Julia Extra Band 357
sein? Schließlich bist du die Eigentümerin, wie du gegenüber meiner Assistentin deutlich gemacht hast.“
„Richtig. Nun … bist du sicher, dass wir uns nicht besser im Studio treffen sollten?“
Er ging nicht darauf ein und bedeutete seiner Assistentin stattdessen, die beiden ersten Termine morgen früh zu verschieben. „Morgen um zehn komme ich mit dem Sicherheitsberater vorbei.“
„Das ist nicht nötig. Ich sagte doch …“
„Wenn dein Manager dich hätte überzeugen können, hätte er es sicherlich schon getan.“
„Bisher hatte ich ja auch keinen Milliardär als Schüler. Du hast vermutlich zu Recht ein hohes Sicherheitsbedürfnis, aber ich bin nur eine mäßig erfolgreiche Musikerin.“
„Du bist eine brillante Pianistin mit einer riesigen Fangemeinde, auch wenn du nicht mehr auftrittst. Du hättest schon vor Langem ein Sicherheitssystem in deinem Haus installieren lassen sollen.“
„Ich akzeptiere deine Argumentation, dennoch ist sie stark durch deine eigenen Erfahrungen gefärbt.“ Sie klang inzwischen leicht gestresst. „Das musst du doch erkennen.“
„Ich halte nichts von unnützen Debatten, das ist reine Zeitverschwendung. Wir sehen uns dann morgen früh.“ Er hörte, wie sie empört nach Luft schnappte, bevor er die Verbindung unterbrach.
Cass starrte auf das Telefon in ihrer Hand, rief die Nummer des letzten Anrufers auf das Display und wählte sie. Neo antwortete nach dem ersten Klingeln.
„Weitere Debatten bringen nichts, außer dass ich wütend werde.“
Jemand musste dem Mann heute Morgen eine Extraportion Arroganz in den Kaffee gegeben haben! „Es ist allgemein üblich, sich mit einem ‚Auf Wiederhören‘ am Telefon zu verabschieden“, merkte Cass spitz an. „Bitte versuche, dich in Zukunft daran zu erinnern.“
„Ich merke es mir. Auf Wiederhören.“
„Auf Wiederhören.“ Sie bekam noch sein leises Lachen mit, bevor er die Verbindung erneut unterbrach.
Sie lächelte ebenfalls vor sich hin, auch wenn sie nicht wusste, warum. Doch als sie an den Flügel zurückkehrte und beim Spielen ständig hellgrüne Augen vor sich sah, ahnte sie, dass sie in Schwierigkeiten steckte.
Pünktlich um zehn Uhr am nächsten Morgen fuhr Neo auf die Auffahrt vor Cass’ Haus. Sie hatte sich ins Musikzimmer gesetzt, um auf ihn zu warten, und hörte das sonore Brummen seines Mercedes.
Sie hatte es nicht geschafft, ihre Nerven mit Klavierspielen zu beruhigen. Schließlich brachte Neo einen Fremden mit. Einen Fremden, der Veränderungen an ihrem Haus vornehmen wollte. Veränderungen, an die sie sich noch immer würde gewöhnen müssen, wenn Neo das Jahr seines Klavierunterrichts längst abgeschlossen hatte.
Er klingelte, drehte aber gleichzeitig den Türknauf, wie Cass vermutet hatte. Dann hörte sie Schritte, und nur Sekunden später betrat Neo zusammen mit einem blonden Mann das Zimmer.
„Cassandra.“ Vorwurfsvoll sah der Milliardär sie an. „Du hast gesagt, du lässt deine Tür nicht mehr unverschlossen.“
„Den Schlüssel habe ich erst vor ein paar Minuten gedreht. Weil ich wusste, dass du pünktlich kommst.“
Mit gerunzelter Stirn schüttelte Neo den Kopf. „Und was, wenn der Verkehr uns aufgehalten hätte?“
„Das würde der Verkehr nicht wagen.“
Er hakte nicht weiter nach, und sie war ihm dankbar dafür. Sie brauchte diese kleine Routine, um ihre Fassung zu bewahren.
Einen Berater im Haus zu haben war eigentlich eine alltägliche Sache, keinen normalen Menschen würde das belasten. Doch Cass war nicht normal. Das hatte sie schon vor langer Zeit begriffen, noch bevor ihr klar geworden war, wie sehr ihre Eigenart sich auf ihr Leben auswirken würde. Sie nahm sich zusammen und verdrängte das diffuse Gefühl von Bedrohung.
„Ich bin Cassandra Baker. Willkommen in meinem Haus.“
Der Sicherheitsberater streckte die Hand aus. „Cole Geary. Es ist mir eine Ehre, Sie persönlich kennenzulernen. Ich bin ein großer Fan von Ihnen. Ich habe alle Ihre CDs.“
Mit einem höflichen Lächeln schüttelte sie seine Hand. „Mr Geary, es freut mich immer zu hören, dass meine Musik den Menschen gefällt. Musik ist das Licht meines Lebens.“
„Das hört man auch in Ihrem Spiel.“
Neo räusperte sich, als wollte er sagen: Herrschaften, wir verschwenden unsere Zeit …
Cole wurde sofort nüchtern und sachlich. „Mr Stamos hat Bedenken hinsichtlich der fehlenden Sicherheitsvorkehrungen in Ihrem Haus geäußert. Wäre es möglich, dass wir uns erst umsehen, bevor
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