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Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Titel: Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
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man erbarmen begreifen täte. Ich seh die hier im land also nur würgen, und spaß haben, daß sie man würgen, und vom zuschauen kriegt alle welt s’würgen, und so hast du, bruder, ne pestige seuche, die in allen körpern regiert, weil man ihr die krone auf’n kopp gelegt hat, und den flegelkönig windelnaß anwinselt, als wär der wirklich ’n blaublut und könnte über’n anbefohlenen leib herrschen. Ich stell mir denen ihr defekt innem nüchternen bild vor, daß nämlich so’n kreuznormaler straßenbaugraben, wie man’s allerorten beim stadtbegehen fast vor’n fuß geknallt findet, denen ihr schönbild ist, ’n schlund, wo da annen seiten noch die brocken rieseln tun inne unheimliche tiefe, aus der sich man’s ganz üble grunzen vernehmen läßt, ’s schweinesgrunzen vonnem ins erdloch reingestampften übel, na, ich nenn das echt lieber schmerz vonner leibwunde, weil ich ja dies schönbild mit’m defekt verbinden mag, das auch anschaulich wird inner prima form.
    Rost frißt sich durch rohr und kabel, das will der tod so, ’s siechen ist dem tod seine tiefste gravur und verantwortung, und’s einplanieren und asphalt rüberschütten nützt nicht ’n furz, kann ja sein, daß’s paar jahre gutgeht, aber rost hat ja ewig zeit, wenn er was verrichten oder anfallen tut, aber nem männeken seine haltbarkeit wird schon nach vierzig hundejahren ins heikle schlingern kommen, also wer ist hier der olle besieger und monarch?
    Rost is ’n monarch, schimmel is ’n monarch, die mikrobe is ’n monarch und mensch nur untertan, so ne lebensidee muß du man orntlich unter deine olle schwarte ziehn lassen, damit’s altern und siechen nicht ne böse überraschung wird, laß dir da man nicht von geldkrams und gier die auffassung trüben.
    â€™s kommt alle tage vor, wenn’s dich meinethalben in ’n andres lager als dein eignes zieht, weil die seele zappelt wie ne lose wäscheleine, daß du man entdeckst, da ist mitten in der city ne strecke abgeriegelt, als wär schlimmer mord passiert, als hätt meister ripper s’ausbeinmesser ausgepackt und’s kleingehackte wie aus ner wundertüte in die gegend gestreut, aber nee, nagezahn fäulnis schlug man wieder wild um sich und kippt ne verfügte ordnung und schlingt über gebühr, was so in ihm sein schoß gelegt. Der alemanne is’n elend. Der archäologe mit ner spitzhackenräson, der will man amtlich ’s kalte grausen, was da raushüpft, wieder zu ner schicken materie zusammenpappen und wieder in’n schlund ballern, sonst wird der alemanne ja unwirsch und sieht was rausquellen, das nach jude und bolschewik riecht, und das ist für ihm sein wansthirn ne nummer zu fremd, also schüttet er man die misere zu. Nur, das reicht den pennern ja nicht, also müssen die in die pranke speicheln und mit ner schaufel in’n eigenen psycho reinbrettern, und nach nem halben hundeleben haben die irgendnen schissigen kummer entdeckt, wo der man glänzt wie ’n goldnugget, an dem halten sie die andere hälfte fest, damit denn nicht’n kanake wie ich kommen tut und meinen: mensch, euer kummer is’n nulldreck, werft verdammich die olle schaufel weg, so’n todernst hält kein viech aus, wo ihr man mit hausieren geht. Aber, bruder, der alemanne ist ja gern dozent und mag ne weisheit nach ner andren in die welt scheißen, nur wenn’s drum geht, mal die eigne personhaltung aufzuknacken und’s madengewimmel rauszulassen, ist er nicht mit von der partie. Der alemanne, bruder, frißt krise, scheißt krise, und steckt dich mit ner grübelmikrobe an, daß es auch in dir man kriselt und scheppert bis zum jüngsten tag.

Ich spiel in der Liga der Verdammten
Hakan, 22, Kfz-Geselle
    Mir ist nicht klar, wieso es sowas gibt wie das stundefür-stunde-wegrinnen, und daß man, als ginge es nie mal talab, wieder zum gutglück dumpfem niedrigsinn anhängt, an dem man sich vollgefressen hat, der die magenwand quält und hochspült wie’n kupfertaler, den man versehentlich geschluckt, na ja, ich meine, vieles von dem, was so los ist in der welt, dies oberkacke elend mit protz und heissa, dies allgemeine vermeiern, das ja schon tarif ist, ich versteh’s nicht, ehrlich, daß mich die miseren im bund anfallen, und erste güte fehlschlag nach sich ziehen, weil ich

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