Julia Extra Band 357
räusperte sich. „Mr Stamos hat einen Schlosser beauftragt, sich um Ihre Haustür zu kümmern und oben an Ihrer Balkontür ein zusätzliches Schloss anzubringen. Der Schlosser steht vor dem Haus, aber wie es scheint, funktioniert Ihre Klingel nicht.“
„Mit der Klingel ist alles in Ordnung. Ich gehe nur nicht an die Tür, wenn ich niemanden erwarte.“ Mehr sagte Cass nicht. Erklärungen zu ihrer Eigenart, so hatte die Erfahrung sie gelehrt, verkomplizierten die Dinge nur.
Vor allem bei einem so kalten Fisch wie Neos Assistentin.
„Worum genau dreht es sich denn?“ Ihr war nichts an der Tür aufgefallen, aber vielleicht hatte Neo ja etwas bemerkt.
„Mr Stamos hat angewiesen, dass ein Selbstschließmechanismus angebracht wird.“
„Mr Stamos hat …“ Sie war zu verdattert, um den Satz zu Ende zu sprechen. „Ohne mich zu informieren?“
Natürlich wusste sie, dass es ihm nicht gefiel, wenn sie die Haustür unverschlossen ließ, keine Woche verging, ohne dass er nicht eine entsprechende Bemerkung fallen ließ. Aber es war ihre Art, sich mental auf Besucher einzustellen. Es mahnte sie, offen für andere zu sein.
Allerdings konnte er doch unmöglich annehmen, dass sie jetzt, da die Paparazzi ihr Haus umschwirrten, ihre Haustür nicht abschloss, oder?
„Ob er Sie informiert hat, weiß ich nicht, ich führe lediglich seine Anweisungen aus.“
„Ich soll einen Fremden in mein Haus lassen, nur weil Ihr Boss es sagt? Ich habe eine solche Nachrüstung weder angefragt noch habe ich ihr zugestimmt.“ Sie hatte geglaubt, Neo würde sie verstehen. Wenigstens ein bisschen. „Nein.“
„Nein? Aber Mr Stamos …“
„Bitte rufen Sie Ihren Handwerker an und annullieren Sie den Auftrag“, unterbrach Cass die andere.
„Das kann ich nicht. Mr Stamos …“
„Ist nicht der Eigentümer dieses Hauses. Und ich, als die Eigentümerin“, betonte sie überdeutlich, „habe nicht vor, irgendetwas an meinen bestens funktionierenden Schlössern ändern zu lassen.“
„Mr Stamos wird nicht sehr glücklich sein, wenn er das hört“, warnte die Assistentin unheilvoll.
„Ich bin sicher, Mr Stamos beschäftigen wesentlich wichtigere Dinge.“
„Zweifelsohne, doch er hat klare Anweisungen gegeben.“
Eines konnte man wohl über Neo sagen: Ihm wurde absolute Loyalität von seinen Angestellten entgegengebracht. Nun, sie gehörte nicht zu diesem Kreis. „Er hätte das vorher mit mir absprechen sollen.“
„Für gewöhnlich fragt Mr Stamos nicht nach der Meinung anderer.“
„Wirklich? Das wäre mir nie aufgefallen“, erwiderte Cass mit einem Hauch Sarkasmus. Dann allerdings verzog sie zerknirscht den Mund. Neo wollte ihr nur etwas Gutes tun, auch wenn er dafür den falschen Ansatz gewählt hatte. Denn auch wenn sie es sich noch so sehr wünschte – er verstand sie offenbar nicht. „Pfeifen Sie bitte Ihren Schlosser zurück.“
Ein pikiertes Schnauben drang an Cass’ Ohr. „Ich werde den Schlosser wissen lassen, dass seine Dienste im Moment nicht benötigt werden. Mr Stamos wird informiert werden, dass dies auf Ihren Wunsch hin geschieht.“ Der klirrend kalte Ton der Assistentin hätte eigentlich die Leitungen einfrieren lassen müssen.
„Tun Sie das. Des Weiteren sagen Sie Ihrem Boss auch, dass ich, falls meine Arbeitszeit noch einmal von seinem Schlosser oder irgendeinem anderen seiner Mitarbeiter unterbrochen wird, diese Zeit von seinen Stunden abziehen werde. Er wird seine nächste Klavierstunde dann damit zubringen müssen, sich meine Übungen anzuhören, anstatt selbst zu üben.“
Bei dem Schweigen vom anderen Ende zog ein kleines Lächeln auf Cass’ Gesicht. Es war eine leere Drohung, aber es fühlte sich gut an, es gesagt zu haben. Ob Neo den Humor darin sah? Oder würde er auch das nicht verstehen?
„Ich werde ihm Ihre Nachricht ausrichten.“
„Danke.“
Neo war wütend auf sich. Er hätte Cassandra wegen des Schlossers vorwarnen sollen. Hätte auch ihren aalglatten Manager zu ihrem Haus bestellen sollen, damit der die Arbeiten überwachte. Stattdessen hatte er seine Assistentin beauftragt, sich darum zu kümmern – so wie er es immer tat. Und das war jetzt dabei herausgekommen.
Über Cassandras Drohung musste er allerdings grinsen. Ein Privatkonzert der berühmten Pianistin zu erhalten war wohl kaum eine Strafe. Trotzdem fühlte er sich schuldig – ein ihm völlig unbekanntes Gefühl. Genau wie das Bewusstsein, dass er es verbockt hatte.
Deshalb rief er Cassandra von
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