JULIA FESTIVAL Band 78: WIEDERSEHEN MIT DER GROSSEN LIEBE / DUELL DER LIEBE / VIEL ZU SCHÖN SIND DIESE NÄCHTE / (German Edition)
in der Nähe des Hauptbahnhofs, gleich am Broadway. Da bin ich leicht zu erreichen“, erklärte sie.
Es muss ja gar nicht so schäbig bleiben, dachte Antonia. Ich könnte die Wände gelb streichen, dazu vielleicht etwas Grün. Grün wirkt so beruhigend. Und wenn ich dann noch ein paar hübsche Bilder aufhänge und einige üppige Topfpflanzen aufstelle …
„Wofür brauchst du denn ein Büro?“, wollte Jocelyn wissen.
„Antonia gründet ein Geschäft!“, informierte Ray seine Tochter.
„Was für ein Geschäft denn?“ In Jocelyns Augen spiegelte sich deutlich Neugier wider.
„Eine Art Stellenvermittlung, die für Wiedereingliederung ins Berufsleben sorgt“, erläuterte Antonia lebhaft. „Ich habe auch noch einige andere Ideen.“
Jocelyn schüttelte ungläubig den Kopf. „Aber warum denn das Ganze?“
„Ich will es eben“, erwiderte Antonia.
Der Satz erstickte alle weiteren Fragen im Keim. Sowohl Jocelyn als auch Ray wussten genau, dass es, abgesehen von Erdbeben, Feuer oder Wirbelstürmen, nichts gab, was Antonia aufhalten konnte, wenn sie etwas wollte.
Antonia mochte das Thema nicht weiter diskutieren, weil sie befürchtete, es könnte ihr etwas herausrutschen, das sich anhörte wie Kritik an Rays Entscheidung, die Gesellschaft zu verkaufen.
Es herrschte also Schweigen im Raum. Ray und Jocelyn schienen darüber nachzugrübeln, wohin das alles wohl führen sollte.
Schließlich fragte Antonia ihre Stiefschwester, ob sie Scott Seton heute schon gesehen hätte.
„Nein, er hat Geschäftliches zu erledigen“, antwortete Jocelyn verwirrt.
Das vertiefte Antonias Vermutung, dass der Mann keine Seele besaß. Wie sonst konnte er einen so herrlichen Tag mit geschäftlichen Dingen verbringen? Bei ihr selbst war das natürlich etwas anderes, sie hatte aus humanitären Gründen gearbeitet. Scott Seton hingegen hatte es nicht nötig, sonntags Geschäften nachzugehen. Aber natürlich, er konnte sein Computerhirn einfach nicht ausschalten. Ein, zwei Dinge würde sie Scott Seton gleich morgen beibringen!
4. KAPITEL
Am Montagmorgen suchte Antonia einen hübschen Rhododendron und zwei Hängekakteen in Rays Wintergarten aus. Das Fehlen dieser Pflanzen würde Ray gar nicht bemerken. Danach lieh sie sich in einem Baumarkt diverse Farbtafeln und kaufte ein paar Haken, an denen sie die Pflanzen aufhängen konnte. Anschließend fuhr sie direkt zu ihrem neuen Büro.
Der Mann von der Telefongesellschaft war noch da. Er hatte verschiedene Werkzeuge dabei und erklärte sich sofort bereit, die Haken an der Decke anzubringen. Überhaupt war der Mann sehr nett. Er bewunderte die hübschen Pflanzen, die Antonia ausgesucht hatte, wünschte ihr alles Gute für das neue Geschäft und verabschiedete sich.
„Vielen Dank!“, rief Antonia ihm nach, holte Notizbuch und Kugelschreiber aus der Handtasche und rief bei der Transportgesellschaft an.
Antonia sprach mit den Angestellten, die dort noch bis zum Ende ihrer Kündigungsfrist arbeiteten, erzählte ihnen von ihrem Vorhaben und verabredete sich mit jedem einzelnen. Einer der älteren Lastkraftwagenfahrer sicherte ihr zu, ihr sogleich Sessel und Schreibtisch aus dem alten Büro zu bringen. Ray hatte diese Büromöbel einst eigens für sie gekauft, weshalb Scott Seton wohl kaum Anspruch darauf erheben konnte.
Zuletzt hinterließ sie bei Scotts Sekretärin die neue Adresse und Telefonnummer.
Dann wählte sie die Nummer des Camperdown Hospitals und ließ sich mit Robert Gilbert verbinden. Es stellte sich heraus, dass er Pathologe war. Antonia machte einige Bemerkungen über zwischenmenschliche Beziehungen, erfuhr einiges über Robert – und eine Menge über Pathologie. Wenn man aufmerksam zuhörte, konnten solche Unterhaltungen sehr lehrreich und nützlich sein.
Wenig später brachte der Fahrer Schreibtisch und Sessel. Nun sah das Zimmer beinah schon wie ein Büro aus.
Nach einer kurzen Mittagspause rief Antonia bei diversen Speditionen an und fragte nach freien Stellen. Sie bemühte sich, auf jede Person einzugehen, mit der sie redete. Bei einigen Personalchefs baute sie ihre Argumentation darauf auf, dass die zu vermittelnden Leute allesamt langjährige Mitarbeiter der ehemaligen Firma Clifford gewesen seien, was für Beständigkeit sprach. Andere Personalchefs legten mehr Wert auf Leistungsfähigkeit und gründliche Kenntnisse in der Industrie.
Antonia sah ihre Aufgabe darin, erst einmal herauszufinden, was die Firmen sich vorstellten. Später wollte sie ihnen die
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