Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) (German Edition)
es taten, erschien das Häuschen genau so, wie sie es seit ihrer Kindheit in Erinnerung hatte: klein, hell, sauber und voll mit Pflanzen, Kräutern und Tränken jeder nur erdenklichen Sorte.
„Legt ihn bitte hier hin.“, wies Illepra die Männer an. So ernst hatte sie Gwen noch nie zuvor gehört. „Auf das Bett in der Ecke. Zieht ihm das Hemd und die Schuhe aus. Und dann verlasst uns.“
Akorth und Fulton taten, wie ihnen geheißen wurde. Als sie aus der Türe eilten, ergriff Gwen Akorth’s Arm.
„Steht Wache vor der Tür.“, befahl sie. „Wer auch immer letzte Nacht versucht hat Godfrey zu töten, wird vielleicht noch einmal versuchen in umzubringen. Oder mich.“
Akorth nickte und er und Fulton verließen das Haus und schlossen die Tür hinter sich.
„Wie lange ist er schon so?“, fragte Illepra ohne Gwen auch nur anzusehen während sie an Godfrey’s Seite kniete und begann, sein Handgelenk, seinen Bauch und seine Kehle abzutasten.
„Seit letzter Nacht.“, antwortete Gwen.
„Seit letzter Nacht!“, echote Illepra und schüttelte besorgt den Kopf. Sie untersuchte ihn lange stumm und ihr Gesichtsausdruck verdunkelte sich.
„Es steht nicht gut um ihn.“, sagte sie schließlich.
Sie legte eine Hand auf seine Stirn und dieses Mal schloss sie dabei die Augen, atmete langsam. Gwen kam es wie eine Ewigkeit vor. Eine tiefe Stille durchdrang den Raum, und Gwen begann, ihr Zeitgefühl zu verlieren.
„Gift“, flüsterte Illepra schließlich, die Augen noch immer geschlossen, als ob sie seinen Zustand alleine durch die Berührung ihrer Hand lesen könnte.
Gwen hatte schon immer ihre Fähigkeiten bestaunt; nicht ein einziges Mal war sie falsch gelegen, solange sich Gwen erinnern konnte.
Sie hatte mehr Leben gerettet, als manche Armee genommen hatte. Gwen fragte sich, ob sie die Fähigkeiten erlernt, oder in die Wiege gelegt bekommen hatte; Denn auch Illepra’s Mutter war eine Heilerin gewesen, genauso wie auch deren Mutter zuvor. Und dennoch hatte Illepra jede wache Minute ihres Lebens damit verbracht, die Heilkunst zu studieren.
„Ein sehr starkes Gift.“, fügte Illepra hinzu, selbstbewusster. „Eines, das mir nur selten begegnet. Es ist teuer. Wer versucht hat, ihn zu töten, wusste was er tat. Es ist fast unglaublich, dass er noch am Leben ist. Er muss viel stärker sein, als es den Anschein hat.“
„Das hat er von unserem Vater“, sagte Gwen. „Er hatte die Zähigkeit eines Stieres. Alle McGil Könige waren so.“
Illepra durchquerte den Raum und begann, verschiedene Kräuter auf einem Holzblock zu mischen. Sie zerkleinerte und mahlte sie und fügte eine Flüssigkeit hinzu. Das Ergebnis war eine zähe grüne Paste, die sie dick auf Godfrey’s Hals, unter seinen Armen und auf seiner Stirn auftrug. Als sie fertig war, ging sie wieder auf die andere Seite des Raumes und füllte mehrere farbige Flüssigkeiten in ein Trinkgefäß. Sie waren rot, braun und violett.
Als sie sich vermischten, zischte und blubberte der Trank. Sie rührte ihn mit einem langen hölzernen Löffel, dann eilte sie zurück zu Godfrey und tropfte etwas davon auf seine Lippen.
Godfrey rührte sich nicht; Illepra griff unter seinen Kopf und hob ihn mit ihrer Hand an, um die Flüssigkeit in seinen Mund zu träufeln. Das meiste davon lief seitlich heraus und über seine Wangen, doch er schluckte auch ein wenig.
Illepra tupfte die Flüssigkeit von seinem Gesicht, lehnte sich endlich zurück und seufzte.
„Wird er leben?“, fragte Gwen panisch.
„Vielleicht.“, antwortete Illepra düster. “Ich habe ihm alles verabreicht, was ich gegen das Gift habe. Aber das ist nicht genug. Sein Leben liegt in den Händen des Schicksals.“
“Was kann ich tun?”, fragte Gwen.
Sie wandte sich Gwen zu und blickte sie ernst an.
„Bete für ihn. Es wird eine lange Nacht werden.“
KAPITEL FÜNF
Kendrick hatte noch nie zuvor so sehr geschätzt was Freiheit – wahre Freiheit – bedeutete. Bis zu diesem Tag. Die Zeit, die er eingesperrt in einem Kerker verbracht hatte, hatte seine Sicht des Lebens verändert. Nun schätzte er jedes noch so kleine Ding – das Gefühl der Sonne, den Wind im Haar, einfach draußen zu sein. Auf seinem Pferd zu reiten, die Erde unter den Hufen vorbeischnellen zu spüren, wieder in einer Rüstung zu stecken, seine Waffen zurückzuhaben und mit seinen Waffenbrüdern zu reiten ließen ihn fühlen, als wäre er aus einer Kanone geschossen worden – sorglos wie nie zuvor.
Kendrick
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