Julia Sommerliebe Band 23
Nervosität?
„Woher kommen Sie?“
„Aus Ohio. Ich arbeite in der Forschungsabteilung von Carlisle Pharmaceuticals, und meine Freundin Rachel ist Staatsanwältin in dem Bezirk, in dem wir wohnen.“
Michael stieß einen leisen Pfiff aus. Aha, eine Forscherin also. Kein Wunder, dass sie sprachgewandt war. „Nett. Ist Ihre Freundin auch so attraktiv wie Sie?“
Abigail verschluckte sich vor lauter Schreck an ihrer Cola. Sie musste husten, und ihr kamen fast die Tränen, als sie nach Luft rang.
Michael klopfte ihr auf den Rücken und amüsierte sich darüber, wie leicht sie aus der Fassung zu bringen war.
„Alles in Ordnung?“, fragte er, als sie wieder normal atmete und ihre Augen nicht mehr tränten.
Sie nickte mit der Hand am Hals. Dann schraubte sie den Deckel auf ihre Flasche und stellte sie zur Seite.
„Meine Freundin ist sehr attraktiv“, antwortete sie, ohne ihn anzusehen. „Sie würde Ihnen gefallen. Wenn Sie möchten, mache ich Sie mit ihr bekannt, sobald sie hier ist.“
Jetzt war er es, der sich beinahe verschluckte. Glaubte sie allen Ernstes, dass er mehr an ihrer unbekannten Freundin als an ihr interessiert war? „Wie sieht sie aus?“, fragte er, nur aus Neugier.
Abigail befeuchtete sich die Lippen und wich seinem Blick noch immer aus. „Sie ist groß und hat eine tolle Figur. Braune Augen, langes, welliges Haar. Sie ist intelligent und selbstsicher. Die Männer lieben sie, aber sie geht nur selten aus. Ihr Beruf lässt ihr kaum Zeit dazu.“
„Und Sie denken, ich könnte sie attraktiver finden als Sie“, mutmaßte Michael.
Sie zuckte mit der Schulter, mied noch immer seinen Blick.
Er starrte auf ihre niedlichen Sommersprossen am Oberarm, bis sie ihn endlich wieder ansah. Ihre Augen funkelten nicht mehr, und die plötzliche Traurigkeit in ihrem Blick ging ihm ans Herz.
„Das tun die meisten Männer“, erwiderte sie leise.
Die meisten Männer sind Idioten, dachte er. Und Michael war in seinem Leben vieles gewesen, aber niemals ein Idiot.
„Das ist doch eigentlich gut so“, sagte er und rückte eine Handbreit näher an sie heran. „Ich habe zwar nichts gegen Konkurrenz einzuwenden. Aber dann kann Ihre Freundin sich um die anderen Männer kümmern und ich kann mich ganz darauf konzentrieren, Sie besser kennenzulernen.“
2. KAPITEL
Michael lächelte übers ganze Gesicht. Die weißen Zähne blitzten, und die schokoladenbraunen Augen leuchteten.
Seit Abigail ihn dabei ertappt hatte, wie er sie unverhohlen anstarrte, kamen die tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch gar nicht mehr zur Ruhe. Jetzt setzten sie gerade wieder zum Sturzflug an.
Warum war er bloß hier?
Natürlich war sie ihm dankbar, dass er ihr zu Hilfe gekommen war. Er hatte sich ja auch äußerst charmant benommen. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als er sich zu ihr gesetzt hatte. Warum hatte er das getan? Wieso machte er es sich auf ihrem Strandlaken bequem, wenn er ebenso gut seinen Zehnmeilenlauf fortsetzen konnte?
Vielleicht lag es an ihrem Bikini. Denn normalerweise nahmen Männer sich nicht die Zeit, mit ihr zu reden – erst recht keine wie dieser.
Mike Mastriani, Gunnery Sergeant Michael Mastriani, United States Marine Corps. Sein Name und die wohlklingende Berufsbezeichnung gefielen ihr.
Die Typen, die sich mit ihr abgaben, waren eher kopflastig – Wissenschaftler aus dem Labor oder Computerfreaks, alles keine Kerle, die sie verschwitzt anstrahlten. Aber das machte ihr nichts aus. Im Gegenteil, sie genoss es, sich mit geistreichen Menschen zu unterhalten.
Bei diesem Mann genoss sie vor allem sein Aussehen.
Abigail war ehrlich genug, es sich einzugestehen, und ihr schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen.
Schließlich durfte eine Frau auch mal oberflächlich sein und zugeben, dass breite Schultern und kräftige Arme durchaus ein erregender Anblick sein konnten. Und dass der Waschbrettbauch unter dem feuchten T-Shirt und die muskulösen Oberschenkel ihren Mund trocken werden ließen.
Und das war schon der Fall gewesen, bevor sie sein Gesicht gesehen hatte. Die markanten Züge, das kantige Kinn, die ausdrucksvollen braunen Augen, umrahmt von schwarzem, militärisch kurz geschnittenem Haar.
Er war ein Mann, der einer Frau mühelos den Kopf verdrehen konnte … der Typ Mann, vor dem sie sich immer in Acht genommen hatte. Der sich am Strand meistens dort herumtrieb, wo die vollbusigen, superblonden Schönheiten in Stringtangas im Wasser herumhüpften.
Mit deren neonfarbenen Outfits konnte selbst
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