Julia Extra Band 356 - Ebook
hieß das Mädchen noch mal, Mama?“
„Rapunzel“, sagte Tina zögernd, denn sie ahnte, was nun kommen würde.
„Ja, Rapunzel“, wiederholte ihr Sohn. „Aber das Beste an dem Film war das Pferd. Es war riesengroß und hieß Maximus!“
„Da bin ich aber froh, dass es ein großes Pferd war“, meinte Aris Vater amüsiert.
„Ja, und es konnte einfach alles! Und am Ende hat es Rapunzel sogar gerettet.“
Aris Vater hockte sich vor Leo hin. „Weißt du was? Ich glaube, ich muss mir diesen Film besorgen, und dann sehen wir ihn uns gemeinsam an. Möchtest du ihn gern noch einmal sehen?“
Theo nickte begeistert.
„Gut. Ich bin zwar kein Pferd, aber du kannst trotzdem auf mir zum Tisch reiten.“ Maximus Zavros hob sich seinen Enkel auf die Schultern und trabte mit ihm zum Tisch. Theo quietschte vor Vergnügen, Tinas Mutter und Sophie Zavros sahen lachend zu. Tina schaute zu Ari, der die Szene ebenfalls sichtlich amüsiert beobachtete.
Sofort kam er an ihre Seite und flüsterte ihr zu: „Entspann dich, Christina. Es soll einfach nur eine schöne Geburtstagsfeier für Theo werden.“
„Wissen deine Eltern von deinem Angebot, mich zu heiraten?“, entgegnete sie leise.
„Ja, aber heute Abend wird dich keiner bedrängen. Es ist ein neuer, anderer Anfang für uns, weil unsere Familien beteiligt sind. Denn darum geht es jetzt: um Familie.“
Sein eindringlicher Blick ließ sie an ihrem Vorsatz zweifeln, ihm nicht zu vertrauen. Sie atmete tief ein und versuchte, ihre Bedenken zu ignorieren. Ari hatte recht, diesmal war es anders, weil ihre Familien beteiligt waren. Tina entschied sich, den Abend auf sich wirken zu lassen und sich erst später ein Urteil zu bilden. Für den Anfang konnte sie damit zufrieden sein, dass Aris Eltern offenbar keine Probleme hatten, Theos Sympathie zu erringen. Immerhin würde er sie in Zukunft wohl öfter besuchen.
Der erste Eindruck verfestigte sich im weiteren Verlauf des Abends. Aris Eltern waren offensichtlich nicht nur sehr darauf bedacht, ihren Enkel in ihrem Leben willkommen zu heißen, sondern auch darauf, ihr zu zeigen, dass sie ihn lieben und umsorgen würden. Und es gab nicht einmal die Andeutung eines Vorwurfs, weil sie die Familie so lange in Unkenntnis gelassen hatte.
Nach leckeren Horsd’œuvres gab es zum Hauptgang Souvlaki mit Salat, was, wie Ari von Theo auf der Bootstour erfahren hatte, das Leibgericht seines kleinen Sohnes war. Dann wurde der Geburtstagskuchen mit den fünf Kerzen gebracht, und Ari erinnerte Theo, sich etwas zu wünschen, wenn er die Kerzen ausblies. Alle klatschten begeistert, als er die fünf Kerzen auf einmal auspustete.
„Geht mein Wunsch in Erfüllung?“, fragte Theo Ari.
„Ich hoffe es“, antwortete der. „Obwohl, wenn du dir ein Pferd wie Maximus gewünscht hast, ist das vielleicht etwas zu viel verlangt.“
„Und einen Papa? Ist das auch zu viel verlangt?“, fragte Theo arglos.
Tina hielt den Atem an. In der plötzlichen Stille ringsum hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
„Nein, das ist nicht zu viel verlangt“, antwortete Ari dann entschieden.
Helen Savalas zog Theo auf ihren Schoß und drückte ihn. „Du vermisst deinen Papoús, nicht wahr, Darling?“ Sie lächelte Sophie Zavros traurig an. „Sein Großvater, mein Mann, ist vor einem Jahr gestorben. Er hat Theo vergöttert. Wissen Sie, wir haben ja keine Söhne, und der Enkelsohn war für uns ein wundervolles Geschenk.“
„Ja, wirklich ein wundervolles Geschenk“, bekräftigte Aris Mutter und warf Tina einen flehentlichen Blick zu.
„Und heute hat Ihr Sohn ihm einen so schönen Geburtstag bereitet“, schwärmte Helen Savalas.
„Ja, Ari kann gut mit Kindern umgehen. Seine Neffen lieben ihn. Er wird ein wunderbarer Vater sein.“
Obwohl Sophie Zavros dies vorgeblich zu Helen Savalas sagte, wusste Tina doch, dass die Worte für ihre Ohren bestimmt waren. Und vielleicht stimmte es ja sogar. Gut möglich, dass Ari ein wunderbarer Vater sein würde, aber damit war er nicht gleichzeitig ein wunderbarer Ehemann.
„Maximus und ich wünschen uns so sehr, dass er endlich eine eigene Familie gründet“, fuhr Sophie fort.
„Du sollst nicht drängen, Mama“, tadelte Ari sie sanft.
Ihr tiefes Seufzen veranlasste Helen Savalas, ihr mitfühlend beizupflichten, dass sich die jungen Leute heutzutage viel zu viel Zeit mit dem Heiraten ließen. Tina hörte schweigend und unbewegt zu, bis sich plötzlich Aris Vater an sie wandte.
„Wie ich höre, hat
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