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Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft

Titel: Kanak Sprak: 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
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hell wird. Die alemannen stellen’s gescheit an, das gibt nischt so üble wunden wie bei uns, wo wir wie ne meschuggene meute gegen’s scharfe ballern und brüllen wie am spieß. Und die alemannen denken doch: mann, die kümmel machen hier voll den terz um nischt, das is’n gottverficktes rudel, und die haben ’n sprung, denken die, zocken unsre tussis, die kümmels mit gold und lametta und scheiß haarheckspoiler. Aber, bruder, ich schließ nischt mit’m pack frieden, der friede kann mich am arsch. Ich sag dir: ich komm her alle abende des herrn, schütt mir das tote gelbe wasser rein, pur, so hundertpro, daß mir bei gott der hals anschwillt, und wenn ich denn ganz knorrig werd vom vielen gesöff, träum ich ne urlange zeitlang vom starken abgang und so, mann, ich würd wohl gern mitten drin abkacken, dies üble siechen, wo dich wie’n krüppel stehen läßt und sich an’n knochen reibt, da loost du aber fett ab, mein lieber, das dreht dir die puste ab wie’n wasserkran oder so. Oder ich lunger zu haus rum, mußt wissen, daß ich ne rote sitzpille hab von wegen sperrmüll, und da hock ich eule drin und glotz und glotz ne urlange zeitlang, und wie aus’m stand macht’s peng und ich hab’n gottgeschickten schiß. Schiß is aller kanaken lehrer, aller protze lehrer und aller welt. Nischt schiß vor nem ollen macker, den kriegt man ja mit’m kracher ins maul umgefällt, halt, was ich mein, is so’n scheißgrausen, das tief drinsteckt und hochschießt wie kotter. Da haun die tarife längst nimmer hin, dir kommt’s vor, als wärst du’n fraß oder eher schon stinkiger abfall oder so ne blechdose, wo man wegkickt, und’s scheppert wie krawall. Schlimm is, daß die alemannen dich nischt für ne müde mark sehn, du bist gar nischt da, du kannst da antippen und sagen: mann, mich gibt’s schon seit ner urlangen zeit, faß man an, daß du merkst, da is fleisch und knochen, für die biste gar nischt, luft und weniger als schnuppe luft, du hast eben kein sektor, wo man dich ordnen könnt, das sieht denn aus, wie wenn ne olle leiche rumliegt, und die machen mit nem stück kreide nen umriß. Im umriß is denn nix wenn se’n kadaver wegtragen, da siehste ’n strichmänneken aus teppich.
    Wenn ich durch die gegend latsch, is das kein vergnügen, alle paar meter zu merken: mann, hat denn keiner ’n gruß übrig, nischt daß ich’n penner bin und betteln tu, nur’s krause haar macht mich zum modderfisch. Hier gibt’s nischt die bohne gnade, mann, nischt die spur, wer frißt, hat’n bauch und satt, und kein schwein fragt, was der olle hund denn geschlungen hat, ob’s rechtens war, gnade, mann, gnade, das is verfickt noch mal, was den ganzen zirkus erhält. Wenn ich nischt nem penner die pulle spendier, wo er nötig hat, weil er’s nischt ums verrecken aushält und kein sektor hat, bin ich doch nur’n kackei, und daß die armen die kralle aufhalten für’n paar märker is nischt, weil sie’s gern tun, nee, bruder, das is, weil der bonze is doch der wahre penner, weil der schissig, wie er is, nischt ne olle nasenspitze gnade im leib hat. Die alten sagen: gehste abends mit’m reichen ins bett, wachste morgens mit krätze auf, und, mann, wo se recht haben, haben se recht. Mußt sehn, das war in urzeiten auch so: wer raubte, wurde reich, und wer reich is, hat gnade nischt, merk dir das, mann, und halt dich von so nem gesindel bloß man fern. Das pack wird zur guten sitte nischt finden, bisse in’n holz geschmissen in irgendner spalte verschwinden. Wenn ich so sprech, denken die, ich will ihr geld, nee, tu ich nischt, das können se in’n arsch stopfen, weil ich, mann, so wie ich steh, bleib clean, weißt, bleib im sektor, wo’s mir gehört und ’n bißchen was abspringt für’s ausgehn oder schnaps oder kippen halt. Is ja so falsch nischt. Daß jemand man abspannen mag und in ruh gelassen und fast nix sich rührt, nischt mal’n mäusepiep, so ne art eigne bude, daß der olle vatter draußen bleibt, das stört schon, mucke kannste nischt aufdrehn, ne tussi nischt mucksgeheim nach haus schleppen, wird doch peinlich, wenn du ständig sagst: mir die ollen meckern was’s zeug hält, lieber zu dir, auf die dauer isses ne strapaze und macht dich mürbe. Hätt ich

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