Julia Sommerliebe Band 23
sie außer Atem und ließ einfach alles zu Boden fallen.
Sie konnte es nicht erwarten, Rachel anzurufen. Sofort warf sie sich aufs Bett, riss den Hörer von der Gabel und wählte mit zitternden Fingern. Sie kannte die Nummer auswendig und wartete ungeduldig darauf, dass die Empfangssekretärin der Anwaltskanzlei sich meldete und sie zu Rachels persönlicher Assistentin durchstellte.
Die junge Frau informierte sie, dass Rachel gerade auf der anderen Leitung sprach, und fragte, ob sie warten wollte. Bestimmt würde es nicht lange dauern. Was für eine Frage?! Natürlich wartete Abigail.
Ihr Magen schien einen Salto nach dem anderen zu vollführen. Und ihr Puls ging so unregelmäßig, dass sie beinahe befürchtete, er würde sich nie wieder normalisieren.
Und sie hielt den Hörer so fest gepackt, dass ihr die Hand wehtat. Die Sekunden kamen ihr vor wie Minuten, die Minuten wie Stunden.
„Komm schon, komm schon“, flüsterte sie und beschwor in Gedanken ihre Freundin, endlich aufzulegen und sich den wirklich wichtigen Dingen im Leben zuzuwenden.
Abigail wollte gerade frustriert aufschreien, da hörte sie erst ein Klicken und dann Rachels Stimme.
„Abby, wie schön, von dir zu hören! Wie läuft es denn so bei dir, im sonnigen Südflorida?“
„Rachel, du musst unbedingt herkommen. Sofort. Beeil dich. Ich brauche Hilfe.“
„Was ist passiert?“, fragte Rachel besorgt. „Abby, was ist los?“
Wie ein Tonbandgerät, bei dem der schnelle Vorlauf nicht zu stoppen war, erzählte Abigail ihr ohne Punkt und Komma alles.
Vom Kampf mit dem Sonnenschirm, der Kühlbox und den anderen Sachen, nachdem sie ihrer Freundin fest versprochen hatte, sich nicht im Hotelzimmer zu verstecken, bis zu der Begegnung mit Michael Mastriani. Wie er ihr geholfen und sich ungebeten auf ihr Strandlaken gelegt hatte. Wie sie Cola getrunken und sich einfach nur unterhalten hatten.
Sie schloss mit seiner Einladung zum Abendessen und ihrem fast panischen Zustand, weil sie zugesagt hatte.
„Hilfe!“, rief sie. „Was soll ich jetzt tun?“
„Du meine Güte, Abby, ich dachte schon, du wärst überfallen worden. Das ist ja großartig!“ Rachel atmete hörbar auf. Dann lachte sie laut los. „Okay, Süße, entspann dich jetzt mal, du schaffst das schon. Also jedenfalls herzlichen Glückwunsch! Ich freue mich riesig für dich. Dieser Typ klingt ja total heiß, richtig H-E-I-S-S.“
Abigails Mund wurde trocken, als sie an Michaels athletischen Körper dachte. An die kräftigen Oberschenkel, die muskulösen Arme, das kantige Kinn und die markanten …
Sie zügelte ihre Fantasie, bevor sie außer Kontrolle geriet. „Ja, er ist äußerst …“
„Das ist mir klar. Schnapp ihn dir, Mädchen! Zweifel keine Sekunde! Der steht auf dich!“
Sie wünschte, sie könnte die Begeisterung ihrer Freundin teilen, aber dazu war sie viel zu nervös. „Kommst du nun nach oder nicht?“, fragte sie aufgeregt.
„Sobald ich kann. Auf meinem Schreibtisch herrscht noch immer das reinste Chaos. Aber wenn ich Glück habe, kann ich in ein paar Tagen von hier weg. Bis dahin betreue ich dich telefonisch.“
„Mit so einem Mann bin ich noch nie ausgegangen“, gestand Abigail leise.
„Ich weiß“, erwiderte Rachel fröhlich. „Freu dich. Das ist doch hammermäßig toll, genieß es!“
Hammermäßig toll? In der Theorie vielleicht, aber in der Praxis war es nicht ganz so einfach.
„Wovor hast du Angst?“, fuhr Rachel fort. „Es ist kein Blind Date. Du hast mit dem Mann am Strand gesessen, ihr habt euch unterhalten, du hast mit ihm geflirtet …“
„Ich habe nicht mit ihm geflirtet“, widersprach Abigail scharf – wider ihr besseres Wissen.
„Aber du hättest es tun sollen“, unterbrach Rachel sie trocken. „Na ja, das kannst du heute Abend nachholen. Euer Essen ist gewissermaßen ein zweites Date … nichts Neues, nur in einer anderen Umgebung. Das ist eigentlich gar keine große Sache.“
Keine große Sache?
Abigails Blutdruck schien da anderer Ansicht zu sein … Aber sie lauschte aufmerksam, als Rachel aufzählte, wie sie sich auf den Abend vorbereiten sollte.
Sie notierte sich alles, fest entschlossen, nichts auszulassen.
Nummer eins: Mehrmals tief, ganz tief durchatmen, um ruhiger zu werden.
Nummer zwei: Mittags einen Happen essen. Sonst wäre sie ja vollkommen ausgehungert, wenn sie sich abends mit Michael in der Hotelhalle traf.
Mit Sicherheit würde sie auch so ein mulmiges Gefühl im Bauch haben, und wenn ihr schlecht
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