Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
Treppenabsatz, und Grant schlug Lucas auf die Nase, und Blut floss in Lucas’ Mund, und er spuckte es aus nächster Nähe in Grants gesundes Auge, und sie rollten weiter nach unten …
Dann war Grant wieder über ihm, und er richtete sich auf, tastete nach etwas, wahrscheinlich nach der Pistole, und Lucas schaffte es, seine Knie mit den Beinen zu umklammern, und Grant stürzte hin, auf den Bauch, und Lucas rollte sich auf ihn. Schaffte es, den gesunden Arm um Grants Hals zu schlingen, die Beine um Grants Körper, verschränkte die Fußknöchel, hatte Grant jetzt im Scherengriff eines Ringers.
Grant versuchte, sich aus der Umklammerung zu lösen, und sie rollten wieder ein Stück die Treppe hinunter, und Lucas ließ nicht locker, und er hörte ein Scharren auf dem Boden, und er dachte: »Er hat die Pistole«, und er drehte sich zur Seite, drückte jedoch mit seinem ganzen Körpergewicht Grant auf den Boden.
Der Schuss knallte, ein Blitz und ein Bumm! seitlich von ihm, und dann konnte Lucas die Füße gegen eine Treppenstufe stützen, und er ächzte laut, hob Grants Kopf an, drehte ihn mit letzter Kraft ruckartig zur Seite …
Grants Genick knackte wie ein brechender Ast.
Sein Körper wurde schlaff, und Lucas sank auf ihn.
Und jetzt waren da, so meinte er, nur noch Schmerz und Stille, aber er irrte sich, was die Stille anging. Einige Sekunden später, als er wieder ruhiger atmen und sich aufrichten konnte, hörte er das Schreien und Wimmern, und er erkannte, dass es von überall her auf ihn eindrang.
SIEBENUNDZWANZIG
D ie Klinik war ein Trümmerhaufen.
Ein halbes Dutzend Brände und zwei Dutzend Kämpfe unter den aus den Zellen entwichenen Insassen oder zwischen Pflegern und Insassen kamen zum Chaos der Schießereien noch hinzu. Als in einem Flügel des Sicherheitstrakts die Rauchentwicklung sehr stark wurde, brachen einige Wartungsmonteure mit einem Gabelstapler durch eine verschlossene Außentür, und verängstigte, verwirrte Patienten der Psychiatrie strömten hinaus ins Freie und zerstreuten sich über die Fläche einer halben Quadratmeile in Wäldern und auf Feldern.
Die »Großen Drei« und Grant hatten sechs Menschen getötet und acht weitere schwer verletzt. Einschließlich der vier Killer hatte es zehn Tote gegeben.
Von den drei im Käfig niedergeschossenen Personen hatte eine Frau überlebt, weil Beloit sich schnell genug um sie gekümmert und verhindert hatte, dass sie an ihrem Blut erstickte. Das Geschoss hatte den Wangenknochen, den Gaumen und den Oberkiefer der Frau durchdrungen und mehrere Zähne mitgerissen.
Die Schießerei hörte zu dem Zeitpunkt auf, als die Feuerwehr eintraf, und nun konnten sich die Krankenpfleger und drei anwesende Ärzte innerhalb der Klinik den weiteren Opfern zuwenden.
Lucas wurde zum Krankenhaus in Mankato gebracht. Sloan begleitete ihn, und er sagte immer wieder: »Kein Problem, Lucas, gar kein Problem …«
Lucas schnauzte ihn schließlich an: »Halt’s Maul, Sloan. Es ist ein verdammtes Problem.«
Die Schwerverletzten wurden mit Hubschraubern ins Regions Hospital in St. Paul oder in die Mayo-Klinik in Rochester geflogen, bis auf zwei, die sofortige Blutübertragungen benötigten. Man brachte sie zur Stabilisierung ins Krankenhaus von Mankato.
Die Untersuchung in Mankato ergab, dass Biggies Geschoss einen Bruch in Lucas’ linkem Oberarm verursacht hatte. Die Kugel selbst steckte noch unter der Haut an der Rückseite des Arms; Lucas konnte sie mit der gesunden Hand deutlich fühlen.
»Was passiert jetzt?«, fragte er den Arzt. »Wird man den Arm schienen müssen oder so was?«
»Mehr als das«, antwortete der Doc. »Man wird operieren und den Bruch verschrauben müssen, damit der Arm wieder richtig zusammenwächst. Das wird eine recht komplizierte Sache.«
Nach einem Gespräch mit Sloan bestand Lucas darauf, ins Regions Hospital in St. Paul gebracht zu werden. Man flog ihn zusammen mit einem der schwer verletzten Opfer, das inzwischen in Mankato stabilisiert worden war, dorthin.
Wie in Mankato sagte man ihm auch im Regions Hospital, dass man operieren müsse, um den gebrochenen Knochen zu verschrauben. Er müsse sich darauf einstellen, für drei bis sechs Monate einen Gipsverband zu tragen, und danach sei eine längere Rehabilitation fällig.
»Werde ich einen bleibenden Schaden davontragen?«, fragte er. »Irgendwelche Funktionsstörungen?«
»Das glaube ich nicht«, antwortete der Arzt. »Vielleicht eine kleine Gefühlsschwäche auf der
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