Julia Weihnachtsband Band 26
Santa ist krank?“
Die Bürofeier fand zwei Wochen vor den Feiertagen statt, damit es keine Probleme mit Familientreffen und Urlaubstagen gab. Das Ereignis war der Höhepunkt eines langen, schwierigen Jahres, und Clay war entschlossen, dass nichts schiefgehen dürfte.
„Sag mir, dass wir einen Ersatz haben“, flehte er.
„Seine Ehefrau hat das Kostüm zurückgegeben – falls du also die Rolle übernehmen willst“, schlug Marie ihm mit einem frechen Grinsen vor.
„Sehr lustig!“ Clay zog seine Brieftasche heraus und blätterte zwei 100-Dollar-Scheine auf den Schreibtisch. „Zieh los und klau einen Santa von irgendeinem Supermarkt!“
„Du wagst es tatsächlich, Santa Claus zu bestechen?“, keuchte Marie in gespieltem Entsetzen.
„Warum nicht? Seit zig Jahren legt der gute Alte den überarbeiteten Eltern Daumenschrauben an. Das Annehmen von Bestechungsgeldern wäre nach Konsumterror und emotionaler Erpressung nur der nächste logische Schritt.“
„Als wirklich. Für jemanden, der eine Weihnachtsparty veranstalten will, klingst du nicht gerade besonders festlich.“ Und nachdem der Elektriker, der irgendetwas von Verteilerkästen murmelte, das Büro verlassen hatte, fügte sie hinzu: „Du bist nicht mehr du selbst, seit …“ Wenn seine freimütige Assistentin sich zurückhielt, war es ein Zeichen, dass sie sich große Sorgen machte.
„Seit mein Vater gestorben ist“, vollendete Clay den Satz für sie. „Du kannst es ruhig aussprechen, Marie.“
Sie trat näher zu ihm. „Du hast dich verändert, Clay. Zu der Zeit, als dein Vater das Geschäft geführt hat …“
„Er führt das Geschäft nicht mehr. Das tue ich jetzt.“
Vorsichtig zog Marie sich zurück. „Genau. Und du machst deinen Job verdammt gut. Meinst du nicht, es wird langsam Zeit, dass du wieder in der Gegenwart lebst?“
„Was glaubt du, was ich tue?“
„Du bist völlig auf die Zukunft fixiert, auf das, was du aus der Firma machen willst. Als könntest du damit auslöschen, was sie mal gewesen ist.“
Bei dem Gedanken daran, was und wie diese Firma unter der Leitung seines Vaters gewesen war, schreckte Clay zurück. Erst nach Michael Forresters Tod hatte Clay erkannt, wie skrupellos und unbarmherzig er das Unternehmen geführt hatte.
„So ist das Geschäftsleben, mein Sohn“, hatte sein Vater erklärt, „es geht nur um den Gewinn.“
Allerdings nicht für jeden, dachte Clay grimmig, denn er erinnerte sich an eine Konfrontation, ein paar Wochen, nachdem sein Vater verstorben war. Clay hatte gerade nach Hause gehen wollen, als ihn im Empfang ein älterer Mann in einem abgetragenen Trenchcoat anhielt. Nach einem Blick auf dessen blutunterlaufene Augen und die ungepflegten Haare hatte Clay ihn für einen Obdachlosen von der Straße gehalten. Bis ihn der Mann mit Namen gesprochen hatte.
„Was ist jetzt mit Ihren Versprechungen, Forrester?“, hatte er ihn gefragt. „All Ihre Lügen, die meine Enkel dummerweise geglaubt haben, dass Sie die Firma ‚aus der Krise führen‘? Mit etwas mehr Zeit hätte ich den Kredit bekommen und sie selbst aus dieser Krise geführt. Aber dank Ihnen hatte ich gar keine Chance. Hinter meinem Rücken haben Sie meine eigene Familie ausbezahlt und das Unternehmen Stück für Stück verkauft, bis nichts mehr übrig war. Nichts.“ Seine Stimme war gebrochen. Er hatte Clay beiseitegestoßen und war auf die Straße gehastet.
Clay hatte nicht versucht, ihn aufzuhalten oder mit ihm zu reden. Was gab es da noch zu sagen?
Dass keine Bank einem Unternehmen, das am Abgrund stand, einen Kredit geben würde? Dass es sein Vater gewesen war, der die Firma dieses Mannes zerschlagen hatte?
Erst auf der langen Heimfahrt fiel Clay ein, dass er keine Ahnung hatte, wer der Mann war. Dieses Geschäft hätte eines von Dutzenden sein können.
Jetzt hatte Clay damit angefangen, die Firmenphilosophie umzukehren: Statt angeschlagene Unternehmen endgültig aufzulösen, versuchte er, sie wieder aufzubauen. Als Erstes hatte er Kevin Hendrix, den Chef von „Hendrix Properties“, geschäftlich beraten und die Firma mit einer Finanzspritze vor dem sicheren Bankrott gerettet. Diese Investition hatte ihm, aber auch Kevin, schon nach kurzer Zeit einen ordentlichen Gewinn eingebracht. Auf diesen Erfolg baute Clay bei seinen Bemühungen, das Firmenimage und Vermächtnis seines Vaters komplett zu verändern.
„Ich versuche das zu machen, was mir richtig erscheint“, erklärte Clay abschließend. „Schluss mit dem
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