Julia Extra Band 357
Gabriel.
„Und ich erst!“, ergänzte Laura lachend. „Vor allem, weil du hier keine Gelegenheit hast, dich vor irgendwelche Lastwagen zu werfen, um mich zu beschützen.“
„Die Fifth Avenue ist mörderisch“, brummte Gabriel.
„Und voller geisteskranker Autofahrer, die es nur darauf abgesehen haben, mich zu überfahren“, zog sie ihn auf, während sie voller Vorfreude auf den Eingang zustrebte. Sie konnte es kaum erwarten, Robby wiederzusehen, von dem sie zum ersten Mal eine ganze Nacht lang getrennt gewesen war. Aber zum Glück hatte er zwei liebevolle Babysitter, die sich förmlich um ihn rissen: Oma Ruth und Nanny Maria.
„Ich habe den Abend gestern übrigens sehr genossen“, gestand Laura ihrem Mann mit einem weichen Lächeln. „Ging es dir auch so?“
„Darauf kannst du wetten!“ Gabriel zog eine dunkle Braue hoch und lächelte verrucht. „Besonders als wir am Kaminfeuer …“
„Ich meinte doch den Restaurantbesuch mit den Mädels, du Dummkopf“, fiel sie ihm lachend ins Wort und versetzte ihm dabei einen spielerischen Stoß mit dem Ellbogen.
Vielleicht lag es an den Hormonen, dass der Gedanke an die drei Mädchen, die jetzt in derselben Stadt lebten, sie so bewegte. Die clevere Hattie besuchte seit dem Sommer die Columbia Universität, während Margaret sich für die New York University entschieden hatte.
Aber das größte Wunder war, dass Gabriels Nichte Lola jetzt am Barnard College war!
Letzten Frühling, kurz nachdem Laura erfahren hatte, dass sie schwanger war, hatte sie Lolas Mutter Izadora ausfindig gemacht und sie und ihre Tochter zu einem Wochenende in New Hampshire eingeladen.
Zu Gabriels grenzenloser Überraschung hatte Izadora die Einladung tatsächlich angenommen, und so war es nach zwanzig Jahren endlich zu einer Aussöhnung zwischen ihnen gekommen. Außerdem hatte Gabriel Izadora die Erlaubnis abgerungen, einen Ausbildungsfond für Lola einzurichten. „Guilherme hätte es sicher gewollt“, hatte er argumentiert. Wie hätte sie da Nein sagen können?
Und nun war Lola ebenfalls in New York und studierte im ersten Semester Kunst.
„Du musst aufpassen, dass die neue Generation dir nicht die Haare vom Kopf frisst“, scherzte Laura. „Margaret, Hattie, Lola, Robby und jetzt unser kleiner Neuankömmling … Bist du sicher, dass du noch mehr davon willst?“
„Meine Familie kann gar nicht groß genug werden.“
„Wenn du dich weiterhin so selten in New York blicken lässt, laufen wir bald der Kelly Familie den Rang ab.“
„Ich habe zurzeit besseres zu tun als zu arbeiten …“ Besitzergreifend legte Gabriel eine Hand auf Lauras gewölbten Bauch „Nur noch ein paar Wochen“, flüsterte er. Seine Augen leuchteten vor Zärtlichkeit und Liebe. „Und dieses Mal werde ich bei dir sein“, querida. Jeden Schritt des Weges.“
„Ich weiß.“
Als Laura ihn küsste, wusste sie zwei Dinge mit untrüglicher Gewissheit: Das Feuer, das zwischen ihnen brannte, würde nie verlöschen. Und ihre Chancen, eines Tages alle vierzig Räume des Hauses zu füllen, standen überaus gut.
– ENDE –
Gefährliches Spiel mit dem Feuer
1. KAPITEL
Thomas Waverly brauchte dringend eine Braut. Mit der Betonung auf dringend . Wählerisch konnte er also nicht sein. In Gedanken war er bereits all seine Dates der letzten Jahre durchgegangen und hatte sein kleines schwarzes Adressbuch durchforstet. Doch keine der darin verzeichneten Frauen kam infrage. Sie würden sich alle falsche Hoffnungen machen. Dabei wollte er sich lediglich zum Schein verloben, um den letzten Wunsch seiner Großmutter zu erfüllen.
Nana Jo hatte nicht mehr lange zu leben.
Zumindest behauptete sie das.
Natürlich hatte Thomas mit ihrem Hausarzt gesprochen. Der hatte ihm versichert, Josephine O’Keefe erfreue sich bester Gesundheit, wenn man bedachte, dass sie fast einundachtzig Jahre alt war. Ab und zu schlug ihr Herz etwas unregelmäßig, doch dagegen nahm sie etwas ein.
Trotzdem behauptete sie, dem Tod geweiht zu sein. Denn seit einem Jahr träumte sie immer wieder von ihrem verstorbenen Mann und ihrer toten Tochter, Thomas’ Mutter. Nana Jo war sicher: Diese Träume waren ein Omen, dass es mit ihr bald zu Ende gehen würde. Thomas hatte alles versucht, ihr das auszureden. Leider vergeblich.
Als er Nana Jo zu Weihnachten in ihrer kleinen Eigentumswohnung in Charlevoix/Michigan besucht hatte, war sie deutlich geworden: Das schönste Geschenk, das er ihr machen könnte, wäre ein Urenkel. Dann könnte
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