Julia Saison Band 13 (German Edition)
einer Viertelstunde findet die nächste Hochzeit statt. Und ich bin noch nicht umgezogen.“
„Umgezogen?“
„Ja.“ Sie wandte sich ab, drehte sich dann aber noch einmal um. „Wenn Sie mehr über Tillie erfahren möchten, schauen Sie sich unsere Hochzeiten an. Da steckt sehr viel von ihr drin.“
Sie wollte gehen, hielt jedoch abrupt inne. Es wirkte so, als würde sie gleich zusammenbrechen.
„Daisy?“ In zwei langen Schritten war Parker bei ihr. Sie hatte die Hände auf den Knien und sah erschreckend blass aus. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“
Natürlich nicht. Alle Farbe war ihr aus dem Gesicht gewichen.
Abwehrend streckte sie ihre Hand aus. „Mir … geht’s gut. Bin nur ein bisschen schwindelig.“
Er wollte sie stützen, doch sie schüttelte kurz den Kopf. „Ich muss los.“ Hastig eilte sie davon.
Wenig später traf Parker auf John, der ihm mitteilte, dass es Daisy gut gehe. Allerdings wich der alte Mann seinem Blick aus, was Parker den Eindruck vermittelte, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
Bei diesem Gedanken musste er beinahe lachen. Seit er zum ersten Mal die Kapelle betreten hatte und von Daisy begrüßt worden war, hatten all seine Alarmglocken geschrillt. Diese Reise verlief wirklich nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Bisher war sie eine einzige Katastrophe.
Noch hatte er nichts Nützliches über seine Tante herausgefunden, und zudem lebten Mieter in seinem Haus, die ihn entschieden von seinem Hauptziel ablenkten. Am schlimmsten war die Tatsache, dass er sich danach sehnte, Daisy zu küssen. Eine Frau, die eine jugendliche Straftäterin gewesen war und die der Firmenvorstand garantiert nicht akzeptieren würde.
Noch immer war Parker keine Eingebung gekommen, um die Firma aus ihrer Flaute zu retten, und Fran hatte auf Jarrods Drängen hin angefangen, ihm Fotos angehender Bräute auf sein Handy weiterzuleiten. Das einzig Positive war, dass im Grunde die Dinge nicht mehr schlimmer werden konnten.
Oder etwa doch?
4. KAPITEL
Daisy stöhnte, als sie ihr Kostüm für die Hochzeit anzog. Sie wünschte, ihre Morgenübelkeit wäre berechenbarer. Dann könnte sie besser damit planen. So hatte sie sich Parker gegenüber fast verraten. Dabei war ihre Lage ohnehin schon heikel genug. Sie war ziemlich sicher, dass es ihm nicht gefallen würde, wenn ein Baby die schwierige Wohnungssuche noch weiter erschwerte.
Bislang hatte er sich als außerordentlich geduldig erwiesen, aber Daisy machte sich nichts vor. Falls sie ihm allzu viele Probleme bereiteten, würde er die Sache seinen Anwälten oder den Behörden übergeben. Was sollte sie dann machen?
Parker Sutcliffe wollte, dass sie verschwanden. Und obwohl sie jedes Mal in seinen grünen Augen zu versinken drohte, sobald sie ihn anblickte, wollte auch Daisy ihn so schnell wie möglich aus ihrem Leben haben.
Um mehr Geld zu verdienen, würde sie die Kapelle schließen und sich einen Vollzeitjob suchen müssen. Der Gedanke zerriss ihr das Herz. Diese Hochzeitskapelle war ihr Zuhause geworden. Ein Ort, an den sie hingehörte. Ihre Welt.
Aber für heute war sie ja noch da, beruhigte sie sich. Die nächste Hochzeit sollte jetzt stattfinden, und dabei würde sehr wahrscheinlich auch Parker anwesend sein.
Obwohl er ihnen wegen Romeo mehr Zeit ließ, anstatt darauf zu bestehen, dass sie den Hund abschafften, hatte das nichts weiter zu bedeuten.
Christopher hatte Daisy nach Tillies Tod auch getröstet. Es war jedoch ein großer Fehler gewesen, ihm zu vertrauen. Nachdem sie ihre tiefste Trauer über den Verlust von Tillie überwunden und gemerkt hatte, welche Dummheit sie begangen hatte, war Daisy schwanger und allein gewesen.
„Aber du bist hier“, flüsterte sie ihrem Baby zu. „Und ich werde dich nicht im Stich lassen. Du und ich, wir zwei.“
Genau. Fest entschlossen, sich nie wieder auf einen Mann zu verlassen, kam sie in die Kapelle. Sofort spürte sie ein seltsames Kribbeln.
„Was in aller Welt haben Sie denn da an?“ Parkers Stimme kam von links, keine zwei Schritte von ihr entfernt.
Erschrocken zuckte Daisy zusammen. So nah hatte sie ihn nicht erwartet.
Dann schaute sie an sich herunter. „Es ist eine Schneewittchen-Hochzeit. Ein sehr beliebtes Motiv bei uns.“
„Verstehe.“ Dennoch wirkte er ziemlich perplex.
„Schneewittchen ist wohl keins Ihrer Lieblingsmärchen? Ich mag es und identifiziere mich auch damit, denn Schneewittchen hatte sehr loyale Freunde“, sagte sie.
Parker lächelte.
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