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Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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echter Tiere, ekelhaft. Zu meiner Ehrenrettung: Ich war völlig ahnungslos, die Löckchen von Omas altem Mantel sahen so unecht aus – ich meine, welches Tier dreht sich schon Lockenwickler ins Fell?? – und der Mantel hat mir wirklich supergut gestanden.
    Augenblicklich sind Kopfbedeckungen bei uns der letzte Schrei, allerdings hat noch niemand die blaue Fe-derkappe nachahmen können, die ebenfalls von Omas Speicher stammt. Ehrlich gesagt ist sie ziemlich scheußlich, aber mir steht sie, und ich mag es, wenn ich die Einzige bin, die etwas besitzt.
    »Mit deinem jungen, glatten Gesichtchen kannst du eben einfach alles tragen, Ellilein«, sagt Oma immer und seufzt dabei. Seit sie sechzig geworden ist, ist sie schrecklich eitel. Sie geht zweimal im Monat zur Kosmetikerin und trägt nur Sachen von Jil Sander und Armani. Leider, leider hält Oma ihre Kleiderschränke unter Verschluss, sodass ich nicht damit experimentieren kann. Immerhin, mir bleibt der Speicher und da habe ich neulich den absoluten Knüller entdeckt: Omas Brautkleid. Sie und mein Opa haben ungefähr in der Steinzeit geheiratet, als es noch üblich war, einen Busen mit in das Oberteil einzunähen. Ein bisschen blöd, wenn man schon einen Busen hat, aber sehr praktisch, wenn man noch keinen hat wie ich. Im Sommer werde ich mit Kleid und Busen zur Schule gehen und alle werden staunen.
    »Na, wie war es heute in der Schule?«, fragte Anna. Seit sie ihr Studium begonnen hat, tut sie so, als sei Schule das Wunderbarste auf der Welt. Um sie nicht unnötig neidisch zu machen, berichtete ich nur von den unangenehmen Dingen, der Neuen mit dem schönen Namen, der Gleichung mit Unbekannten, dem Geschichtstest morgen und dem Mundgeruch unseres Deutschlehrers, Alke.
    Anna verzog das Gesicht. Auch sie hatte Alke in Deutsch gehabt, sie kannte seinen Mundgeruch.
    »Wie fauliges Katzenfutter«, sagte sie.
    »Wie vergorene Milch«, ergänzte ich, und obwohl beide Geruchsrichtungen einander nicht unbedingt gleichen, nickten wir in schönstem Einvernehmen. Der Alke roch nach beidem, nach fauligem Katzenfutter und vergorener Milch.
    Mama hatte es wieder mal nicht rechtzeitig von der Arbeit nach Hause geschafft, obwohl donnerstags eigentlich ihr freier Nachmittag war. Sie war gestresst, das sah man schon an der lieblosen Art und Weise, in der sie die Verpackung der Tiefkühlbaguettes aufriss und die Dinger in den Backofen warf. Die Sorgenfalte zwischen ihren Augenbrauen sah aus wie ein Ausrufezeichen, und an ihrem Hals hatte sie rote Flecken, wie immer, wenn sie in Hektik war.
    »In der Firma ist die Hölle los«, sagte sie. Ihr linkes Auge war geschminkt, komplett mit braunem Lidschatten, Wimperntusche und Kajal, ihr rechtes war völlig nackt. Ich nahm nicht an, dass sie das mit Absicht gemacht hatte, obwohl es ihr Gesicht irgendwie interessant machte. Die zwei Seiten der Corinna R. Die junge und die alte. Die müde und die wache. Die hübsche und die hässliche. Die wahre und falsche. »Ich muss heute Nachmittag noch mal hin. Könntest du bitte Sissi zum Nachhilfeunterricht fahren, Anna?«
    »Ich schreibe Montag Klausur«, maulte Anna. »Da wollte ich eigentlich lernen und nicht Chauffeur spielen.«
    »Und du hast doch versprochen, nachher mit mir Schuhe zu kaufen«, maulte ich.
    »Herrgott noch mal!«, rief Mama. »Ihr seht doch, wie ich hier rotiere!« Und dann sagte sie, was sie ungefähr dreimal täglich sagt: »Ich habe auch nicht darum gebeten, auf einmal als Alleinerziehende mit Fulltime-Job dazustehen, ja, das war das Letzte, was ich wollte. Aber jetzt ist es nun mal so und da müssen wir alle Zugeständnisse machen! Alle außer eurem Vater natürlich, der hält sich aus allem fein raus und macht sich mit seiner Tröte ein schönes Leben.«
    »Dörte«, verbesserte Anna automatisch. Als ob Mama das nicht selber wüsste. Dörte war die neue Frau von meinem Papa, und sie konnte von Glück sagen, dass sie so gar nicht wie eine Dörte aussah. Also nicht klapprig, groß, mit durchscheinender Kopfhaut und vorstehenden, viel zu großen Vorderzähnen. Nein, Dörte sah eher aus wie eine Juana oder eine rassige Penelope. Aber das sagte ich Mama nicht, sie war so froh, dass Dörte wenigstens Dörte hieß, auch wenn sie nicht so aussah.
    »Mach dir um die Nachhilfe keine Sorge«, bot ich großmütig an. »Wir könnten doch anrufen und absagen.«
    Aber Mama wollte davon nichts wissen. »Kommt nicht infrage! Ich habe der netten Frau Gürteltier versprochen, dass wir das diesmal

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