Julian und das Ende der Nacht
ausgespuckt hatte, um Blut zu vergießen. Alles, was Julian wollte, war sein Gemälde und das Gefühl, dass er einmal jemandem etwas bedeutet hatte. Nun war sein Gemälde im Besitz einer äußerst attraktiven Frau, die ein enges schwarzes Kleid trug. Ihr blondes Haar war hochgesteckt. Lächelnd verließ sie das Museum. Julian schluckte schwer, als er ihr folgte. Sein Herz befahl ihm, sie am Leben zu lassen, egal wie sehr er dieses Gemälde wollte und egal wie sehr der Hunger ihn plagte, doch sein Verstand sagte ihm, dass sie nur eine Sterbliche war, sein Opfer, seine Nahrung.
***
Gabriel, Henry und Rafael durchstreiften einen in Dunkelheit gehüllten Park, als Henrys Blick durch ein Gestrüpp auf eine Person auf der anderen Straßenseite fiel.
„Was ist los, Henry? Du siehst blass aus, sogar für deine Verhältnisse.“ Gabriel folgte Henrys Blick. Rafael gesellte sich zu ihnen. „Probleme, Jungs?“ „Ein Problem namens Jared“, zischte Gabriel.
„Jared hat die Konsistenz von Staub angenommen“, erwiderte Rafael. Sein Blick wanderte auf die andere Straßenseite. „Die sehen doch alle gleich aus.“
„Das ist Jared“, bestätigte Henry. „Kennst du den Typ neben Jared?“, fragte Gabriel ungehalten. „Den habe ich noch nie gesehen.“
***
„Bist du sicher, dass sich das Buch des Bösen hier befindet?“, löcherte Leon Jared erneut, als sie ins Schaufenster eines Antiquitätengeschäfts blickten. „Ich bin sicher. Lilith sagte, in einem dieser Geschäfte muss es sein.“
„Worauf warten wir noch?“, maulte Leon ungeduldig.
„Nach dir, Bruder." Leon öffnete die braune Tür und ein schrilles Klingeln hieß ihn willkommen. Gefolgt von Jared betrat er mit dem Lächeln des Bösen den Raum, der gefüllt war mit Möbelstücken, die an eine Zeit erinnerten, die auch Leon und Jared vertraut war.
„Was kann ich für Sie tun?“ Jared näherte sich dem älteren Herrn im grauen Anzug gefährlich nah und packte ihn am Kragen seiner Jacke.
„Du wirst mir jetzt ein goldenes Buch übergeben, dessen Schrift aus Blut besteht und ich denke darüber nach, ob du am Leben bleibst.“ Ängstliche Augen durchbohrten Jared.
„Dieses Buch wurde meinen Vorfahren von einem Gott anvertraut. Wir beschützen es seit Generationen mit unserem Leben. Ich werde nicht der Erste sein, der es dir überlässt“, gab sich der Hüter des Buches tapfer.
„Leon, erledige ihn. Ich suche nach dem Buch.“ Jared stieß sein zitterndes Opfer in Leons Arme. Jared zog seinen Dolch aus dem Stiefel und reichte ihn Leon, bevor er im Hinterzimmer verschwand. „Noch irgendwelche letzten Worte?“ „Höre auf, Small Talk zu halten, erledige ihn und dann hilf mir suchen!“, rief Jared und warf ein Buchregal um. „Lebe wohl, Menschlein.“ Der Hüter des Buches stöhnte auf, als der Dolch in Leons Hand durch sein Fleisch stieß und den beigen Teppichboden rot färbte. Leon ignorierte seinen Hunger. Er ließ sein Opfer fallen und folgte Jared ins Hinterzimmer. Antike Bücher und wertvolle Gemälde lagen verstreut auf dem Boden.
„Steh da nicht herum, hilf mir, diesen Schrank zu bewegen!“ Leon legte den blutbeschmierten Dolch auf einem kleinen Tisch ab. „Was glaubst du dahinter zu finden?“ Leon eilte zu Jared, um ihm zu helfen.
„Du wirst es gleich mit eigenen Augen sehen. Auf drei! Eins, zwei und drei!“ „Gott, dieses Ungetüm hat es in sich“, stöhnte Leon und half Jared den antiken Schrank in die Zimmermitte zu tragen. „Das reicht. Stellen wir ihn ab.“ Jared blickte auf die frei gewordene Wand.
„Ein Wandtresor, wie ich vermutet habe“, stellte Jared zufrieden fest.
„Willst du das Buch befreien oder soll ich?“ Leon grinste erwartungsvoll.
„Tu dir keinen Zwang an, Bruder“, erwiderte Jared und bewegte sich langsam auf den kleinen Tisch zu, auf dem Leon seinen Dolch abgelegt hatte. Jared nahm ihn an sich und verbarg ihn hinter seinem Rücken. Kalt beobachtete Jared, wie sein Bruder die Tresortür aus den Angeln riss.
„Das Buch des Bösen. Wir haben es gefunden“, erklärte Leon stolz. „Wir sind nur noch wenige Stunden davon entfernt, Götter zu werden.“ Jared näherte sich Leon in tödlicher Absicht.
„Tut mir leid Bruder, ein Gott auf Erden ist genug.“
***
Gabriel blickte ungeduldig auf seine Armbanduhr. „Die sind jetzt schon seit zwanzig Minuten da drin.“
„Ich frag mich, was mein Bruder in einem Antiquitätengeschäft sucht.“ Henrys Blick fixierte die Tür auf der anderen
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