JULIA FESTIVAL Band 78: WIEDERSEHEN MIT DER GROSSEN LIEBE / DUELL DER LIEBE / VIEL ZU SCHÖN SIND DIESE NÄCHTE / (German Edition)
einfach hinter sich ins Schloss fallen, stürzte zum Schreibtisch, griff nach dem Telefonhörer und fragte aufgeregt: „Ja, Jeff?“
„Bist du es, Carolyn?“ Jeffs Stimme hörte sich merkwürdig steif und gepresst an.
„Ja. Was ist los? Bist du schon am Flugplatz?“
Er räusperte sich. „Schau, Carolyn …“, fing er zögernd an. „Ach, ich weiß nicht so recht, wie ich’s dir sagen soll …“
„Dann kannst du nicht kommen?“, fragte sie enttäuscht.
„Es tut mir leid“, seufzte er und räusperte sich wieder. „Aber es gibt auch ganz einfach keinen Grund mehr dafür.“
„Keinen Grund?“, wiederholte Carolyn verständnislos. Was um alles in der Welt sollte das heißen?
„Ich hab hier jemand kennengelernt. Dieses Mädchen …“ Jeff stockte. Eine unbehagliche Pause entstand, denn Carolyn war zu geschockt, um auch nur ein Wort herauszubringen. Jeff hatte eine andere!
„Carolyn, bist du noch da?“, fragte er nach einer Weile besorgt.
Carolyn schluckte mühsam. Ihre Kehle war noch immer wie zugeschnürt. „Ja“, presste sie schließlich tonlos heraus.
„Wie soll ich es dir nur erklären?“, stöhnte er verzweifelt.
Carolyn umklammerte den Hörer fester. Dann atmete sie tief durch. „Versuch’s einfach“, forderte sie Jeff eisig auf. Er schuldete ihr zumindest die Wahrheit. Und wenn es etwas in ihrem Leben gab, worauf sie stolz war, dann war es die Tatsache, dass sie sich nichts vormachte, sondern sich der Realität stellte. Gleichgültig, wie unangenehm und hart sie auch sein mochte.
„Carolyn, du weißt ja, dass der Job hier viel Zeit beansprucht …“, fing er zögernd an. Doch dann brach die Wahrheit aus ihm heraus. „Aber es ist nicht nur der Job. Ich komme mir so schäbig vor, es dir einfach am Telefon zu sagen. Aber direkt wäre es noch viel schwerer. Und einfach zu Marlees Hochzeit zu kommen und vorzugeben, es wäre nichts geschehen … nein. Außerdem sind die Flugkosten wahnsinnig teuer.“ Er machte eine Pause.
Doch Carolyn tat ihm nicht den Gefallen, schon jetzt etwas zu erwidern. Erwartete er denn allen Ernstes, dass sie verständnisvoll reagierte? Wo er sie so schonungslos mit einem Treuebruch konfrontierte? Noch dazu am Telefon und ausgerechnet heute?
Schließlich sprach er weiter. „Dieses Mädchen, das ich kennengelernt habe … Nun, ihr Vater hat mir eine sehr interessante Position in seinem Unternehmen angeboten. Ich hab lange darüber nachgedacht. Und … ich werde diese große Chance ergreifen.“
Er redete und redete. Eine Rechtfertigung nach der anderen. Sie sollten beide froh sein, dass er die Wahrheit schon vor ihrer Hochzeit erkannt hatte: Es war ganz einfach nur sexuelle Anziehungskraft gewesen. Sie passten nicht wirklich zueinander. Und ihnen beiden würde somit ein böses Erwachen erspart bleiben. Carolyn würde sicher schon bald den Mann finden, den sie verdient hätte.
Carolyn hörte seine Worte. Gefühllos und wie gelähmt vor Schock, ließ sie diese Tiraden der Selbstgerechtigkeit über sich ergehen und sog jedes einzelne Wort in sich auf. Schließlich hatte sie genug gehört und legte einfach den Hörer auf.
Sie schaute auf ihre Hände. Kein Verlobungsring. Kein Trauring. Jeff würde nicht mehr zurückkehren. Nicht mehr, wie versprochen, mit ihr zum Juwelier gehen, um die Ringe zusammen auszusuchen.
Benommen ließ sie sich in den breiten Ledersessel hinter dem Schreibtisch fallen. Ganz langsam drang ihr die Bedeutung von Jeffs Worten ins Bewusstsein. Verzweifelt schlang sie die Arme um sich selbst, bis Schmerz und Kummer in eine tiefe, trostlose Leere übergegangen waren. Dann versuchte sie, ihre Gedanken zu ordnen.
Jeff würde nicht mehr zu ihr zurückkehren. Er würde sie nicht heiraten. Ihre Beziehung war zu Ende.
Aus. Vorbei. Für immer.
Und heute musste sie auf Marlees Hochzeit tanzen und glücklich sein. Für Marlee. Sie durfte nicht erfahren, dass Carolyns hoffnungsvolle Zukunft gerade eben in Scherben zersprungen war. Lauter hässliche, kleine Scherben.
Es gab keine Liebe mehr. Keine Liebe für Carolyn.
Es war nur sexuelle Anziehungskraft. Monoton und grausam durchlief immer wieder dieser eine Satz ihre Gedanken. Sie schloss gequält die Augen. Jeff hatte alles bekommen, was er von ihr wollte, als sie sich ihm hingegeben hatte. Er musste sie nicht mehr heiraten.
Jeff Southgate hatte gebuhlt … um ihre Zuneigung! Die liebevolle Zärtlichkeit, mit der er diesen wunderbaren Zauber zwischen ihnen geschaffen hatte … eine Lüge.
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