Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"
Hunde frei, zwei
Schäfer, ein Windspiel, einen Husky und ein Fünf-Rassen-Gemisch. Bellend
folgten sie der übrigen Meute, die schon verschwunden war im Waldesdunkel.
Dort die Schichtholzbank neben
dem Weg, dicke Stämme, auf Meter-Länge geschnitten, aufgeschichtet. Tim
schleuderte sein Rennrad daran vorbei. Mit einem Sprung war er beim
abstützenden Pfahl. Herrgott, wie tief war der in den Boden gerammt? Tim riß
daran und stemmte sich ein. Und rumpelnd und bockend schoß der Wagen heran.
Nur noch wenige Meter...
Gleich, dachte Tim, fahren sie
mir den Hintern ab.
Noch ein Ruck! Der Pfahl
flutschte heraus. Tim hechtete ins Farnkraut, und die Stämme der
Schichtholzbank prasselten in den Hohlweg — genau vor den Wagen.
Vollbremsung! Otto flog fast
durch die Scheibe. Einer der Stämme dellte dröhnend den Kühlergrill ein. Dann
stand der Wagen. Und Tim, auf der anderen Seite vom Hindernis, schnellte hoch
und schnappte sich sein Rad.
Er sah noch, wie Schratt aus
dem Wagen kletterte.
Tim sprintete los, über den
Lenker geduckt, Geländerennen über Wurzel, Stock und Stein.
„Ich erwische euch noch“,
schrie Schratt, geifernd vor Wut. „Ich habe euch erkannt. Ihr verdammtes
Gesindel!“
Tim hielt den Arm hinter sich
und zeigte Schratt einen senkrecht gestreckten Mittelfinger.
3. Die Höhle
Sie waren da: Lina und Pauli,
zuverlässig wie immer. In rasender Eile wurden die Hunde in die Fahrzeuge
verfrachtet. Immer wieder lauschte Tim in die Richtung des Schrattschen
Gehöftes. Aber kein Jeep röhrte heran; der Umweg durch den Wald hatte das
kriminelle Duo in die Irre geführt.
„Halt!“ rief Gaby, als auch die
zweite Heckklappe zufiel. „Waldi muß wieder raus. Den bringe ich Hanna
persönlich. Habe ich versprochen.“
Die übrigen Hunde — dafür
sorgten Linda und Pauli — sollten verteilt werden an Tierfreunde. Jedem
Vierbeiner ein gutes Plätzchen mit liebevoller Pflege.
„Waldi, komm raus!“ meinte
Klößchen und öffnete die Heckklappe an Lindas Wagen.
„Vorsicht!“ rief Pauli, ein
braungebrannter End-Zwanziger mit Öko-Gesicht.
„Der Dackel!“ Linda, die schon
einsteigen wollte, sprang herbei. Zu spät.
Waldi hatte die Nerven
verloren, schoß auf krummen Läufen über die Straße, legte die Ohren an und
streckte die Rute, also den Schwanz. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit
verschwand Hannas Liebling in den Büschen.
Die Jungs — schon auf den
Rädern — grätschten aus dem Sattel. Gaby ließ ihre Tretmühle fallen.
„Wir fangen ihn ein“, rief Tim.
„Wartet nicht länger!“ Das galt Linda und Pauli. „Sonst wird’s hier
gefährlich.“
Mit seinem Rennrad brach er
durch die Büsche, fuhr aber nicht, sondern, schleppte es wie bei einem
Cross-Rennen. Gaby, Karl und Klößchen folgten ihm auf dem Fuß.
Wo steckt er denn? Tim äugte
umher. Büsche, Sträucher, Unterholz, Wald. Und die natürlichen Geräusche des
Spätsommers, der noch einmal alle Düfte entfaltet, bevor das Blattgrün bunt
wird im nahenden Herbst.
„Waaaaldi!“
„Da hinten!“ rief Gaby. „Ich
sehe ihn auf der Lichtung. Er läuft Richtung Burg. O Gott, er ist in Panik,
Waldi! Komm zum Frauchen!“
Er kam nicht. Er bellte ihnen
was. Er genoß seine Freiheit, was verständlich war nach vier Tagen Streß im
Schrattschen Zwinger, nach Magerkost und Tritten und den Gerüchen der Angst,
denn alle Hunde hatten sich gefürchtet.
Waldi floh, sobald seine
Verfolger nahten. Immer wieder. Und allmählich schien er Spaß zu haben an
diesem Spiel. So kam es, daß sie sich der Burg Zährensteyn näherten, die —
thronend auf felsiger Höhe über der Ebene — weit ins Land blickte mit
spiegelnden Fenstern, dem Burgfried, Schießscharten und Pechnasen.
Die Kids wußten: Zährensteyn,
sagenumwoben, ist eine Attraktion für Besucher, die dort von Pingling, dem
Burgverwalter, herumgeführt werden und belehrt über eine heiße Phase
mittelalterlicher Geschichte.
In südwestlicher Richtung fällt
der Fels steil ab. Lauschiger Tannenwald breitet sich aus zu Füßen der Burg als
immergrüner Teppich.
Wäre ja gelacht, dachte Tim:
Waldi mit seinen Krummläufen oder ich mit Springer-Beinlänge! Wer ist
schneller?
Er hatte sein Rad geschultert,
hatte Vorsprung vor seinen Freunden, rannte schweißtreibend und gelangte — fast
gleichzeitig mit Waldi — an den Burgfelsen.
„Waldi! Bleib stehen!“
Der Dackel hechelte, wedelte
und entdeckte eine Fuchsröhre. Himmel! Er schlüpfte hinein. Zack, war
verschwunden in einem
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