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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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lächelte noch einmal, und diesmal war es echt. »Ach,
Marcus«, sagte sie und strich ihm das Haar aus der Stirn. Sie schüttelte
den Kopf, doch sie sah nicht so aus, als wüsste sie, warum. Auch ihr hing das
Haar ins Gesicht, schnittlauchgerade wie immer. Sie versuchte es wegzublasen,
doch es fiel gleich darauf wieder zurück. Schließlich schob sie es sich mit
den Fingern hinter die Ohren.
    Doch es fiel ihr prompt wieder ins Gesicht.
    »Du siehst müde aus«, sagte er mir
heiserer Stimme.
    »Sagt der Mann, der die Augen nicht offen
halten kann.«
    »Touché«, erwiderte er, und es gelang ihm, die Bemerkung mit
einer kleinen Bewegung des Zeigefingers zu unterstreichen.
    Sie schwieg einen Moment und fuhr dann auf. »Möchtest du etwas
trinken?«
    Er nickte.
    »Tut mir leid. Das hätte ich dich gleich fragen sollen, als du
aufgewacht bist. Du hast bestimmt schrecklichen Durst.«
    »Nur ein bisschen«, schwindelte er.
    »Mrs Wetherby hat einen Krug Wasser dagelassen«, sagte sie
und griff nach etwas auf dem Tisch hinter ihr. »Es ist zwar nicht kalt, aber
bestimmt trotzdem erfrischend.«
    Er nickte noch einmal. Bis auf kochendes Wasser wäre alles
erfrischend gewesen.
    Sie wollte ihm ein Glas reichen, erkannte dann aber, dass er es in
seiner momentanen Lage nicht würde gebrauchen können. »Hier, ich helfe dir
auf«, sagte sie und stellte das Glas wieder auf den Tisch. Sie umfasste
ihn und hievte ihn mehr mit Entschlossenheit als Kraft hoch, bis er im Bett
saß. »Na also«, sagte sie und klang dabei genauso effizient wie eine
Gouvernante. »Jetzt stecken wir noch, ähm, die Decke fest, und dann geben wir
dir das Wasser.«
    Er blinzelte ein paarmal, und das so langsam, dass er sich nie
ganz sicher war, ob er beim nächsten Mal die Augen aufbekommen würde. Er trug
kein Hemd. Komisch, dass ihm das jetzt erst auffiel. Noch komischer war, dass
er für ihr mädchenhaftes Zartgefühl einfach kein Interesse aufbringen konnte.
    Vielleicht errötete sie. Er konnte es nicht sagen, es war zu
dunkel dazu. Aber es spielte keine Rolle. Das hier war Honoria. Sie war ein
guter Kerl. Ein vernünftiger Kerl. Der Anblick seiner bloßen Brust würde sie
nicht auf immer verstören.
    Er nahm einen Schluck Wasser, dann noch einen, bemerkte dabei
kaum, wie es ihm über das Kinn lief. Lieber Gott, es fühlte sich so gut an in
seinem Mund. Seine Zunge war so dick und trocken gewesen.
    Honoria murmelte etwas in sich hinein und wischte ihm dann das
Wasser mit der Hand ab. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich habe kein
Taschentuch.«
    Er nickte langsam. Die Berührung ihrer Finger an seiner Wange
fühlte sich irgendwie vertraut an. »Du warst vorhin auch schon da«, sagte
er.
    Fragend sah sie ihn an.
    »Du hast mich berührt. An der Schulter.«
    Um ihre Lippen spielte ein leises Lächeln. »Das war gerade
eben.«
    »Wirklich?« Er ließ sich das durch den Kopf gehen. »Oh.«
    »Ich bin schon seit einigen Stunden hier«, sagte sie.
    Er hob das Kinn. »Danke.« War das seine Stimme? Verdammt, er
klang schwach.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie
erleichtert ich bin, dich hier im Bett sitzen zu sehen. Ich meine, du schaust immer noch
schrecklich aus, aber schon viel besser als zuvor. Du redest. Und das, was du
sagst, klingt vernünftig.« Sie rang die Hände in einer nervösen,
vielleicht sogar etwas panischen Geste. »Was mehr ist, als ich im Augenblick von
mir behaupten kann.«
    »Sei nicht albern.«
    Sie schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab. Aber er sah, wie
sie sich rasch mit der Hand über die Augen wischte.
    Er hatte sie zum Weinen gebracht. Sein Kopf neigte sich etwas zur
Seite. Allein der Gedanke erschöpfte ihn. Es war herzzerreißend. Er hätte
Honoria nie zum Weinen bringen wollen.
    Sie ... sie sollte doch nicht ... Er schluckte. Er wollte nicht,
dass sie weinte. Er war so müde. Er hatte nicht das Gefühl, als wüsste er
sonderlich viel, aber das wusste er.
    »Du hast mir Angst gemacht«, sagte sie. »Das hättest du bestimmt
nie für möglich gehalten.« Sie klang, als versuchte sie, mit ihm zu
scherzen, aber er erkannte, dass sie nur so tat. Er wusste die Mühe jedoch zu
schätzen.
    »Wo ist Mrs Wetherby?«, fragte er.
    »Ich habe sie zu Bett geschickt. Sie war
völlig erschöpft.«
    »Gut.«
    »Sie hat sich wirklich rührend um dich
gekümmert.«
    Er nickte noch einmal, eine winzige
Bewegung, von der er hoffte, das sie sie sehen konnte. Die Haushälterin hatte
ihn schon einmal gesund gepflegt; elf war er damals gewesen. Sein

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