Julia Gold Band 0045
unruhig in dem herrlichen Garten auf und ab, beachtete aber weder die Blumen noch ihren Duft, weder die Springbrunnen noch das Vogelgezwitscher. Der Magen zog sich ihr zusammen aus Furcht, und ihr war fast übel. Was würde mit ihr geschehen? Was würden sie ihr antun? Was wollten sie? Warum erzählten sie ihr diesen Unsinn mit dem Prinzen?
Sie war eine Geisel. Das war ihr klar. Geld. Sicher wollten sie Geld von David. Der Gedanke daran löste Entsetzen bei ihr aus. Was würden sie tun, wenn sie es nicht bekämen? Sicherlich würde David …
„Für eines wird meine zukünftige Frau Verständnis haben müssen, und zwar bin ich aus Prinzip dagegen, bei einer Entführung Lösegeld zu zahlen“, hörte sie im Geiste Davids Worte.
Lieber Himmel, was würden sie mit ihr machen, wenn er sich weigerte? Sie konnte nur hoffen, dass David seine Meinung änderte und zahlen würde, was sie von ihm verlangten. David, flehte Caroline stumm, du hast so viel Geld, und ich habe nur dieses eine Leben!
Bitte dachte sie, meinen Brief hätte ich nicht zu einem ungünstigeren Zeitpunkt abschicken können. Würde ihr jetzt irgendwer glauben, dass sie nicht mit David verlobt war?
Das Dämmerlicht verwandelte sich in Dunkelheit, und die Sterne leuchteten am Himmel, ehe sie das Geräusch eines Motors draußen in der Gasse hörte. Der Wagen hielt an, der Motor verstummte, und gleich darauf ertönten Schritte.
Das Herz klopfte Caroline bis zum Hals, und das Blut rauschte ihr in den Ohren, als sie dem Wächter zur Tür folgte und neben ihm wartete, während er aufschloss. In dem schwindenden Licht dauerte es einen Augenblick, ehe sie den Mann erkannte, der hereinkam. Erleichterung durchflutete sie.
„Kaifar!“, rief sie. Er wandte sich ihr lächelnd zu, als sie ihm schnurstracks in die Arme lief. „Kaifar, ich dachte … ich dachte, sie hätten dich umgebracht oder sonst was! Rasch, ehe er die Tür wieder abschließt. Hier geht irgendetwas Merkwürdiges vor. Wir müssen machen, dass wir hier rauskommen.“
„Caroline“, hielt er sie sacht zurück, und da erst fiel ihr auf, dass der Wächter, der die Tür aufgeschlossen hatte, sich verneigte. „Es tut mir leid, aber ich bin aufgehalten worden.“
Hinter ihr tauchte Jamil auf. „Guten Abend, Hoheit“, grüßte er. Sie spürte Kaifars Kopfschütteln deutlicher, als sie es sah.
Auflachend löste Caroline sich von ihm. Teils war sie verwirrt und teils erleichtert.
„Kaifar, was um Himmels willen ist denn nun los?“, forschte sie nervös. „Treib kein Spiel mit mir! Wer sind diese Männer? Sie haben mein Gepäck aus dem Hotel geholt und wollten mich nicht gehen lassen. Sie …“
Ein simples Mittel brachte sie zum Schweigen. Er legte seine Hand auf ihren Arm. „Es tut mir leid, dass du Angst bekommen hast, Caroline. Es gibt viel zu erklären. Ein Essen wartet auf uns. Lass uns nach oben gehen, und ich werde dir alles sagen.“
Caroline stemmte sich gegen den sanften Druck seiner Hand, während eine ganz andere Furcht sie erfasste. Sie schaute in seine dunklen Augen, in denen sich das Licht aus der Ferne widerspiegelte.
„Nein“, wehrte sie sich und war bemüht, keine Panik zu zeigen. „Nein, ich will auf der Stelle diesen Ort verlassen. Lass uns woanders essen gehen.“
Er schaute sie an. Während Caroline seine Worte hörte, schien die Nacht um sie herum kalt zu werden. „Caroline, verlang das nicht von mir, sondern komm mit nach oben.“
„Mach die Tür auf, Kaifar!“, beharrte sie. Was war sie für eine Närrin gewesen! Warum hatte sie ihm nur vertraut, ohne etwas über ihn zu wissen? Lieber Himmel, was würde er ihr antun?
„Das kann ich nicht“, erklärte er betrübt.
Sie starrte ihn an. „Bin ich deine Geisel, Kaifar?“
Er begegnete ihrem Blick. Sie schloss die Augen. Seltsam, dass ihre Augen so brannten, obwohl ihr am ganzen Körper kalt war.
„Du Schuft!“, stieß sie tonlos hervor.
„Ich kann verstehen, dass du wütend bist.“
Sie überging seine Worte. „Deine Geisel oder die von jemand anderem?“
„Meine“, erwiderte er mit diesem besitzergreifenden Unterton in der Stimme, den sie noch vor wenigen Stunden erotisch gefunden hatte.
„Warum sagen sie, du wärst ein Prinz? Bist du ein Prinz?“ Ihre Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. Sie fühlte sich seltsam empfindungslos.
„Caroline, komm mit nach oben. Dort können wir über alles in Ruhe reden“, drängte er sie erneut. „Es gibt so vieles, was ich dir erzählen will, was du
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