Julia Saison Band 13 (German Edition)
nämlich für sie und ihre Freunde.
An ihr Baby wollte er dabei gar nicht erst denken.
7. KAPITEL
Daisy legte auf und rief dann gleich Parker an. „Klaus hat eine Kiste mit alten Sachen von Tillie gefunden. Nach unserem Gespräch und als ich ihm von meinem geplanten Artikel erzählt habe, fing er an, einen Schrank auszuräumen, in dem hauptsächlich Requisiten gelagert waren. Einige der Tänzerinnen haben auch ein paar Dinge dort aufgehoben. Aber vermutlich nichts Besonderes.“
„Ich mache mir keine allzu großen Hoffnungen“, stimmte er ihr zu. „Aber ich würde mir die Sachen gerne angucken. Ob Klaus etwas dagegen hat, dass wir die Kiste in mein Hotel bringen?“
„Er meinte, Sie können sie behalten.“
So kam es, dass Daisy sich einige Zeit später erneut in die Höhle des Löwen wagte.
Als sie Parker in die Hotelsuite folgte, fragte sie: „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich bleibe, um zuzuschauen?“ Sie bemühte sich, ihre Aufregung zu zügeln. Denn das hier war etwas anderes als der Kram in Tillies Zimmer. Es waren Sachen, die Tillie vergessen hatte. Möglicherweise sogar aus ihrer Anfangszeit in Las Vegas.
„Es ist doch auch Ihre Recherche“, antwortete er.
Gemeinsam gingen sie den Inhalt der Kiste durch.
„Fast alles Kostüme“, stellte er schließlich fest. „Nichts, was auf ihre Vergangenheit hindeutet.“
„Außer dem Brief“, meinte Daisy.
„Welcher Brief?“
„Einer, der im Reißverschluss-Saum eines ihrer Kostüme steckte.“ Sie hielt ihm den Brief hin. „Klaus hat es mir gesagt. Er muss für Tillie sehr wichtig gewesen sein, wenn sie ihn versteckt hat.“
Leider führte der jedoch auch nicht weiter. „Kein Hinweis auf ihre Vergangenheit“, erklärte Parker.
„Aber sie erwähnt darin eine Frau, Liza Brett, die ihr eine gute Freundin gewesen ist.“
„Ja, schon. Andererseits haben Sie doch selbst gesagt, dass Tillie viele Freunde hatte.“
„Diese Frau kenne ich nicht. Klaus sagte, dass sie vor dreißig Jahren ein paar Monate in seinem Club gearbeitet hat. Wenn Tillie und sie gute Freundinnen waren, könnte es sein, dass sie einander auch Geheimnisse anvertraut haben“, wandte Daisy ein.
„Weiß Klaus, wo sie wohnt?“
„Nein.“
Parker betrachtete den Brief. „Wenn sie noch lebt, kann ich sie finden. Aber falls sie Tillies Geheimnisse kennt und es nichts Gutes ist, wollen Sie es dann wirklich wissen?“
„Es wird nichts Schlimmes sein.“
„Und wenn doch?“
„Dann werde ich meinem Kind von der Frau erzählen, die ich kennengelernt habe.“
Mit der Hand fuhr Parker sich durch das dichte dunkle Haar. „Tut mir leid. Es kommt Ihnen sicher gefühllos vor, dass ich so kaltherzig in der Vergangenheit Ihrer Freundin grabe. Meine Methoden …“
„Sind typisch Sutcliffe?“
Er lächelte. „Sozusagen. Uns wird sehr früh beigebracht, auf eigenen Füßen zu stehen.“
Allmählich merkte Daisy, dass dies bedeutete, kein Zeichen von Schwäche zu zeigen, keine Umarmungen, keine nach außen getragene Zuneigung, oder vielleicht auch überhaupt keine Zuneigung.
„Die meisten meiner Entscheidungen richten sich danach, wie groß der emotionale Gewinn ist.“
„Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen.“
Lächelnd gab sie zurück: „Parker, Sie haben ja keine Ahnung.“ Aber vermutlich doch. Kein Kind kam ohne Gefühle auf die Welt. Seine Eltern, die ihn dazu anhielten, alle Gefühle zu unterdrücken, hatten ihm sicherlich eine qualvolle Kindheit bereitet. Kein Wunder, dass er keine Kinder wollte, mit ihren Umarmungen und klebrigen Gefühlsbezeugungen. Oder vielleicht wusste er einfach, wie wenig er imstande wäre, einem Kind das zu geben, was es brauchte. Zumindest hatte er Daisy gewarnt, wofür sie ihm dankbar sein sollte.
„Egal, wie wir an die Sache herangehen, wir sind beide an Tillies Vergangenheit interessiert“, setzte sie hinzu.
„Dann werde ich Liza Brett ausfindig machen.“
„Durch einen Detektiv?“
„Nur im Notfall. Mit Zahlen und Fakten kenne ich mich aus, die Nachforschungen kann ich also selbst übernehmen“, meinte Parker. „Wenn ich sie gefunden habe, könnte ich Sie allerdings für das persönliche Gespräch gebrauchen.“
„Ja, Sie sind manchmal etwas einschüchternd.“
„Verkrampft.“
„Beherrscht“, entgegnete Daisy.
„Sie müssen nicht nett zu mir sein. Die Wohnungssuche haben wir erst mal auf Eis gelegt.“
„Sie schon, ich aber nicht. Mir ist klar geworden, dass einfach nur abwarten und sehen, was
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