Julia Sommerliebe Band 23
ihr Glitzerbikini nicht konkurrieren, zumal darin wenig eindrucksvolle, naturbelassene Brüste steckten.
Und aus all diesen Gründen fragte Abigail sich, was er von ihr wollte. Warum nutzte er nicht die vielen wesentlich reizvolleren Chancen, die sich ihm hier am Strand überall boten?
Sie schaute auf ihre Flasche und zupfte am Etikett. „Warum wollen Sie mich besser kennenlernen?“
„Gibt es einen Grund, warum ich es nicht tun sollte?“, entgegnete er erstaunt. „Sind Sie verheiratet? Verlobt? In festen Händen?“
„Nein.“ Nicht mehr.
„Wo liegt dann das Problem?“
Erst jetzt hob sie den Kopf und sah ihn an. „Möchten Sie denn nicht lieber Ihre Strecke zu Ende laufen oder …“ Eine atemberaubende Brünette schlenderte an ihnen vorbei, und Abigail blickte ihr nach. „Oder mit der Frau da flirten?“
Michael folgte ihrem Blick, aber höchstens eine Sekunde lang, bevor er sich wieder zu Abigail drehte und fast schüchtern lächelte. „Nein.“
Lachend schüttelte sie den Kopf und fand sich mit der absurden Situation ab. „So einfach werde ich Sie nicht los, was?“, fragte sie, obwohl sie sich keineswegs mehr sicher war, ob sie es überhaupt noch wollte.
Er legte sich auf die Seite und stützte den Kopf auf die Hand. „Nein.“
Seufzend gab sie auf. „Na gut, aber wenn ich Ihnen etwas über mich erzähle, müssen Sie es auch tun.“
„Einverstanden“, sagte er und berichtete von seiner Zeit beim Militär, von den Stationierungen in Übersee und den Kampfeinsätzen. Sein Vater war ebenfalls bei den Marines gewesen, bevor er Michaels Mutter kennengelernt hatte.
Michael selbst hatte sich schon früh entschieden, Berufssoldat zu werden.
Im Moment hatte er Heimaturlaub und verbrachte ihn bei seinen Eltern, die noch immer in dem Haus in Fort Lauderdale lebten, in dem er aufgewachsen war. Er stand den beiden sehr nahe und besuchte sie so oft wie möglich.
Danach berichtete er ihr von Camp Pendleton, wo er im Augenblick stationiert war, von einigen Freunden und der dienstlichen Alltagsroutine.
Als Abigail an der Reihe war, erzählte sie von dem Pharmaunternehmen, bei dem sie in der Forschung arbeitete und neue Medikamente entwickelte. „Für alle möglichen Krankheiten von Erkältung bis zu Krebs und Herzschwäche. Manchmal geht es nur um eine wirksamere Zusammensetzung, häufig aber auch um Präparate, die neu auf den Markt kommen und erst noch getestet werden müssen.“
Michael erkundigte sich nach ihrem Privatleben, und zu ihrem Erstaunen gab sie freimütig zu, dass sie drei Jahre lang mit Kirk zusammen gewesen und die Beziehung erst kürzlich zu Ende gegangen war.
Natürlich sagte sie ihm nicht alles.
Sie verschwieg, wie sehr sie unter der Trennung gelitten hatte, und es ging ihn auch nichts an, dass ihre Freundin Rachel diesen Urlaub geplant hatte, um sie abzulenken …
Aber sie verriet ihm mehr über sich, als sie erwartet hatte. Dafür, dass sie Michael Mastriani noch keine Viertelstunde kannte, war sie geradezu offenherzig.
Und zu ihrer Überraschung brachte er sie auch zum Lachen. Sie hätte nie im Leben damit gerechnet, dass jemand ihr helfen würde, Kirks Abgang mit anderen Augen zu sehen und sich sogar darüber zu amüsieren. Aber mit ein paar treffenden – wenn auch bei Weitem nicht druckreifen – Kommentaren und komischen Grimassen schaffte Michael es, die Trennung in ein angenehmeres Licht zu rücken.
Sie hatte in diese Beziehung mehr Gefühle investiert, als Kirk jemals wert gewesen war. Er hatte nie vorgehabt, auf Dauer mit ihr zusammenzubleiben. Leider war ihr das nie klar gewesen. Doch bei allem Schmerz musste man es auch sehen, wie es war: Jetzt war diese Episode vorbei, und das Leben ging weiter.
Sie hatte ihre Lektion gelernt, musste die Vergangenheit hinter sich lassen, zuversichtlich nach vorn schauen und sich auf bessere Zeiten freuen.
Abigail strich sich das Haar hinters Ohr und tippte mit der Flasche gegen das Bein. Michael lag noch immer ausgestreckt neben ihr, sie dagegen saß aufrecht da und hatte die Knie angezogen. Hin und wieder spielte sie mit dem winzigen Anhänger ihres Fußkettchens, aber vor allem hörte sie ihm aufmerksam zu und beantwortete seine Fragen.
Konnte es sein, dass die „besseren Zeiten“, über die sie beide eben philosophiert hatten, gerade angebrochen waren? Dass Michael genau das war, was sie brauchte, um ein neues, aufregenderes Leben zu beginnen?
Oder war dieser Gedanke zu vermessen? Vielleicht auch naiv?
So
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