Julia Extra Band 356 - Ebook
des Fitzroy-Flusses. Kurz darauf hielt der Sergeant vor einer Mietwagenfirma an. Wie betäubt stieg Damon aus. Er fühlte sich wie ein Boxer nach einem Schwergewichtskampf. In seinem Kopf drehte sich alles. Er hatte Bilder von Sammelalben und DVDs vor Augen, alle methodisch geordnet, wie es seines Vaters Art war. Plötzlich wurde er von so tiefer Melancholie erfasst, dass es ihm fast die Seele aus dem Leib riss.
Irgendwie schaffte er es gerade noch, sich bei Sergeant Jemison für die Fahrt zu bedanken. Als der Polizeiwagen wegfuhr, stand er allein mit Bella auf dem Bürgersteig.
Erst jetzt sah er ihre tränenerfüllten Augen. Sie hatte von der Rückbank jedes Wort mit angehört, und natürlich wusste sie, wie erschüttert Damon war. Wortlos ergriff sie seine Hand.
Damon drückte ihre kühlen, schlanken Finger. Sie trat näher, ihr hübsches Gesicht voller Mitgefühl. Für einen Augenblick kehrte die Vergangenheit zurück und sie waren wieder untrennbar miteinander verbunden.
Sie beide gegen den Rest der Welt.
Es war Damon egal, wie viele Passanten sie anstarrten, er öffnete die Arme und zog Bella zu sich heran. Er umarmte sie mit geschlossenen Augen. Nie zuvor hatte er jemanden so gebraucht wie Bella in diesem Moment. Nur sie konnte ihn vor dem Ertrinken retten.
Wenig später waren sie wieder unterwegs Richtung Norden, diesmal in einem robusten Kombi, und Bella spürte, dass sich die Stimmung zwischen ihnen fühlbar verändert hatte. Sergeant Jemisons Enthüllungen über Damons Vater hatten die Tür zur Vergangenheit geöffnet und heftige Emotionen freigesetzt.
Er tat ihr so leid. Damon war immer so kühl und abgeklärt gewesen, hatte immer so getan, als würde er die Zuneigung seines Vaters nicht brauchen. Bella konnte sich vorstellen, was für ein Schock es für Damon sein musste, zu erfahren, dass sein Vater ihn die ganze Zeit doch geliebt hatte.
Sie hatte sein Zittern gespürt, als er sie umarmt hatte. Als sei etwas Tiefes und Verborgenes in ihm aufgebrochen worden. Und in dieser herzzerreißenden Umarmung drückte sich nicht nur große Ehrlichkeit aus, sondern auch sein Bedürfnis nach ihrer Nähe. Er brauchte sie.
Danach hatten sie jedoch kein Wort mehr darüber verloren.
Und sie durfte ihn nicht drängen. Früher oder später würde er vielleicht bereit sein, über seinen Vater zu sprechen.
Während die Landschaft an ihnen vorbeizog und eine lange Autofahrt vor ihnen lag, suchte Bella nach einem Gesprächsthema.
„Es war interessant, deine Reaktion auf die Fernsehnachrichten gestern Abend zu beobachten“, begann sie. „Die Art, wie du ans Telefon gestürzt bist – ganz der engagierte Auslandskorrespondent.“
„Ich beobachte diesen Kerl schon seit Jahren. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er einfach so davonkommen würde!“
„Es muss sehr befriedigend sein, zu wissen, dass man mit der eigenen Arbeit etwas bewirken kann. Dass man Menschenleben retten kann!“
Damon zuckte die Achseln. „Kann schon sein.“
„Ganz bestimmt, Damon. Ich erinnere mich an diese Gruppe von Menschen, die in einer Grenzregion in den Bergen eingeschlossen waren. Der Winter brach ein und es konnten keinerlei Hilfsorganisationen verständigt werden.“
Er sah sie überrascht an. „Okay, ich gebe zu, das hat zu einem guten Ende geführt. Es war auch eine gute Story, und ich war zufälligerweise der einzige Korrespondent da oben.“
„Wie ist es passiert?“
„Glück im Unglück, wenn man so will. Unser Helikopter musste wegen schlechten Wetters landen. Und da waren sie – Hunderte von Menschen in der Falle. Und sie waren sich ihrer Situation noch nicht einmal bewusst!“ Er warf Bella einen fragenden Blick zu. „Das ist schon über zwei Jahre her. Ich wusste nicht, dass du so gut informiert bist.“
„Das soll doch wohl keine frauenfeindliche Bemerkung sein, oder? Ich lese nicht nur Modemagazine und Liebesromane. Ich interessiere mich auch für andere Dinge, die in der Welt passieren.“
„Natürlich tust du das. Du hast schon als Jugendliche immer wissen wollen, was außerhalb Willaras passiert.“
Sein warmherziges Lächeln ging ihr durch und durch.
Seufzend erklärte sie: „Ich fürchte, ich tue so gut wie gar nichts, um Menschen zu helfen.“
„Du hast doch deine Eltern unterstützt“, erinnerte er sie.
„Das stimmt. Und ich weiß, dass Nächstenliebe in der eigenen Familie beginnt, aber …“ Sie hielt inne, als sie Damons angespannten Gesichtsausdruck bemerkte. Das Thema Familie war
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