Julia Extra Band 356 - Ebook
hatte, war eine Konfrontation unausweichlich gewesen.
Die entscheidende Frage war: Wie sollte sie mit ihm verfahren?
Sollte sie ihrer Mutter vorab die Wahrheit sagen?
Alles in ihr sträubte sich dagegen, ihr Geheimnis preiszugeben, bevor es nicht absolut unausweichlich war. Sie entschied sich zu warten, bis sie den folgenden Tag mit Ari verbracht haben würde. Dann würde sie besser beurteilen können, welche Absichten er in Bezug auf Theo hegte und wie sie damit umgehen sollte.
Morgen. Theos fünfter Geburtstag.
Sein erster zusammen mit seinem Vater.
Tina fürchtete, dass ihr jede Minute zur Qual werden würde.
Tina wollte ihre Mutter gerade mit Theo zum Frühstück ins nahe gelegene Restaurant begleiten, als Ari auf ihrem Zimmertelefon anrief. Rasch schickte sie ihre Mutter mit ihrem Sohn vor, um mit dem „reizenden Mann“ die Pläne für den Tag zu besprechen. Sobald die beiden jedoch außer Hörweite waren, ging sie zum Angriff über.
„Du hast deinem Vater von Theo erzählt, stimmt’s?“
„Ja“, bestätigte er gelassen. „Er hatte ein Recht, es zu erfahren … genauso wie ich auch. Aber du hast mir dieses Recht fünf Jahre lang vorenthalten.“
„Du hast damals deutlich gesagt, dass du die Beziehung als beendet betrachtest.“
„Wenn du gewollt hättest, hättest du mich finden können. Meine Familie ist nicht gerade unbekannt. Eine einfache Internetsuche hätte dir zu allen nötigen Informationen verholfen, um erneut Kontakt mit mir aufzunehmen.“
„Aber sicher! Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie toll du es gefunden hättest, von einer deiner abgelegten Frauen belästigt zu werden. Jede E-Mail von mir hättest du doch sofort gelöscht!“
„Nicht, wenn du mir gesagt hättest, dass du schwanger bist.“
„Hättest du mir denn geglaubt?“, entgegnete sie prompt.
Sein Zögern sprach Bände.
„Nun, ich dachte, dass ich immer auf ausreichenden Schutz geachtet hätte“, versuchte Ari, sich zu verteidigen. „Aber ich hätte mich natürlich vergewissert. Jetzt ist die Situation jedoch eine ganz andere: Ich habe Theo kennengelernt, und du solltest dich besser an den Gedanken gewöhnen, dass ich mich nicht mehr aus dem Leben meines Sohnes verbannen lasse.“
Sein Ton verriet, dass er entschlossen war, seinen Anspruch mit allen rechtlichen Mitteln durchzusetzen. Tina begriff, dass sie zunächst einmal Zeit gewinnen musste.
„In Athen hast du gesagt, wir könnte es auf die leichte oder die harte Tour durchziehen.“
„Ja, das habe ich auch so gemeint. Möchtest du mir vielleicht einen Vorschlag machen?“
„Du hast mein Leben schon einmal kaputtgemacht, und ich nehme an, du würdest nicht zögern, es noch einmal zu tun. Aber ich bitte dich, vermassele meiner Schwester nicht den schönsten Tag ihres Lebens. Das wäre wirklich absolut gemein und egoistisch, was allerdings zu dir passen würde. Schön, ich gebe dir Gelegenheit, deinen Sohn in den nächsten Tagen besser kennenzulernen, wenn du bis nach der Hochzeit niemandem mehr verrätst, dass du sein Vater bist.“
Als er schwieg, fügte sie drohend hinzu: „Solltest du nicht einwilligen, werde ich dich an allen Fronten bis aufs Letzte bekämpfen.“
„Wann habe ich mich in unserer Beziehung je gemein und egoistisch verhalten?“, fragte er gekränkt.
„Du hast mich veranlasst, Dinge zu glauben, die nicht wahr waren, weil es deinen Zwecken entgegenkam“, erwiderte sie kalt. „Und wag es nicht, das Theo anzutun!“
„Genug!“, fiel er ihr ins Wort. „Ich willige in deinen Vorschlag ein und hole euch in einer Stunde im Hotel ab. Wir werden den Tag glücklich miteinander verbringen und dafür sorgen, dass unser Sohn viel Spaß hat.“
Ehe Tina etwas erwidern konnte, hatte er aufgelegt. Ihre Hand zitterte, als sie den Hörer aufs Telefon zurücklegte. Wenigstens würde Cass nicht die Hochzeit verdorben. Und was den Rest anging … sie konnte einfach nur eins nach dem anderen in Angriff nehmen.
Ari brauchte die ganze Stunde, um damit klarzukommen, was für eine schlechte Meinung Tina von seinem Charakter hatte. Zuerst flüchtete er sich in Zorn und Ablehnung. Tatsächlich war er es überhaupt nicht gewohnt, dass irgendeine Frau ihn derart aufbringen konnte. Es liegt an Theo, versuchte er, sich einzureden. Da es um seinen Sohn ging, reagierte er natürlich emotionaler als üblich.
Christinas Feindseligkeit ihm gegenüber war dagegen völlig unbegründet und unerklärlich. Wie er sich erinnerte, hatte er sie damals
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