Julia Saison Band 13 (German Edition)
gute Freundin von mir“, meinte Daisy. „Sie hat mich mehr oder weniger aufgezogen.“
Die Frau streifte sie mit einem flüchtigen Blick. „Sind Sie mit ihr verwandt?“
Daisy versteifte sich unwillkürlich, was jedoch nur Parker bemerkte. „Nicht blutsverwandt“, gab sie zu.
Sie hatten überlegt, ob er seine Verwandtschaft mit Tillie erwähnen sollte, hatten aber davon Abstand genommen. Der Name Sutcliffe konnte Liza Brett womöglich dazu verleiten, ihnen falsche Informationen zu geben, falls sie der Typ wäre, der eine Belohnung für ihre Dienste erwartete. Außerdem wäre die Gefahr gegeben, dass sie die Story, wie der große Sutcliffe sie über seine Familie ausfragte, an eine Zeitung verkaufen würde.
„Aber wir standen uns sehr nahe“, fügte Daisy hinzu. „Sie hat mich bei sich aufgenommen, als ich sechzehn war.“
„Na ja, Tillie hat ständig irgendwelche verlassenen Tiere aufgenommen, Menschen mit Problemen oder Männer, die den Eindruck machten, dass sie gerettet werden müssten.“
„Sie hatte ein großes Herz“, stimmte Daisy zu.
„Manchmal. Jedenfalls dachte ich das, bis ich merkte, dass sie den Mann haben wollte, in den ich verliebt war“, erzählte Liza. „Als er Interesse an ihr zeigte, hat sie unsere Freundschaft sehr schnell vergessen.“
Daisy machte eine bedrückte Miene. „Wollen Sie damit sagen, dass Tillie Sie schlecht behandelt hat?“
Liza zögerte. „Ich behaupte nicht, dass sie ihm nachgelaufen ist. Aber sie hat ihn auch nicht abgewiesen.“
„Das war der Grund für das Ende Ihrer Freundschaft?“, fragte Parker.
„Hauptsächlich. Ein Mann kann eine Frau dazu bringen, große Dummheiten zu machen.“ Dabei sah sie Daisy an, während sie Parker einen finsteren Blick zuwarf. Ganz offensichtlich mochte sie ihn nicht, doch das war ihm egal.
„Was heißt ‚hauptsächlich‘?“, hakte er nach. „Ist denn noch etwas anderes zwischen Ihnen passiert?“
„Das geht Sie nichts an“, gab sie gereizt zurück.
Mit einem bittenden Ausdruck in ihren schönen braunen Augen sah Daisy ihn an, und Parker schwieg.
„Wir wollen Ihnen keine Schwierigkeiten machen, Ms Brett“, meinte Daisy beschwichtigend. „Wir möchten nur etwas über Tillie herausfinden. Da Sie gut befreundet waren, hatten wir gehofft, dass Sie vielleicht etwas über ihre Vergangenheit wüssten. Mehr wollen wir gar nicht.“
Komischerweise wirkte Liza dadurch keineswegs besänftigt, sondern eher noch angespannter. „Warum ist Tillies Vergangenheit jetzt noch wichtig? Sie ist doch tot.“
„Sie hat Verwandte“, erwiderte Daisy.
„Und wieso reden die dann nicht mit mir?“
„Das geht nicht. Sie haben uns gebeten, die Lücken in Tillies Geschichte zu füllen. Es ist wichtig. Es geht um Leben und Tod.“
„Ha, jetzt weiß ich, dass Sie lügen! Tillie wurde von ihrer Familie ausgestoßen. Sie haben sie weggeschickt, weil sie Probleme gemacht hat. Sie war eine Rebellin, hat gerne getrunken. Schließlich hat sie einen Laden überfallen und eine Menge Geld und anderes Zeug geraubt“, berichtete Liza. „Es war mehr eine Sache der Rebellion als sonst was.“
Sie holte tief Luft. „Ihre Schwester war mit einem reichen Mann verlobt, und Tillie wollte nicht, dass sie ihn heiratet. Sie glaubte, er würde die Hochzeit absagen, wenn sich herausstellte, dass Deannas Schwester eine Kriminelle war. Aber Deanna hat davon erfahren und ist Tillie gefolgt. Um die Sache zu vertuschen, fuhr Deanna schließlich selbst den Fluchtwagen, damit Tillie entkommen konnte. Dann sind sie erwischt worden, und es kostete große Mühe, die Polizei und den Ladenbesitzer davon zu überzeugen, beide Augen zuzudrücken.“
Liza geriet richtig in Fahrt. „Der Deal war, dass sie Tillie laufen lassen und Deannas Name aus der Sache herausgehalten würde, wenn Tillie den Bundesstaat verließ und nie wieder Kontakt zu ihrer Schwester aufnahm. Deannas Verlobter war bereit, alles dafür zu tun, um seinen Ruf zu wahren. Falls Tillie nicht einverstanden gewesen wäre, hätte er nicht nur die Verlobung gelöst, sondern Deanna auch noch durch den Dreck gezogen.“
„Hört sich nach einem Kerl an, der Deanna ohne Weiteres fallen gelassen hätte“, stellte Parker finster fest.
„Ich glaube, sie war schwanger, und er wollte das Baby. Hätte er sie fallen gelassen, hätte er keinen Druck mehr auf sie ausüben können. Aber erzählen Sie mir nicht, dass Tillies Familie sich dafür interessiert, was mit ihr passiert ist. Sonst wäre sie
Weitere Kostenlose Bücher