Karibik Träume... und zwei Leichen
denken starrte ich in´s Wasser und rauchte. Dann schnippte ich die Kippe weg, ging zurück, zog T-Shirt, Jeans und Stiefel an und packte meine Sachen zusammen. Mit Helm, Jeansjacke und Rucksack bepackt trottete ich zu meiner Maschine, die ich unter einem der Bäume geparkt hatte.
Ich legte den Nierengurt an, band das Halstuch um und setzte Helm und Sonnenbrille auf. Ich stopfte die Jacke in den Rucksack und nahm ihn auf den Rücken. Nicht gerade vorbildlich so zu fahren, gebe ich zu. Ich kramte die Schlüssel aus der Jeans und startete.
Um zu Carla zu kommen fuhr ich die „59“ Richtung Wesel. Dann auf die „42“, vorbei am Landschaftspark. Der Park ist ein ehemaliges Stahlwerk, in dem die stillgelegten Hochöfen und anderen Anlagenteile zu Freizeit- und Sportmöglichkeiten umfunktioniert worden sind. Wo früher gearbeitet wurde, tummeln sich nun Taucher, Freeclimber, Konzert- und Austellungsbesucher, und ich weiß nicht, wer sonst noch. Ich nahm die Abfahrt „Oberhausen-Zentrum“, wechselte auf die „516“, die ich in Sterkrade wieder verließ und folgte der Bundesstraße.
Carla und Thorsten wohnten in Königshardt, der etwas teureren Gegend im Norden Oberhausens an der Grenze zu Dinslaken. Hier ist es schon richtig ländlich. Was nicht heißen soll, dass der Rest der Stadt, südlich der Emscher und des Kanals, grau ist. Gehen Sie einmal auf den Gasometer, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen, und Sie werden sich wundern. Der wesentliche Unterschied ist, dass die nördlichen Stadtteile eher den Charme von Kleinstädten und Dörfern haben und lockerer bebaut sind, während der Süden mit seinem Kern aus rechtwinklig angelegten Straßen in Goldgräberbauart städtisch ist. Aber auch hier viel Grün in Parks und Gärten.
Das Schmitt´sche Haus erreicht man, wenn man den Höhenweg an den Reit- und Fahrvereinen vorbei fast bis zur Franzosenstraße fährt. Es ist ein Doppelhaus, jeweils mit einer Einliegerwohnung im Dach. In den späten Sechzigerjahren von Carla´s Vater gebaut, wurde es regelmäßig renoviert und verschönert. Die letzte Umbauaktion fand statt, als Carla und Thorsten einzogen. Neues Dach und Regenrinnen und roter Klinker an den Außenwänden. Gepflegter Vorgarten im Heidestil. Ob das plegeleichter ist, weiß ich nicht. Aber da beide arbeiten, vermute ich es einmal. Rechts neben dem Haus ist die Zufahrt zur Garage, die ein wenig zurück liegt. Vor der Garage der dunkelblaue TT von Carla und der A6 von Thorsten, auch in blau.
Die Wohnung der beiden liegt im Erdgeschoß. Die Einliegerwohnung wurde ursprünglich vermietet, dann, nach Querelen mit den Mietern selbst genutzt. Seit die Geschäftsräume und die Werkstatt von „Schmitt Electro Engineering, Automation and Services GmbH“, kurz „See aS“, aufgegeben wurden, befindet sich der Firmensitz mit Thorsten als Geschäftsführer/ Chefingenieur/ Programmierer und Inbetriebnehmer in Personalunion und Carla als Buchhalterin/ Sekretärin und Mädchen für Alles, hier.
Ich bog in die Einfahrt ab, balancierte am TT vorbei, hielt und stellte den Motor ab. Ich stopfte Nierengurt und Halstuch in den Helm, den ich an den Lenker hing. Hier braucht man keine Angst vor Dieben zu haben. Ich hebelte die Maschine auf den Ständer und nahm den Rucksack ab. Ich stapfte die Einfahrt zurück auf die Straße und betrat das Grundstück erneut durch das niedrige, geschmiedete Tor. Ich atmete noch einmal tief durch, drückte auf den Klingelknopf und wartete. Nach einigen Augenblicken knackte es im Lautsprecher der Sprechanlage.
„Martin?“
„Ja.“
„Moment“. Es knackte wieder.
Durch das Glas der Eingangstür konnte ich sehen, wie sich jemand näherte. Der Kontur nach Carla. Sie öffnete. Blass war sie. Nein, schon fast kalkweiß. Schwarze Ringe um die vom Weinen geschwollenen Augen. Natürlich trug sie schwarz. Einen dünnen Strickpulli mit kurzen Ärmeln, der mit Strass oder Pailletten verziert war. Dazu eine Hose aus leichtem Stoff. Mit ihrer schwarzgeränderten, großen Brille, den tiefbraunen Augen und den dunklen Haaren sah sie aus wie aus einem Schwarz-Weiß Film. Nur die pinkfarbenen Plüschpantoffeln und die Goldverzierungen der Brille passten nicht in das Bild.
Carla war nicht das, was man eine hübsche oder attraktive Frau nennen würde. Klein und dicklich. Ein rundes und etwas welkes Gesicht. Schulterlange, offene, leicht krause Haare, an der Seite gescheitelt und mit einer Klammer
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