehr schuldest. Bitte ..." Es klang wie ein kurzer, knapper Befehl. "Setz dich."
Paige wurde immer unbehaglicher zu Mute, aber sie wusste, dass sie keine Wahl hatte.
Widerwillig setzte sie sich auf den bezeichneten Stuhl und umfasste ihre Handtasche, als müsste sie sich daran festhalten.
"Sehr gut." Der Mann hatte sein Ziel erreicht und setzte sich ebenfalls, gerade als der Weinkellner an den Tisch kam. "Was möchtest du trinken?"
Er selbst trank Rotwein. Das Licht des Kristallleuchters, der über ihnen an der Decke schwebte, brach sich in der dunklen Flüssigkeit. Paige hätte gern dasselbe getrunken. Sie liebte Rotwein, aber sie kannte auch seine Wirkung und wollte sich in dieser Situation keine Blöße geben.
"Mineralwasser, bitte", antwortete sie leise und sah den Ober an, der sofort verschwand, um ihren Wunsch zu erfüllen.
"Mineralwasser?" Der Spott war nicht zu überhören, aber Paige ließ sich nicht einschüchtern.
"Was willst du von mir, Nikolas?" fragte sie und wich seinem Blick aus. Sie wollte nicht in seine Augen sehen, die einen so starken erotischen Zauber ausüben konnten. "Wo ist Martin?"
"Martin kommt nicht." Nikolas schien das nicht zu bedauern. "Ah, hier ist dein ...
Wasser."
Diesmal ignorierte Paige den Ober. "Was soll das heißen ... er kommt nicht? Vielleicht erklärst du mir endlich, was los ist."
"Mit Vergnügen. Hat Martin irgendwelche Andeutungen gemacht, als er mit dir sprach?"
"Nein." Paige verschwieg, dass sie dieses Treffen nur mit Martins Sekretärin verabredet hatte. Sie war zu erleichtert gewesen, um genauere Fragen zu stellen. Es hatte ihr genügt, dass Martin so kurz nach der Lösung der Verlobung in einem der exklusivsten Londoner Restaurants mit ihr essen wollte - noch dazu in ihrem Lieblingsrestaurant. Das konnte nur bedeuten, dass er die Trennung bedauerte und einen neuen Anfang suchte.
Oh, wie hatte sie sich hereinlegen lassen!
"Dann weißt du nicht, warum du hier bist?"
"Das habe ich doch gerade gesagt." Paige flüchtete sich in einen übertrieben schroffen Ton. Wieder einmal befand sie sich in einer Situation, in der nichts nach ihrem Willen ging.
"Eine Frage, Paige ..." Nikolas hatte eine tiefe, warme Stimme, die er kaum zu erheben brauchte, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen. "Wie lange warst du mit Martin ... nun, sagen wir, zusammen?"
Paige erstarrte. "Was geht dich das an?"
"Du solltest mir antworten, Paige. Wenn wir erst beruflich miteinander zu tun haben ..."
"Wenn wir ... was?"
Paige wollte aufspringen, aber Nikolas fasste sie am Arm und zwang sie, sitzen zu bleiben. Wie mühelos er mich beherrscht, dachte sie wütend und rieb sich den schmerzenden Arm. Die erotische Faszination, die sie eben noch gespürt hatte, war mit einem Schlag verflogen.
"Beruhige dich", sagte er freundlich. "Du suchst doch eine Stellung, nicht wahr?
Vielleicht kann ich dir eine verschaffen."
"Nein, danke." Paige wollte sein dunkles, attraktives Gesicht nicht mehr sehen. Wie konnte Martin ihr das antun?
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