JULIA FESTIVAL Band 78: WIEDERSEHEN MIT DER GROSSEN LIEBE / DUELL DER LIEBE / VIEL ZU SCHÖN SIND DIESE NÄCHTE / (German Edition)
mobilisierte sofort ihren alten Kampfgeist.
Es war Zeit für einen Wechsel.
Seit zwei Jahren kümmerte sie sich um die beiden kleinen Söhne der Staffords. Zwei Jahre zu lang. Hier käme niemand auf die Idee, sie als Familienmitglied zu behandeln. Sie war lediglich das Kindermädchen. Und mit der Ungerechtigkeit sozialer Differenzierung konnte sie sich noch nie abfinden. Auch wenn sie unweigerlich die Tatsache akzeptieren musste, dass die feine Gesellschaft gerade nach diesem Prinzip funktionierte. Der Wert eines Menschen schien nur von seinem Wohlstand abzuhängen. Und auf der Werteskala der Staffords rangierte sie ganz sicher am unteren Ende. Nur Gauner und Verbrecher aller Sorten, die täglich für Schlagzeilen in der Presse sorgten, waren noch wertloser.
Wenn sie Jeff nicht begegnet wäre, hätte sie diese Familie vielleicht schon früher verlassen. Doch durch die Beziehung zu ihm wurde das Verhältnis zu ihren Arbeitgebern relativ unbedeutend. Und sobald ihre Verbindung offiziell geworden wäre, hätte sie sowieso gekündigt.
Carolyn seufzte leicht. Aber nur weil Jeff nun eine andere Frau als Partnerin vorgezogen hatte, hieß das noch lange nicht, dass sie sich ein ganzes Leben lang mit den unwürdigen Umständen hier arrangieren musste.
Vielleicht sollte sie ihrem Leben überhaupt eine völlig neue Richtung geben und ganz als Kindermädchen aufhören. Sie war noch immer Autodidakt, das hatte sich seit ihrer Jugend nicht geändert. So hatte sie sich mit der Zeit immer mehr Fähigkeiten angeeignet. Inzwischen beherrschte sie zum Beispiel perfektes Maschineschreiben mit einer beachtlichen Geschwindigkeit. Und sie konnte einen Computer bedienen. Einer der Schützlinge ihrer letzten „Familie“ war ein Computerfreak gewesen und hatte ihr viel beigebracht. Diese Grundkenntnisse wären sicher von Vorteil, wenn sie sich für einen speziellen Kurs anmeldete. Selbst Jeff war überrascht gewesen, wie gut sie mit dem Computer umgehen konnte.
Außerdem hatte sie den Großteil ihres Gehaltes sparen können, weil für ein Kindermädchen kaum Lebenshaltungskosten anfielen. So war im Laufe der Jahre ein anständiger Betrag zusammengekommen, der nun ein gutes Sprungbrett für eine neue Karriere bildete.
Aber es war natürlich kein Vermögen. Und das Leben in Sydney sündhaft teuer. Besonders die Mieten. Sie müsste sich damit abfinden, sehr viel schäbiger als jetzt zu leben.
Unvermutet kam ihr Cliffs Devise in den Sinn: „Ohne Einsatz kein Gewinn“. Doch für ihn gab es auch kein Risiko. Denn in jedem Fall würde er niemals in ein armes Leben mit all seinen schlimmen Begleitumständen sinken. Und am Ende der Skala war das Leben alles andere als schön.
Aber sie hatte einiges zu verlieren. Ihr Appartement hier war geschmackvoll und komfortabel eingerichtet und in warmen Terracotta- und Beigetönen gehalten. Denn für Paula Michaelsons Stolz war es wichtig, dass alles in ihrem Haus kunstvoll arrangiert war, selbst die Unterkunft des Dienstpersonals. Mit ihrer Kollektion an Topfpflanzen hatte Carolyn ihm eine persönliche Note beigefügt. Außer ihnen besaß sie nur noch ihre Kleidung, die Stereoanlage und ihre Sammlung an CDs und Büchern. Was anderes benötigte sie nicht. Sogar ein Fernseher wurde bisher immer von ihren Arbeitgebern gestellt.
Zwar war die Einrichtung des Raumes einfach und zweckmäßig, aber sie wusste, dass sie für ein vergleichbares Appartement in Sydney und Umgebung niemals die Miete aufbringen könnte. An einer Wand befand sich die Einbau-Küche, die durch eine Bar von der Lounge getrennt wurde. Der Schlafraum war extra und schuf mit seinen vielen Einbau-Schränken ein beachtliches Volumen für Carolyns Habe. Ein schmales Bad grenzte an den Schlafraum.
In dieser Hinsicht waren die Staffords also äußerst großzügig. Sogar über den Kombi durfte sie frei verfügen, wenn er nicht gerade für andere Zwecke gebraucht wurde. Als Gegenleistung erwartete man natürlich Höchsteinsatz von ihr. Die Belange der Staffords hatten immer Priorität, und wenn es Geschäft oder gesellschaftliche Verpflichtungen erforderlich machten, musste Carolyn ihnen auch zu den unmöglichsten Zeiten zur Verfügung stehen. Aber es war immer nur ein Einschnitt in ihre persönliche Freiheit, niemals harte Arbeit. Denn selbst wenn sie nachts die Kinder hüten musste, standen ihr Fernseher, Bücher oder Videorecorder zur Verfügung.
Und trotzdem. Es wurde ganz entschieden Zeit für einen Wechsel.
Doch es gab keinen Grund,
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