Julia Gold Band 0045
einen Vorteil daraus ziehen will?“
Er lächelte und runzelte die Stirn. „Caroline, du befindest dich in meinem Palast.“
Sie schaute sich um. Das erklärte natürlich eine Menge. „Tatsächlich?“
„Dies ist ein privater Bereich des ehemaligen Harem, der über Jahrhunderte von weiblichen Staatsoberhäuptern fremder Länder benutzt wurde. Zu Lebzeiten meines Großvaters war Königin Viktoria in diesen Räumen untergebracht.“
Plötzlich verlor sie ihre ganze Abwehr. Sie senkte den Kopf und schüttelte ihn stumm. „Es kümmert mich nicht, wer du bist.“
„Aber das sollte es. Es ist wichtig, dass du begreifst, um was es geht. Du sollst sehen, dass ich die Wahrheit sage. Komm mit.“
Er stand auf, während er sprach, dann gab er dem Kellner einen Befehl und fasste nach Carolines Stuhl. Er führte sie den Flur entlang, an dessen Ende eine schwere Tür war. Caroline versuchte die Angst abzuschütteln, die sie empfand. Jetzt war sie machtlos, und was immer er ihr antun wollte, es spielte keine Rolle, wo es geschah.
Sie folgte ihm durch zahlreiche Räume und endlose Flure. Alles war so wunderschön ausgestattet und aufwendig möbliert, dass es sich entweder um einen Palast oder ein Museum handeln musste. Oder um beides. Sie sah Gemälde an den Wänden, die sie von Postkarten und Reproduktionen her kannte und bei deren Anblick ihr der Atem stockte. Es waren Porträts von gut aussehenden Männern mit Bärten und Turban darunter und von Frauen, mit Juwelen geschmückt, von denen die kleinsten so groß wie Taubeneier waren. Sie bewunderte Möbelstücke, die eine erstaunliche Handwerkskunst verrieten und aus verschiedenen Jahrhunderten stammten.
Schließlich erreichten sie eine Stahltür, neben der sich ein modernes elektronisches Alarmsystem befand. Prinz Karim gab eine Nummer ein. Die Tür öffnete sich, und er ließ Caroline den Vortritt.
So viel Schmuck und Edelsteine hatte sie in ihrem Leben nicht gesehen. Es verschlug ihr die Sprache. Dass es tatsächlich Rubine, Smaragde, Saphire und Diamanten von solcher Größe gab, hätte sie sich niemals träumen lassen. Manche davon erkannte sie wieder. Es handelte sich um die Schmuckstücke, die sie auf den Porträts gesehen hatte.
In der Mitte einer Wand befand sich eine Glasvitrine, deren weißer Satinboden leer war. Dorthin führte Prinz Karim sie. „Hier hat seit dem Bau des Palastes über viele Generationen das Juwelsiegel von Shakur gelegen.“
„Wo ist die Nachbildung?“, fragte sie und gab angesichts dieser überwältigenden Beweise auf. Sie glaubte ihm … nicht, dass David den Diebstahl begangen hatte, sondern dass Kaifar über sich die Wahrheit gesagt hatte. Eine andere Erklärung gab es nicht. Auch wenn es ihr noch so unglaubhaft schien, sie musste akzeptieren, dass ihr Touristenführer, Kaifar, in Wirklichkeit der Herrscher von Westbarakat war.
„Die ist in New York. Zuerst wollten wir deinem … wollten wir Mr Percy die Gelegenheit geben, dass er ohne Erwähnung deiner Person das Siegel aushändigt. Wir haben ihn lediglich wissen lassen, dass wir von seiner Beteiligung an dem Diebstahl Kenntnis haben und ihm die Nachbildung gegen Herausgabe meines Eigentums überlassen. Er hat abgelehnt.“
„Nun, natürlich hat er das getan. Deine Spione müssen einsehen, dass sie einen Fehler gemacht haben. David war nicht der Täter.“ Doch im Stillen überlegte sie, ob das nicht der Grund für seine Kälte war. Besaß David kein Gewissen?
Prinz Karim begegnete ihrem Blick. „Es besteht kein Irrtum, Caroline, und es tut mir leid, dass ausgerechnet ich dir diese Dinge über deinen Verlobten sagen muss. Selbst wenn wir nicht den Beweis hätten, den wir haben, hätte er zum Kreis der Verdächtigen gehört. David Percy ist dafür bekannt, dass er keine peinlichen Fragen nach Eigentumsnachweisen oder Exportbescheinigungen stellt, wenn er mit den ältesten Schätzen der Welt handelt. Alle Beamten, die in ihren Ländern das Kulturgut für die Bürger erhalten wollen, fürchten seinen Reichtum.“
Darauf gab sie ihm keine Antwort, sondern stand mit gesenktem Kopf da und blickte ins Leere. Stimmte das? Sie dachte sofort an ein paar der Schätze, die David ihr gezeigt hatte. Sie hatte sich sehr gewundert, dass diese Stücke außerhalb eines Museums zu finden waren. Eigentlich wusste sie nichts über David und seine Welt, nur das, was er preisgegeben hatte.
Als hätte er ihr Schweigen missverstanden, trat Karim an einen Schaukasten neben ihr, öffnete ihn und
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