Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
gelang ihm nicht recht. Unglaube machte sich in ihm breit. Das war … ihm fehlten die Worte. War er wütend? War er enttäuscht? Oder war er letztlich einfach nur amüsiert darüber, wie sich alles fügte und das Schicksal unablässig damit befasst war, ihm in die Suppe zu spucken?
Der Spanier ließ ihm einige Augenblicke, dann ergriff er wieder das Wort.
»Eine gewisse Ironie hat das alles, oder?«
»Das ist mir nicht entgangen«, rang Rheinberg sich ab. »Ich empfinde aber keine große Freude darüber.«
Theodosius nickte sinnierend.
»Jetzt treten die Zeitenwanderer gegeneinander an, als Paladine ihrer Kaiser. Das hat große Symbolkraft. Und niemand weiß besser, wie dieser Mann denkt, handelt und plant. Deswegen bleiben Sie mein Heermeister, Rheinberg. Bis zum Ende.«
»Dem Ende …«, echote sein Gegenüber mit nachdenklichem Unterton.
»Ja, dem Ende«, bekräftigte Theodosius und bedachte Rheinberg mit einem intensiven Blick. »Sorgen Sie dafür, Heermeister, dass mir dieses Ende gefällt.«
Rheinberg senkte den Kopf. Natürlich. Er musste funktionieren, das war ihm klar. Der Kaiser erwartete viel von ihm, jetzt erst recht.
Das Ende.
Ihm gefiel schon der Anfang nicht mehr.
3
Freiherr von Klasewitz war ausgesprochen zufrieden mit sich selbst. Er stand auf dem Achterdeck der Julius Caesar und schaute auf den lang gestreckten, massiven Schiffsleib vor sich hinunter. Der Blick über das Deck des großen Transporters wurde ihm durch die beiden Masten verstellt und nicht zuletzt durch den dunklen Schornstein, der sich aus dem Holzboden in die Höhe streckte und damit symbolisierte, was dieses Schiff war.
Es war eine kleine Revolution.
Von Klasewitz drehte den Kopf nach rechts. Da lag die Octavian , das eine Schwesterschiff der Caesar , ebenso wie dieses kurz vor der Fertigstellung. Er wandte den Blick nach links und sein Auge ruhte wohlgefällig auf der beinahe fertigen Konstruktion der Traian , des dritten Schiffsneubaus dieser Klasse. Es waren die größten Schiffe, die Rom jemals gebaut hatte, größer noch als die Getreidesegler, die die kostbaren Nahrungsmittel aus Afrika über das Mittelmeer transportierten. Es waren auch gänzlich andere Schiffe, hochbordig, mit einem mächtigen Kiel versehen und anderen Segeln und Takelagen. Die klassischen Rahsegler der Antike konnten weder gegen den Wind kreuzen noch eine ordentliche Wende fahren, diese drei Leviathane waren absolut dazu in der Lage.
Die in dem Rumpf eingebauten Dampfmaschinen waren viel zu schwach für die großen Schiffskonstruktionen. Dies war der Eile geschuldet, mit der von Klasewitz hatte vorgehen müssen. Tag und Nacht war an den Transportern gearbeitet worden, ebenso wie an den drei Bronzemaschinen. Sie würden alleine die Schiffe nicht nennenswert antreiben können, aber sie würden helfen bei Gegenwind, bei Manövern und zumindest etwas Antrieb leisten, wenn es Windstille geben würde. Sie machten aus diesen drei Transportgiganten die einsatzfähigsten Schiffe der römischen Flotte. Sie stellten in den Händen des richtigen Mannes eine großartige Waffe dar.
Selbstverständlich war er der richtige Mann.
»Wann können wir mit der Verschiffung der Legionäre beginnen?«
Die Stimme riss den Freiherrn aus seinen Überlegungen. Tribun Lucius Sempronus gehörte zu seinem Stab, seit der Kaiser diesen bereits vor seiner Ernennung zum Heermeister an seine Seite gestellt hatte. Klasewitz hatte im Stillen gehofft, nach seiner Beförderung von ihm befreit zu werden, aber der Tribun hing an ihm wie eine Klette, immer höflich, ja unterwürfig, niemals widersprechend, ein treu sorgender Adlatus, aber eben da. Einfach da. Drehte sich von Klasewitz um – da war Sempronus. Öffnete er eine Tür – da war der Tribun, lächelnd, mit höflicher Verbeugung. Inspizierte er eine Baustelle, ein Manöver, ein Gebäude – Sempronus inspizierte mit. Er war sein Schatten, und er war gut darin. Der Freiherr konnte ihn nicht abschütteln, denn das hieße, den Imperator selbst abzuweisen, und so viel getraute sich der neue Heermeister dann doch nicht.
Also hieß es, den Tribun zu ertragen.
Und dessen Fragen zu beantworten, denn es waren die Fragen des Kaisers.
»Jedes der Schiffe kann gut 800 Legionäre transportieren, also fast eine Legion«, erklärte von Klasewitz. »Wir können mit dem ersten Transport in einer Woche beginnen, vielleicht zwei. Die Schiffe sind fast fertiggestellt. Bis zum vereinbarten Landepunkt in Afrika werden
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