JULIA FESTIVAL Band 78: WIEDERSEHEN MIT DER GROSSEN LIEBE / DUELL DER LIEBE / VIEL ZU SCHÖN SIND DIESE NÄCHTE / (German Edition)
sie die wilde Leidenschaft noch einmal empfunden. Und nun fühlte sie sich gekränkt, weil Scott einfach gegangen war, nachdem er ihr Verlangen geweckt hatte. Aber zugleich hasste sie sich, dass sie einen Mann begehrte, den sie nicht begehren durfte. Ihm lag an einer Beziehung zu Jocelyn, und das würde sich auch nicht ändern. Das hatte er ihr, Antonia, ja deutlich genug gesagt. Dass sie sich einmal geküsst hatten, bedeutete ihm offensichtlich nichts. Als kleinen Ausrutscher würde er dieses Erlebnis ansehen und schnell vergessen haben.
Antonia überlegte. Warum ist er mir vorhin so nah gekommen?, fragte sie sich. Gleich darauf fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Natürlich, er wusste, dass sie eine Schwäche für ihn hatte, und wollte sich nur über sie lustig machen. Ja, genau, darin sah er seine einzige Chance, sie zu demütigen. Welch schmutzige Rache für den Sieg, den sie über ihn errungen hatte!
Je mehr Antonia darüber nachdachte, desto wütender wurde sie. Schließlich tröstete sie sich mit der Tatsache, dass sie den Mut besessen hatte, so viel Geld von Scott zu verlangen. Allerdings verstand sie nicht, warum Scott ohne Weiteres auf ihre Forderungen eingegangen war. Das war schon ziemlich verdächtig. Ob er wohl noch einen Joker parat hielt, den er später ausspielen wollte? Eins stand jedenfalls fest – ihre Triumphgefühle waren restlos verschwunden.
Nicht einmal die Telefonate mit den wiedereingestellten Männern konnten Antonias Stimmung heben, obwohl die Männer sehr begeistert und äußerst dankbar klangen. Auch zum Streichen der Blumentöpfe hatte sie nun keine Lust mehr. Scott Seton war daran schuld. Trotzdem strich sie weiter, bis der Farbtopf leer war. Nein, sie wollte sich nicht von diesem herzlosen Kerl kleinkriegen lassen!
Sie räumte auf, wusch sich Hände und Gesicht und zog sich für den Besuch bei Lillian um. Danach betrachtete sie zufrieden ihr Büro. Unwillkürlich musste sie an Scotts Bemerkung und das Wort ‚heimisch‘ denken und rümpfte die Nase. Der hatte ja überhaupt keine Ahnung, geschweige denn Geschmack. Toll sah es jetzt hier aus! Jeder, der sie, Antonia, hier aufsuchte, würde sofort in besserer Stimmung sein, wenn er die nun sehr freundliche Atmosphäre des Raumes auf sich wirken ließ. Aber Scott Setons Problem war eben, dass er sich nur für seine eigenen Belange interessierte. Er würde sich auch bestimmt keine Gedanken darüber machen, wie man möglichst viel Geld für taube Kinder zusammenkriegen konnte. Außerdem hätte er dafür viel zu wenig Fantasie, und es wäre ihm nichts Brauchbares eingefallen.
Leute wie Scott Seton besaßen keinen oder nur sehr geringen Einfallsreichtum. Im Großen und Ganzen lebten diese Menschen wie in Zwangsjacken und dachten stets eingleisig.
Während Antonia durch die Innenstadt Richtung Osten fuhr, war sie in Gedanken noch immer beim Thema Eingleisigkeit. Als sie schließlich bei Lillian Devereux in Pott’s Point vorfuhr, hatte Antonia es dann geschafft, Scott Seton nur noch als kleines Licht anzusehen, das früher oder später erlöschen würde.
Lillian öffnete selbst. Man sah ihr an der Nasenspitze an, dass sie sich von dem Besuch eine Menge versprach, obwohl Antonia am Telefon so gut wie nichts verraten und nur in Andeutungen gesprochen hatte, um Lillians Neugier zu wecken.
„Ich wusste, dass dir etwas einfallen würde“, sagte Lillian, während sie Antonia in den so genannten ‚Salon‘ führte.
Jeder Gegenstand im Raum – Einrichtungsgegenstände, Bilder und Blumenarrangements – wirkte verspielt, aber kostbar und deutete auf Lillians große Liebe zum Detail hin.
Auf eine seltsame Weise erinnerte der Raum Antonia an Mr. Templetons Küche. Antonia setzte sich in einen antiken Sessel. Auf einem Tischchen mit Spitzendecke standen eine wunderschöne Kristallkaraffe mit Sherry und dazu passende kleine Sherrygläser.
„Du trinkst doch sicher ein Gläschen Sherry mit mir, Toni?“, fragte Lillian.
„Ja, gern“, stimmte Antonia rasch zu und dachte, dass Lillian die sie erwartende Überraschung mit einem Schlückchen Alkohol im Blut sicher besser verkraften würde.
Antonia wartete dann mit dem Trinken, bis auch Lillian sich gesetzt hatte. Schließlich machte Antonia ein feierliches Gesicht, denn sie wusste, nun musste sie hochheiligen Boden betreten.
Erwartungsvoll sah Lillian sie an. „Nun, was ist los, Toni?“
„Mrs. Devereux … Lillian … am besten ist es wohl, wenn ich nicht mit der Tür ins Haus
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