Julia Extra Band 357
streichen. Sie verspürte ein heißes Prickeln und verspannte sich. Als er die Hand dann sinken ließ, ging sie noch näher zu ihm und warnte ihn leise: „Das zwischen uns ist rein geschäftlich.“
„Rein geschäftlich“, wiederholte Raja. Dann beobachtete er, wie Ruby Shakarian in der Umkleidekabine verschwand. Beinah hätte er gelacht, aber er war zu taktvoll. Geschäftlich? Nein, er wollte Sex mit ihr. Sehr sogar. Schließlich war er ein ganz normaler Mann, der auf eine schöne Frau reagierte. Und das war einer der Vorteile bei einer königlichen Hochzeit. Sex war nicht mehr als ein nettes Mittel zum Zweck, wenn Kinder gezeugt werden mussten. Tiefere Gefühle waren weder nötig noch ratsam, wie er aus leidvoller Erfahrung wusste. Man hatte ihm einmal das Herz gebrochen, und das würde ihm nie wieder passieren.
Doch sobald Ruby seine Frau wäre, würde er dafür sorgen, dass sie eine ganz normale Ehe führten. Er wollte keine Scheidung, weil es bedeuten würde, dass er seine Pflicht nicht erfüllt und seine Familie und sein Land im Stich gelassen hatte. Angesichts dieser Vorstellung atmete er tief durch. Es war alles, was er tun konnte. Dass so viel Verantwortung auf seinen Schultern lastete, empfand er als unfair. Aber das Leben war selten fair, wie er, Raja al-Somari, längst begriffen hatte. Und er konnte seine Aufgaben nur erfüllen, wenn er eine richtige Ehe führte.
In den folgenden drei Tagen hatte Ruby zu viel um die Ohren, um sich Gedanken über den Umbruch in ihrem Leben zu machen. Nachdem sie leichten Herzens ihren Job gekündigt hatte, begann sie, zu packen und alles auszusortieren, was sie nicht mehr brauchte. Stella, die traurig über ihre bevorstehende Abreise war, gab unterdessen eine Anzeige in der Lokalzeitung auf, um eine neue Mitbewohnerin zu finden. Am Tag vor der Hochzeit wurde Hermione abgeholt, um in einer Transportbox nach Ashur zu fliegen. Da Ruby sich große Sorgen machte, ob diese unversehrt dort ankommen würde, tat sie in der Nacht kein Auge zu.
Die Eheschließung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit und im Beisein zweier Diplomaten, die als Trauzeugen fungierten, in einem Raum in Rajas Hotel statt. Ruby wurde nur von Stella begleitet und nahm gleich nach ihrer Ankunft neben Raja Platz. Im künstlichen Licht schimmerte sein schwarzes Haar bläulich, und seine dunklen Augen funkelten. Er trug einen schwarzen Nadelstreifenanzug, in dem er noch maskuliner wirkte. Da seine Miene ernst war, fragte Ruby sich, was wohl in ihm vorgehen mochte. Ihr Herz pochte wie wild, als der Standesbeamte mit der Trauzeremonie begann. Raja steckte ihr den Ring an, der ihr viel zu groß war und das Ganze noch absurder erscheinen ließ.
Es ist vollbracht, bafand Raja zufrieden. Seine Braut hatte es sich nicht in letzter Minute anders überlegt, wie er befürchtet hatte. Anerkennend betrachtete er ihr zartes Profil. Sie mochte zerbrechlich wirken, war jedoch ausgesprochen tough, denn sie hatte Wort gehalten. Natürlich hatte er ihre wachsende Anspannung und Unsicherheit bemerkt.
Einer der Diplomaten schüttelte ihr die Hand und sprach sie mit „Königliche Hoheit“ an, was Ruby sehr seltsam anmutete.
„Ich werde nie eine Prinzessin in dir sehen können“, vertraute Stella ihr kichernd an.
„Geben Sie ihr etwas Zeit“, meinte Raja lässig.
Verlegen errötete Ruby. „Ich werde mich nicht verändern, Stella.“
„Natürlich wirst du das“, widersprach er energisch, während er sie zu einem blumengeschmückten Tisch führte, wo der Fotograf sie bereits erwartete. „Du wirst ein ganz anderes Leben führen, und ich glaube, du wirst die Regeln schnell lernen. Lächeln!“
„Raja“, erwiderte sie zuckersüß. Und als er den Kopf neigte, fügte sie scharf hinzu: „Mach mir gefälligst keine Vorschriften!“
„Sei nicht so kleinkariert“, flüsterte er, während er für den Fotografen lächelte.
Der Schlagabtausch ärgerte sie maßlos, obwohl sie wusste, dass es albern war. Aber sie fühlte sich verunsichert und hasste es, herumkommandiert zu werden. Sicher würde sie Fehler machen, aber sie war fest entschlossen, um ihrer beider willen schneller zu lernen, als er erwartete.
Nachdem sie ihre Freundin zum Abschied umarmt und ihr versprochen hatte, sie anzurufen, stieg Ruby in die Limousine, die sie zum Flughafen bringen sollte. Am liebsten hätte sie vor der Reise noch etwas Bequemeres angezogen, doch Raja hatte sie daran erinnert, dass sie als seine Frau in der Öffentlichkeit in
Weitere Kostenlose Bücher