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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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1
    SOWEIT GARY IRVINE SICH ERINNERN KONNTE, HATTE NOCH KEINER seiner Geburtstage erniedrigender begonnen.
    Schmerzhafter schon: beispielsweise sein zwölfter, als seine Eltern ihm den Wunsch nach einem Skateboard nicht erfüllen konnten. Stattdessen hatte sein Vater ihm eines gebaut. Er beklebte eine kurze Planke mit Gummireifenprofil und schraubte die Räder eines alten Rollschuhs auf die Rückseite des Bretts. Ohne die geringste Steuerungsmöglichkeit war Gary die Castleglen-Brücke heruntergebrettert, geradewegs in eine Bushaltestelle, und hatte dabei seine Schneidezähne verloren.
    Da waren haarsträubendere Geburtstage gewesen: sein achtzehnter, als er vom Gekreische seiner Mum erwacht war, nachdem sie ihn bewusstlos unten im Hausflur gefunden hatte. Seinen schwankenden Weg von der Haustür bis dorthin markierte eine Spur aus erkaltetem Erbrochenem, und auf seiner Stirn prangte ein krakelig aufgemalter Schwanz mit Eiern, der unmissverständlich deutlich machte, dass er nun das gesetzliche Mindestalter für den Konsum von Alkohol erreicht hatte.
    Und es hatte Geburtstage mit mehr Streitereien gegeben: etwa letztes Jahr, als Pauline ihm Egoismus nachsagte, weil er ihre Pläne für einen gemeinsamen Einkaufsbummel in Glasgow sabotiert hatte, um Golf spielen zu können.
    Aber der heutige war definitiv der erniedrigendste. Und so war es dazu gekommen:
    Pauline hatte früh an diesem Morgen los gemusst, da sie an einer Schule in der Nähe von Cumnock eine Show für ein paar Erstklässler
veranstaltete. Obwohl er Geburtstag hatte, war Gary wie üblich vor ihr aufgestanden, um ihr das Frühstück zu bereiten.
    Um sechs Uhr dreißig schlüpfte er aus der warmen Geborgenheit des Bettes, und sein Golftraum (ein unter einem leuchtend blauen Himmel schnurgerade dahinfliegender Ball) verpuffte, bevor er sich gähnend und streckend die Treppe herunterquälte. Es war die zweite Aprilwoche, und die Frühlingssonne dämmerte bereits die Westküste Schottlands herauf, malte kraftlose, viereckige Lichtflecken an die Wände.
    Als er die Küchentür öffnete, sah er Bens leblosen Körper zusammengesunken in der Ecke liegen – die Schnauze tief in einem Sportschuh vergraben, als trüge er eine Sauerstoffmaske -, und einen kurzen Augenblick lang gab sich Gary der immer wieder erquickenden Vorstellung hin, das Monster wäre über Nacht endlich krepiert. Doch als er sich über ihn beugte, um es zu überprüfen, sah er, dass sich die Flanke des Hundes rhythmisch hob und senkte. Seine hochbetagten, ramponierten Lungen leerten und füllten sich. Bens Hinterbeine zitterten und zuckten, während er seinen Träumen (schrecklichen Ben-Träumen: Flüsse aus menschlichem Blut, Scheißhaufen, groß wie Städte) in die Morgendämmerung nachjagte.
    Ben witterte ihn und wälzte sich herum. Obwohl er noch nicht richtig wach war, verzerrte er bereits sein Gesicht zu einer gehässig knurrenden Begrüßung: seine instinktive Reaktion auf die Gegenwart eines jeden Menschen – außer Pauline. Während er sich ein letztes Mal streckte, bevor er vollständig wach war, verschärfte sich sein Knurren, um binnen kürzester Zeit jenen Level bodenlosen Hasses zu erreichen, der ausschließlich Gary, dem Schänder seines Frauchens, vorbehalten war, ehe es schließlich in einer Reihe kurzer, bissiger Kläffer kulminierte.
    »Och bitte, halt’s Maul, Ben.«
    Ben hörte auf zu bellen. Selbstverständlich nicht aus einem plötzlichen Gehorsamsimpuls heraus, sondern schlicht, um
sich voll und ganz darauf zu konzentrieren, Gary zu fixieren; seine Lefzen hochgezogen, das schwarze und pinkfarbene Zahnfleisch und die karamellfarbenen Zähne zu einem drohenden Fletschen entblößt. Schweigend starrten Gary und Ben einander in die Augen, in denen jeder das entdeckte, was auch der andere sah.
    Gary sah einen siebzehn Jahre alten Mischling, das Ergebnis der Vereinigung eines Corgis mit einem Border Collie; jener unheiligen Allianz, in deren Schmelztiegel Bens einzigartige »Persönlichkeit« geformt worden war. Das Fell war überwiegend schwarz, mit weißen und hellbraunen Flecken, insbesondere im Gesicht, das halb weiß und halb schwarz war. (Die Farben suggerierten fälschlicherweise ein Yin und Yang der Seele, eine helle und eine dunkle Seite, dabei war da gar kein Yin: Bens Seele war durch und durch Yang.)
    Ben war klein oder, besser gesagt, kurz: Er sah aus wie ein normaler Collie, dem man unterhalb der Knie die Beine abgesägt hatte. Seine Augen, ehemals

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