Julia Festival ext.Weihnachten Band 05
fehlst ihr wahrscheinlich.“
„Das hat sie behauptet.“
„Vermisst du sie und deine anderen Geschwister denn nicht?“
Er zuckte die Achseln. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich meinen Halbgeschwistern nicht besonders nahestehe.“
„Aber du hast sie doch lieb, oder?“
„Wahrscheinlich“, murmelte er und rief sich in Erinnerung, dass Lucy es bestimmt nicht nachvollziehen konnte, wie es für ihn gewesen war, zwei Familien zu haben und doch in keine zu gehören.
Manchmal schaute Lucy ihn an, als könnte sie seine Gedanken lesen, als könnte sie ihn verstehen. Und das war gefährlich, denn es verleitete ihn zu dem Irrglauben, dass sie doch einiges gemeinsam haben könnten. Es erweckte die törichte Hoffnung, dass er für sie kein Außenseiter war.
„Ich rufe lieber meine Mutter an“, erklärte er schroff. „Sonst ist sie mir auf ewig böse.“
Und es gab nichts Besseres als ein Gespräch mit seiner Mutter, um ihn auf den harten Boden der Realität zurückzubringen.
10. KAPITEL
Der Nachmittag verlief nicht unbedingt so, wie Lucy sich es erhofft hatte. Banner wirkte inzwischen distanzierter denn je. Dabei hätte sie das nicht überraschen sollen. Vermutlich war es der klassische panische Rückzug eines Mannes, der jemandem nähergekommen war, als er beabsichtigt hatte.
So betrachtet, war es beinahe ein Kompliment.
Natürlich war es auch möglich, dass Banner den Austausch von Zärtlichkeiten bereute und nun versuchte, Lucy so schonend wie möglich loszuwerden.
Weil diese Möglichkeit sie aber deprimierte, hielt sie sich an die erste Erklärung. Sie wollte glauben, dass er lediglich Angst vor seinen eigenen Gefühlen hatte, was angesichts seiner Familienverhältnisse und seiner gescheiterten Ehe durchaus einleuchtend war.
Für sie stand Banner noch immer ganz oben auf ihrer Kandidatenliste. Nun ging es nur darum, ihn davon zu überzeugen.
Sie saß vor dem Kamin und kraulte Hulk zwischen den Ohren, als Banner eintrat. Er musterte sie einen Moment, brachte dann ein zögerliches Lächeln zustande. „Du scheinst einen Freund fürs Leben gefunden haben.“
Hulk lag neben ihr ausgestreckt, hatte die Augen vor Entzücken geschlossen und stieß hin und weder ein wohliges Brummen aus. „Er ist ein süßer Hund. Ich kann verstehen, dass du ihn lieb hast.“
Banner zuckte lässig die Achseln. „Er ist ganz okay – für einen Hund.“
Es betrübte Lucy schon, dass er nicht mal die Liebe zu seinem Haustier eingestehen wollte. „Hast du mit deiner Mutter gesprochen?“
„Ja.“
„Es geht ihr und dem Rest der Familie hoffentlich gut.“
„Ja.“
„Sie hat sich bestimmt über deinen Anruf gefreut.“
„Vermutlich.“
Seine Einsilbigkeit weckte Verzweiflung – und Verärgerung – bei Lucy. Schließlich wusste sie, dass er durchaus zu einem längeren Gespräch fähig war. Was wollte er ihr mit seinem Trotz beweisen?
„Du solltest dich wirklich auf den Weg machen“, meinte er schließlich. „Die Straßen könnten wieder glatt werden, wenn die Temperatur nach Einbruch der Dunkelheit sinkt.“
Lucy kraulte Hulk ein letztes Mal und stand dann auf. „Du scheinst es darauf anzulegen, mich loszuwerden.“
„Darum geht es nicht. Aber ich weiß, dass deine Familie auf dich wartet, und du willst sie doch auch sehen, oder?“
Sicherlich. Schließlich war Weihnachten ein Familienfest, und darüber hinaus hatte sie ihren Vater seit mehreren Monaten nicht mehr gesehen. Aber der Abschied von Banner fiel ihr wesentlich schwerer, als sie angenommen hatte. Denn was sich auch immer zwischen ihnen entwickelt hatte, war viel mehr als nur eine flüchtige Verliebtheit – zumindest auf ihrer Seite.
„Warum kommst du nicht mit?“, schlug sie spontan vor. „Ich finde es eine furchtbare Vorstellung, dich hier ohne Strom alleinzulassen. Meine Familie würde dich willkommen heißen. Meine Tante Janie ist eine fabelhafte Köchin, und meine Cousins sind immer amüsant.“
Er schüttelte schon den Kopf, noch bevor sie ausgesprochen hatte. „Danke, aber ich halte nichts von Familienzusammenkünften. Außerdem muss ich arbeiten, wie du weißt. Ich habe den Auftrag kaum angefangen.“
Sie nickte, denn sie hatte im Grunde keine Zusage erwartet. „Sehen wir uns wieder?“
Nach einer langen Pause sagte er: „Du weißt, wo du mich findest. Du kannst ja gelegentlich auf dem Weg zu deiner Tante mal reingucken.“
„Tja, vielleicht tue ich das.“
Er nickte. „Gut.“
„Dann sollte ich jetzt wohl
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