Julia Weihnachtsband Band 26
mit Geld gelöst werden.“
Mit ihrem alten, zerbeulten VW-Käfer hielt Holly vor dem Hopewell House. Nach einem Blick auf die mit Lichterketten festlich geschmückte Hausfront holte sie einmal tief Luft.
Normalerweise liebte sie ihre ehrenamtliche Arbeit in dieser Heimgruppe. Im Hinblick auf die Schließung hatte sie jede kostbare Minute ihrer knappen Freizeit hier verbracht. Den Kindern gelang es jedes Mal, sie aufzuheitern. Aber heute Abend fürchtete sie sich fast, das braune Sandsteingebäude zu betreten.
Aus Clays Büro war sie noch einmal in den Blumenladen zurückgekehrt. Sie hatte sich durch alle Kostümverleihe im Branchenverzeichnis telefoniert. Entweder landete sie auf dem Anrufbeantworter, oder ihr wurde mitgeteilt, dass alle Weihnachtskostüme ausgeliehen waren.
Die Autofenster waren schon von ihrem Atem beschlagen, und Holly konnte es nicht länger hinauszögern. Durch die kalte Nachtluft ging sie zum Haus.
Kaum stand sie unter dem Vordach, da öffnete ihr Eleanor Hopewell schon die Tür und winkte sie mit ihren molligen Händen gleich herein. „Komm rein, komm rein. Sonst holst du dir noch den Tod. Die Kinder sind schon ganz aufgeregt.“ Eleanors blassblaue Augen funkelten hinter der Brille.
Beinahe hätte Holly aufgestöhnt. „Eleanor …“
Bevor Holly die schlechte Nachricht überbringen konnte, stürmte Sylvia, Eleanors Schwester, in den Vorraum. „Was trödelt ihr so? Kommt ins Wohnzimmer. Mary Jane kann’s gar nicht erwarten, ihre Lieder zu spielen.“
„Miss Holly?“ Jemand zerrte an Hollys Pullover, sie blickte nach unten. Große blaue Augen unter verstrubbelten Ponyfransen blickten sie an. Sie kniete nieder, bis sie auf der gleichen Höhe wie der Dreijährige war. Sehnsucht und Hoffnung erfüllten sie. Würde man ihr die Chance geben, Lucas zu adoptieren? Um diesem kleinen Jungen, den sie so liebte, mehr zu sein als nur „Miss Holly“? „Hi Lucas!“
Mit sorgenvoller Miene fragte er: „Wie soll’n Santa da reinkommen?“
Vom Kaminsims hingen selbst gestrickte Strümpfe, und im Kamin loderte ein gemütliches Feuer. Die Erwähnung von Santa ließ Holly zusammenzucken. „Also Santa Claus …“
Eleanor unterbrach sie, bevor Holly die Nachricht loswerden konnte.
„Mach dir keine Gedanken, Lucas. Santa muss ganz schön schlau sein, um allen lieben Jungen und Mädchen Spielzeug zu bringen. Der wird sich schon was ausdenken.“
Kaum hatte Eleanor die Worte ausgesprochen, als es an Tür klingelte. Die Kinder jubelten erwartungsvoll auf. Mary Jane sprang vom Klavierstuhl auf. „Santa Claus!“„Nein, wartet!“ Das aufgeregte Trappeln kleiner Schuhe auf dem Holzboden übertönte Hollys Protest. Dass sie für die gleich folgende Enttäuschung verantwortlich war, lastete wie ein schweres Gewicht auf ihr. Sie machte sich gar nicht erst die Mühe, den Kindern in den Vorraum zu folgen.
Sie hörte, wie die Eingangstür geöffnet wurde, und Eleanors Ausruf. „Kinder, guckt mal, wer da ist!!“
Laute Rufe „Santa Claus!“, dazu ein tiefes Lachen. „Ho, ho, ho! Fröhliche Weihnachten!“
Holly sprang auf. War das möglich? Hatte es sich Charlie doch anders überlegt? Überrascht ging sie zur Tür und beobachtete, wie Eleanor und Sylvia die Kinder nacheinander einem bärtigen Mann im roten Kostüm vorstellten. Die Kleinen starrten ihn ehrfürchtig an. Santa Claus sprach mit jedem einzelnen Kind, nannte es beim Namen und zerzauste ihnen die Haare.
Holly runzelte nachdenklich die Stirn. Auch nach zwei Wochen vor dem Blumengeschäft konnte Charlie sich kaum an ihren Namen erinnern. Wieso konnte er sich plötzlich die Namen von einem halben Dutzend Kindern merken?
Als Lucas an die Reihe kam, rannte er nach einem kurzen Blick auf den weißhaarigen, rundlich aufgepolsterten Mann davon und versteckte sich hinter Hollys Beinen. Zum ersten Mal schaute sie sich Santa Claus genauer an.
Überrascht schnappte sie nach Luft, als sie in Clay Forresters unverwechselbare blaue Augen sah.
2. KAPITEL
Fassungslos und mit heftig klopfendem Herzen konnte Holly ihn nur anstarren. Clay im Santa-Kostüm, umgeben von den Kindern – die Szene wirkte wie eine lebendig gewordene Weihnachtskarte.
Jedenfalls solange man nicht allzu genau hinschaute. Dann nämlich entdeckte man seinen flirtenden Blick und sein sexy Lächeln, das der falsche Bart nicht überdecken konnte.
„Na komm, Lucas“, ermutigte Eleanor Hopewell den Kleinen, „begrüße Santa Claus. Du warst die ganze Woche so
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