JULIA FESTIVAL Band 78: WIEDERSEHEN MIT DER GROSSEN LIEBE / DUELL DER LIEBE / VIEL ZU SCHÖN SIND DIESE NÄCHTE / (German Edition)
noch auf seiner Seite gab es Pläne und Versprechen. Sie waren ganz einfach nur zusammen gewesen. Und es war gut gewesen! Das konnte sie nicht leugnen. Für sie war es sogar sehr gut gewesen. Und dabei wollte sie es belassen. Alles andere wäre sinnlos.
„Es tut mir leid“, lehnte sie deshalb ab. Irgendwann würde es zu sehr schmerzen, sein Leben wieder verlassen zu müssen. „Noch mal danke, dass du dich gestern so lieb um mich gekümmert hast.“
Der Ausdruck in seinem Gesicht war schwer zu lesen. Eine Mischung aus Enttäuschung, Frustration und Resignation. „Nun, dann bedanke ich mich für meine Belohnung“, verabschiedete er sich zynisch.
Es war Zeit zu gehen. Sie nahm ihre Tasche auf und ging langsam zur Tür. Die ganze Zeit über spürte sie, wie er mit seinem Blick jede ihrer Bewegungen verfolgte. Aber sie drehte sich nicht mehr um.
Als Carolyn die Treppe hinunterging, fühlte sie sich seltsam taub. Vielleicht lag es daran, dass sie nicht mehr an die Szene mit Cliff denken wollte. Es gab überhaupt sehr viel, an das sie nicht mehr denken wollte.
Sie fand Pam in dem großen Wohnraum, dessen Terrasse zu dem Pool-Innenhof führte, in dem der Empfang stattgefunden hatte. Pam war eine großzügige, warmherzige Frau, vier Jahre jünger als Cliff und vier Jahre älter als Ray. Trotz der Geburt der Zwillinge hatte sie noch immer eine wohlgeformte Figur, und ihr sympathisches Gesicht war von einem modisch gestylten schwarzen Bubikopf umrahmt. Als sie Carolyn auf sich zukommen sah, verblasste der lebhafte Ausdruck auf ihrem Gesicht.
Sie weiß, wo Cliff die Nacht verbracht hat, dachte Carolyn unbehaglich. Und das ist nicht zu entschuldigen. Sie atmete tief durch und fing an zu reden, bevor Pam noch irgendetwas sagen konnte.
„Es tut mir leid, dass ich Sie gestern so fluchtartig verlassen habe, Pam. Aber der Champagner ist mir so furchtbar schnell zu Kopf gestiegen. Ich weiß, dass ich Ihnen noch hätte helfen sollen …“
„Das ist schon okay“, unterbrach Pam sie reserviert. Carolyn hätte niemals gedacht, dass diese Frau so kühl wirken konnte. „Nachdem Sie Marlee verabschiedet hatten, gab es nichts mehr für Sie zu tun. Ich hoffe …“ Sie brach ab und fragte ablenkend: „Kann ich Ihnen noch Frühstück bringen lassen?“
Gezwungene Höflichkeit. Carolyn merkte, wie sie rot wurde. Ihr wurde klar, dass sie in Pams Augen tief gesunken war. Zweifellos dachte sie, dass ihr wertvoller Bruder sich seine Bettgefährtinnen viel zu weit unter Niveau aussuchte. Und wenn das dann auch noch unter ihrem Dach geschah, war es völlig inakzeptabel. Ein ernsthafter Affront der guten Sitten.
„Nein. Vielen Dank, Pam“, lehnte sie deshalb hastig ab. „Sie haben ohnehin schon so viel für mich getan. Ich wollte mich nur noch einmal für Ihre Gastfreundschaft bedanken und für alles, was Sie für Marlee getan haben. Es war eine Traumhochzeit. Wenn ich vielleicht das Telefon benutzen dürfte, um ein Taxi zu rufen …?“
„Natürlich. Es ist sicher am besten so“, meinte Pam kurz und betont. „Ich nehme an, dass wir Sie jetzt nicht mehr so häufig hier sehen? Jetzt, wo Marlee verheiratet ist.“
Eine ganz eindeutige Missbilligung. In Pam Harcourts Haus durfte man sich nicht fehlverhalten. Und schon gar nicht so eklatant wie Carolyn. „Es tut mir leid …“, fing sie zögernd an.
„Wir werden es nicht mehr erwähnen, Carolyn“, unterbrach Pam sie erneut. Sehr steif. Und so, als wäre Carolyn ihre Angestellte.
„Nochmals danke.“ Carolyn nickte leicht und ging rasch in die Bibliothek, um zu telefonieren.
Dann wollte sie nur noch so schnell wie möglich aus diesem Haus wegkommen. Sie lief hinaus und blieb erst am Ende der langen, von hohen Tannen umsäumten Auffahrt wieder stehen, um aufs Taxi zu warten.
Marlees Hochzeit war endlich vorüber. Für Marlee mochte sie traumhaft gewesen sein. Für sie selbst jedoch das reinste Fiasko.
4. KAPITEL
Carolyns Arbeitgeber wohnten in Wahroonga, dem ältesten First-Class-Vorort von Sydney, nicht weit entfernt vom Anwesen der Harcourts. Die breiten, von Bäumen umsäumten Straßen und die auf großen Grundstücken erbauten ehrwürdigen Häuser mit Villencharakter waren höchst beeindruckend.
Das war genau das richtige Umfeld für Carolyn. Sie liebte die täglichen Spaziergänge mit ihren kleinen Schützlingen, denn sämtliche parkähnliche Gärten boten wahre Wunder an kunstvoller Garten-Architektur. Sie führte ein spezielles Garten-Tagebuch, in dem sie sich
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