JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
Zöpfen.“
Roberta lachte. Liam Connolly war der wichtigste Mitarbeiter ihres Vaters, und die ganze Familie wusste, dass Stephen Miller ihn als seinen Nachfolger für das Amt des Gouverneurs ausersehen hatte.
„Na ja, ein einundzwanzigjähriger Mann, noch dazu einer, der so gut aussieht wie Liam, findet es vermutlich nicht so toll, von einer Vierzehnjährigen angebetet zu werden.“
„Er fand es überhaupt nicht toll“, bestätigte Sam. „An Thanksgiving hat er allen Frauen einen Kuss auf die Wange gegeben, nur mir nicht. Und dabei war ich die Tochter seines Chefs …“
„Sehr vernünftig von ihm“, meinte Bobbie. „Was meinst du, was Dad gesagt hätte, wenn erfahren hätte, dass einer seiner Mitarbeiter mit seiner Tochter …“
„Hmm … Liam ist immer ehrgeizig gewesen. Sein Beruf geht ihm über alles.“
Bobbie zog die Stirn kraus, sagte aber nichts.
„Komm schon, Bo. Er hat eine Freundin nach der anderen, aber selbst Dad ist aufgefallen, dass es nie etwas Ernstes ist. Jedenfalls nicht ernst genug, um sie bei sich einziehen zu lassen.“
„Vielleicht sucht er noch nach der Richtigen?“
Samantha hatte mit der Zunge geschnalzt. „Kann sein, aber bis er sie gefunden hat, vergnügt er sich mit jeder Menge Falschen!“
Mit einem Kopfschütteln brachte sie sich in die Gegenwart zurück und eilte zum Fahrstuhl. Ihre Mittagspause begann zwar erst in über einer Stunde, aber sie brauchte frische Luft nach diesem unangenehmen Wortwechsel mit Cliff Marlin. Sie wusste, warum er so gemein zu ihr war. Sie spielte nicht nur besser Golf als er, vor sechs Wochen hatte sie genau die Beförderung bekommen, die er sich erhofft hatte.
Zum Glück würde sie bald einen vierwöchigen Urlaub machen, und sie hatte vor, den größten Teil davon bei ihrer Schwester in England zu verbringen. Die Amtszeit ihres Vaters war leider noch nicht ganz zu Ende, sonst hätten ihre Eltern sie begleitet.
Sam hatte sich an die ernste, förmliche Art ihres englischen Schwagers erst gewöhnen müssen. Schnell hatte sie allerdings erkannt, dass er im Grunde ein geistreicher, manchmal sogar recht humorvoller Mensch war. Sicher, er hatte ihre Schwester auf die andere Seite des Atlantiks entführt, aber Bobbie war glücklich und freute sich riesig auf ihr zweites Kind mit Luke Crighton. Außerdem gehörten sie und Sam nicht zu den Zwillingen, die nichts taten, ohne einander vorher um Rat zu fragen. Dennoch gab es Zeiten, in denen Sam ihre Schwester brauchte.
Und sie war auch ein bisschen neidisch. Natürlich gönnte sie Bobbie ihr Familienglück, aber sie wünschte sich nun einmal ein eigenes Kind. So sehr, dass es fast schmerzte. Sam fühlte sich unvollkommen und litt darunter, dass ihre von Natur aus starke mütterliche Seite so unerfüllt war. Aber wie konnte sie ein Kind bekommen, wenn es keinen Mann in ihrem Leben gab?
Oben im Büro hätte sie fast den Fehdehandschuh ergriffen, den Cliff ihr hingeworfen hatte. Schlagfertigkeit und Trotz hatten ihr schon als kleines Mädchen oft Ärger eingebracht. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass sie ihm beweisen würde, wie schnell und mühelos sie einen Partner finden und ein Baby von ihm bekommen konnte. Die Versuchung war gewaltig gewesen, aber zum Glück hatte sie ihr widerstanden. Für eine Frau, die in der knallharten Computerbranche Karriere machen wollte, war es gefährlich, sich von Gefühlen leiten zu lassen.
Und auch als Tochter des Gouverneurs musste sie ihre Hitzköpfigkeit zügeln. Selbst ihre Abstammung hatte Cliff ihr vorgeworfen. Sie hatte zufällig mitbekommen, was er zu einem Kollegen gesagt hatte, als man ihr die Stelle anbot, auf die er gehofft hatte.
„Wenn ihr Vater nicht Gouverneur wäre, hätte sie keine Chance gehabt“, hatte er behauptet. „Man weiß doch, wie das läuft. Die Firma braucht Staatsaufträge und will sich mit dem Gouverneur gut stellen. Also befördert sie einfach seine Tochter …“
Sam wusste, dass das nicht stimmte. Sie hatte sich die Beförderung ehrlich verdient. Sie war ganz einfach die Bessere für die Stelle und hatte Cliff das auch in aller Deutlichkeit gesagt. Und dass sie ihn beim alljährlichen Golfturnier der Belegschaft besiegt hatte, hatte ihm dann den Rest gegeben.
Dass sie gewonnen hatte, war Liam zu verdanken. Er war ein ausgezeichneter Spieler und hatte sie nicht einmal als Teenager gegen ihn gewinnen lassen, sondern ihr geduldig gezeigt, was sie falsch machte. Und ebenso gut spielte er Schach. Und Poker, was ihn in den
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