Julia Gold Band 0045
ich offen sprechen darf“, begann er, wartete aber nicht erst auf die Erlaubnis, die seine Worte eigentlich verlangten, da er ein langjähriger Vertrauter und Berater des Prinzen war. „Es mag sich um das Verhalten eines schuldbewussten Mannes handeln, der sich vor einem unerklärlichen Zufall fürchtet, oder um die eines geschäftigen Mannes, der sich nicht für die Belange und Wünsche anderer interessiert. Es muss nicht unbedingt sein, dass er so agiert, weil er gewarnt wurde.“
„Wir sprechen von dem Mann, der einen meiner Diener korrumpiert hat“, versetzte Prinz Karim ruhig. Von seiner scheinbaren Gleichmütigkeit ließ sich der Sekretär nicht täuschen. Prinz Karim zeigte seinen Zorn nur dann, wenn er damit etwas erreichen konnte.
Der Sekretär senkte den Kopf. „Das stimmt, Durchlaucht. Bei meiner Ehre, mich hat er nicht verdorben.“
Prinz Karim hob abwehrend eine Hand. „Ein solcher Verdacht käme mir nicht in den Sinn, Nasir.“
„Gut“, mischte sich Prinz Rafi ein. „Dann müssen wir von der Annahme ausgehen, dass keine Informationen durchgedrungen sind, und unsere Pläne entsprechend den Umständen ändern. Es ist noch nicht alles verloren. Immerhin ist die Frau hier!“
Während Caroline wartete, ging die Sonne unter. Es wurde merklich kühler, und eine leichte Brise wehte über die Terrasse. Das schwindende Tageslicht verwandelte sich rasch in Dunkelheit, und die Nacht brachte das Licht von tausend Sternen mit sich. Die Welt wirkte wie verzaubert.
Caroline wartete. Einerseits auf Kaifar und zum anderen auf einen Rückruf. Sie hatte vergeblich versucht, David zu erreichen, hatte dann geduscht und sich umgezogen. Sie trug ein ärmelloses grünes Baumwollkleid mit breiten Trägern und einem Oberteil, das nicht zu tief ausgeschnitten war. Sollte es zu kühl werden, konnte sie ihr durchsichtiges, golddurchwirktes Tuch über die Schultern legen. Ihr Haar hatte sie gewaschen und aus der Stirn gekämmt, soweit es die widerspenstigen Locken zuließen. Dazu trug sie eine Goldkette, goldene Ohrstecker und ihren Verlobungsring.
Als ihr Vater ihr von David Percys Antrag berichtet hatte, war Caroline restlos überrascht gewesen. Sie kannte den Mann kaum. Er war ein Freund ihres Vaters, ein Antiquitätenhändler und Sammler, der Thom Langley früher einmal das eine oder andere Stück verkauft hatte. Sie war ihm nur zweimal begegnet. Zuerst dachte sie, er müsse sich aus der Ferne in sie verliebt haben, und wollte mit ihrem Vater über Davids Absicht lachen.
Dann hatte sie jedoch gemerkt, dass ihr Vater sich die Heirat wünschte. Und ihre Mutter, Louise, tat nicht etwa so, als wisse sie noch nichts von der wunderbaren Neuigkeit. Im Gegenteil. „Oh Caroline, ist das nicht herrlich? Wer hätte gedacht, dass ein Mann wie David Percy dich heiraten will!“, hatte sie so erleichtert und dankbar ausgerufen, sodass Caroline sofort verstand, David Percys Angebot war ihnen jedes Opfer wert, selbst das Lebensglück ihrer Tochter.
„Aber Mutter, er ist so …“ Caroline hielt inne, weil sie für die schreckliche Kälte, die von David ausging, kein Wort fand. In ihren Augen war er schlimmer, wesentlich schlimmer als ihr Vater.
Thomas Langley hatte schon immer die ausgeprägten Emotionen seiner älteren Tochter abgelehnt. Auf Gefühlsausbrüche jeglicher Art, ob Caroline nun die Not einer streunenden Katze oder der Ausdruck eines Gemäldes zu Herzen ging, hatte er stets mit Stirnrunzeln reagiert. Caroline hatte sich oft gezwungen, ihr Lachen zu unterdrücken, ihre Tränen zurückzuhalten, gemächlich zu gehen und leise zu reden.
„Aber Schatz, es ist ja nicht für immer“, hatte Louise ihr hastig versichert und Caroline keine Zeit gelassen, einen Einwand vorzubringen. „David wird nicht erwarten, dass du lange mit ihm verheiratet bleibst. Spätestens mit dreißig kannst du dich scheiden lassen!“
Caroline fröstelte. „Und wer bekommt das Sorgerecht für die Kinder?“
„Sei doch nicht so voreilig! David will vielleicht keine Kinder. Und später steht dir noch alles offen. Du wirst richtig Geld haben. Du kannst sicher sein, dass dein Vater darauf achtet. Und bestimmt siehst du dann noch keinen Tag älter aus als heute. Denk nur mal an die kosmetischen Hilfen, die du dir leisten kannst! Die Massagen, die Klinikaufenthalte. Ich hingegen werde sichtlich mit jedem Tag ein Stückchen älter.“
„Ewig jung auszusehen, ist für mich nun mal nicht das Wichtigste“, entgegnete Caroline nun trocken,
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