Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
als erwartet eingetroffen sind«, erwiderte Rufus lächelnd. »Es handelt sich wohl um Piraten, wie ich gehört habe.«
»Korrekt. Wir haben eine Prise, die ich dem Hafenkommandanten übergeben möchte. Darüber hinaus habe ich Gefangene, die ich ebenfalls loswerden möchte.«
»Ich werde alles veranlassen.«
»Die Gefangenen sind auf dem Getreideschiff unter Bewachung des Trierarchen. Er wird froh sein, wenn er sie bald los wird.«
»Bereits erledigt.«
Volkert nickte zufrieden. Er wandte sich mit einem Gruß ab und ging zum Kai zurück. Eine Pflicht wollte er selbst erledigen.
Die befreiten Rudersklaven der Piraten wurden bereits ans Ufer geführt. Sie sahen jetzt um einiges besser aus als zu dem Zeitpunkt, als sie befreit worden waren. Man hatte ihre Verwundungen behandelt, so gut es ging. Aus den Beständen der Piraten hatten sie alle ordentliche Kleidung erhalten sowie Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Es blieb jetzt nur noch die Verteilung des Handgeldes.
Volkert sah schweigend zu, wie ein Mann des Trierarchen die Kiste mit den Barmitteln der Piraten an Land schleppte und vor sich aufklappte. Volkert hatte befohlen, mit dem Handgeld großzügig zu sein. Die Männer stammten aus allen Teilen des Reiches und hatten möglicherweise einen langen Heimweg vor sich. Dies war das Mindeste, was er für sie tun konnte.
In den Augen der Befreiten sah Volkert Dankbarkeit und überdies ein wenig Überraschung, dass der Offizier sein großzügiges Versprechen tatsächlich einhielt – sie waren frei, sie hatten Münzen in den Taschen und ein Bündel für die Reise bei sich. Es war eine Wendung des Schicksals, die alle vor wenigen Wochen noch für völlig unmöglich gehalten hatten.
Einer der Männer trat auf Volkert zu, nachdem das Geld verteilt worden war. Niemand hatte sich über die Summe beschwert. Alle hatten es mit stiller, freudiger Demut in Empfang genommen.
»Herr, ich möchte mich im Namen meiner Kameraden hier erneut für Eure Güte bedanken. Wir werden Euren Namen auf ewig im Gedächtnis behalten und Gott bitten, Euch bei allem zu beschützen und zu belohnen. Wir alle sind einfache Männer, ohne Einfluss und Reichtum. Mehr als Gottes Segen für Euch zu erflehen, können wir nicht anbieten.«
Volkert lächelte, etwas verlegen vielleicht, aber angenehm berührt, ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr empfunden hatte.
»Ich akzeptiere euren Dank«, sagte er laut. Alles andere wäre respektlos gewesen. »Ich schicke euch alle mit meinen besten Wünschen auf die Reise und hoffe, dass ihr eure Familien wiedersehen werdet. Eure guten Wünsche nehme ich gerne an, denn der Krieg ist noch nicht vorbei und ich kann jeden guten Willen gebrauchen, der mir angeboten wird.«
Es gab noch ein wenig Gemurmel und es wurden Hände geschüttelt, Unterarm an Unterarm, wie es römische Sitte war. Dann, nach einem kurzen Moment, während dessen die Männer etwas unschlüssig an der Kaimauer standen, lösten sich die Gruppe langsam auf, fast zögerlich, als wollten einige immer noch nicht glauben, dass sie jetzt wirklich verschwinden durften.
Volkert blieb stehen, bis auch der letzte der Befreiten im Gewimmel des Hafens untergetaucht war. Manche würden auf schnellstem Wege die Heimreise antreten. Andere würden sich hier in Afrika eine neue Existenz aufbauen wollen, entwurzelt, wie sie oft waren. Und wieder andere würden die nächste Taverne aufsuchen oder ein Badehaus und das Handgeld im warmen Wasser der Bäder, in Gesellschaft weicher Brüste der Bademädchen und mit viel Wein und Essen verprassen.
Das war aber jetzt ihre eigene Entscheidung. Sie waren frei zu scheitern und frei, sich wieder zu berappeln und ihren Weg zu gehen. Mehr hatte Volkert nicht für sie tun können, und in gewisser Weise beneidete er diese Männer. Sie genossen, vielleicht nur für kurze Zeit, eine Freiheit, die er selbst schon lange nicht mehr gehabt hatte.
Volkerts Gefängnis mochte für diese armen Teufel vergoldet erscheinen und sie hätten seinen Neid nicht verstanden, ungläubig gelächelt, einen Scherz vermutet, so er sich entsprechend geäußert hätte.
Also behielt er es für sich.
Er spürte, wie jemand an ihn herantrat. Es war Bertius mit ihrem gemeinsamen Gepäck, bescheiden, wie es war, auf dem Rücken.
»Ja, Bertius«, sagte Volkert und nickte seinem Faktotum zu. »Es geht weiter.«
»Ihr seht besorgt aus, Herr.«
Bertius kannte Volkert gut, wahrscheinlich sogar zu gut. Er war außergewöhnlich verschwiegen, was
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