Julia Sommerliebe Band 23
kurzen Ehe mit Antonio gelernt.
„Allerdings muss ich sagen, dass ich nicht verstehe“, fuhr er fort, „wieso du nicht erwartet hast, dass ich dich persönlich sehen will.“
„Ich finde es unangemessen – unter den gegebenen Umständen“, konterte sie kühl. „Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Ich bin der Ansicht, dass wir alles ausgesprochen haben, als wir das letzte Mal zusammen waren.“
Und wie deutlich! Lebhaft erinnerte sie sich an die heftigen Worte, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte. Zornige und bittere Vorwürfe, die aber leider nicht geholfen hatten, ihren qualvollen Verlust und den Kummer über seinen Verrat zu mildern.
Antonio war so kalt, so distanziert geblieben, ja geradezu sachlich-analytisch wie ein Mediziner. Dadurch hatte er ihr zum einen das Gefühl vermittelt, keine Selbstdisziplin, keine Reife und herzlich wenig Würde zu besitzen, und zum anderen, dass ihn das alles überhaupt nicht betraf.
„Ich nehme mir das Recht heraus, anderer Meinung zu sein“, gab er steif zurück. „Das letzte Mal, als wir zusammen waren, hast du ganz allein geredet und mich überhaupt nicht zu Wort kommen lassen. Sämtliche Vorwürfe und Beschimpfungen gingen auf dein Konto, wenn ich mich recht erinnere. Jetzt möchte ich auch endlich mal etwas sagen.“
Claire umklammerte das Telefon noch fester. „Hör mal, wir sind jetzt schon seit fünf Jahren getrennt und …“
„Ich weiß sehr gut, wie lange wir getrennt sind“, unterbrach er sie – wieder einmal. „Oder besser gesagt: entfremdet. Soweit ich weiß, ist das der treffendere Ausdruck, da bisher keine formelle Aufteilung der Güter zwischen uns stattgefunden hat. Das ist einer der Gründe, warum ich jetzt hier in Australien bin.“
Ihr drehte sich der Magen um. „Ich dachte, du wärst hier, um deine Stiftung zu promoten – um den Bekanntheitsgrad weltweit zu erhöhen.“
„Das stimmt zwar, aber ich beabsichtige nicht, die vollen drei Monate mit Vorlesungen zu verbringen. Ich möchte hier auch Urlaub machen und natürlich dir eine gewisse Zeit widmen.“
„Warum?“, hakte sie misstrauisch nach.
„Wir sind immer noch rechtskräftig verheiratet.“
„Dann lass mich raten“, sagte sie gedehnt, jedes einzelne Wort mit einem guten Schuss Hohn gewürzt. „Deine aktuelle Geliebte wollte dich nicht auf diese weite Reise begleiten, und deshalb suchst du nach einem Ersatz für drei Monate. Vergiss es, Antonio. Ich bin nicht verfügbar.“
„Bist du derzeit mit jemandem liiert?“, wollte er wissen.
Seine Frage machte sie wütend. Wie konnte er auch nur denken, dass sie sich ebenso leichtfertig in amouröse Abenteuer stürzte wie er? „Warum willst du das wissen?“
„Ich möchte niemandem in die Quere kommen. Obwohl es natürlich Mittel und Wege gibt, um mit derartigen Hürden umzugehen.“
„Ja, wir alle wissen, dass dich solche kleinen Hindernisse zumindest früher nicht abgehalten haben“, entgegnete sie schnippisch. „Ich meine mich zu erinnern, vor ein paar Jahren von deiner Affäre mit einer verheirateten Frau gehört zu haben.“
„Sie war nicht meine Geliebte“, widersprach er sofort. „Die Presse macht immer ein großes Tamtam aus allem, was Mario und ich tun. Das weißt du doch. Ich habe dich gleich davor gewarnt, als wir uns kennengelernt haben.“
Claire musste Antonio zugutehalten, dass er sich alle Mühe gegeben hatte, um sie auf den Medienrummel vorzubereiten, mit dem alle „Angebeteten“ der Marcolini-Brüder rechnen mussten. Antonio und Mario, Söhne des prominenten italienischen Geschäftsmannes Salvatore Marcolini, konnten sich der Berichterstattung in den Medien nicht entziehen.
Jede Frau, die sie auch nur ansahen, wurde sofort abgelichtet und erschien groß in den Klatschspalten. Über jedes Restaurant, das sie aufsuchten, wurde berichtet, und jeder Schritt, den sie unternahmen, wurde von Hunderten Teleobjektiven verfolgt.
Claire empfand diese Medienpräsenz als lästig und beängstigend. Sie war auf dem Lande aufgewachsen und nicht an Aufmerksamkeit gewöhnt, schon gar nicht an das Interesse der Weltöffentlichkeit.
Sie war in einem kleinen Provinzstädtchen im Outback von New South Wales geboren und aufgewachsen. Das Dasein im dürren Busch bot keinen Platz für Glanz und Glitter, und in ihrem jetzigen Leben sah es nicht viel anders aus.
Als Hairstylistin in einem kleinen Salon fand sie zum Glück nicht die Beachtung, die Antonio von Kindesbeinen an zuteil geworden war.
Das war nur
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