Karibik Träume... und zwei Leichen
Reflexartig fasste er nach seinen geschundenen Eiern. Ich riss seinen Kopf an den Haaren herunter und brach ihm, mit einem weiteren Kniestoss die Nase. Dann packte ich mit meiner rechten Hand seinen Arm mit der Pistole und zog ihn im Doppelgriff ruckartig rückwärts und hoch, bis es hässlich knackte und das Gelenk aus der Pfanne sprang. Die Pistole segelte im hohen Bogen davon. Am lose baumelnden Arm ziehend, warf ich ihn auf den Boden. Er schrie vor Schmerz. Tränen und Blut vermischten sich in seinem Gesicht. Es wurde still. Er wimmerte nur noch. Ich setzte an, um ihm mit einem Sprung auf den Brustkorb den Rest zu geben. Ich blickte auf ihn herunter: er war fertig und so ließ ich es. Bewusstlosigkeit hatte ihn für den Moment von seinen Schmerzen befreit. Ich sah mich nach der Pistole um, die gegen das Kreuz geflogen war. Die Mündung zeigte von uns weg. Also ließ ich sie liegen, wo sie gelandet war. Ich besah mir das Bündel Elend vor mir, setzte mich auf den Sockel des Kreuzes und steckte mir mit zitternden Händen eine Zigarette an. Sie zitterten tatsächlich. Ich schüttelte ungläubig den Kopf. War wohl ein wenig aus der Übung gekommen mit den Jahren. Immerhin. Das jahrelange Training hatte sich ausgezahlt. Diesmal hatte es mir den Arsch gerettet. So nah war ich noch nie dran.
Natürlich hatten die Fischer den Schuss gehört. Soweit war meine Rechnung aufgegangen. Die Polizisten, die sie mitbrachten, hielten mich zunächst für den bösen Buben und so verbrachte ich einige unangenehme Stunden im Knast. Diese Erfahrung kann ich keinem empfehlen. Da sich die Verhaftung eines Aleman schnell im Dorf herumsprach, erfuhr Milagros natürlich davon. Sie stellte den Kontakt zu Herrn Meier von der deutschen Botschaft in Caracas her und die Dinge wurden aufgeklärt. Peter wurde noch am selben Tag in der Krankenstation festgenommen und nachdem er transportfähig war, nach Deutschland überstellt. Grigoleit überließ es Frau Krause mich anzurufen, um mich über die Art und Weise, wie Peter nach Südamerika gekommen war, zu informieren. Immerhin! Hätte er nicht gemusst!
Er hatte eine größere Summe Bares mitgenommen, das er in seinem Auto versteckt hatte. Ein sechsstelliger Dollarbetrag. Seine Frau wusste nichts über den Ursprung des Geldes. Offensichtlich hatte er bei See aS dann doch in die eigene Tasche gewirtschaftet. Von Oberhausen aus nahm er Regionalzüge und Vorstadtbimmelbahnen, weil er befürchtete, dass die Hauptstrecken überwacht würden. Wenn immer möglich, ging er über grüne Grenzen. In Frankreich entging er den Behörden nur knapp. Er hatte seine Kinder angerufen. Er beging den Fehler mit seinem Handy, das sonst immer ausgeschaltet war, anzurufen. Darüber wurde er, wie auch immer das geht, geortet. Er schlug sich weiter bis nach Cadiz in Spanien durch, wo er einen Schipper, der einen, unter irgendeiner exotischen Fahne, fahrenden Frachter befehligte, bestach, ihn mit nach Marokko zu nehmen. Von dort aus gelang er nach Dakar im Senegal. Er besorgte sich einen falschen Pass, mit dem er, wieder auf dem Seeweg, nach Venezuela einreiste. Mittlerweile mit dem Milieu vertraut, besorgte er sich unter der Mithilfe von Damelis, auch hier falsche Papiere. Dollars machen es möglich. Außer dem Geld, das er mit sich führte, hatte er hier zusätzlich Zugang zu dem alten Geschäftskonto von See As. Das, was er mir gegenüber, als „eins von Ali´s Konten“ bezeichnet hatte. Wohlwissend, dass er in Venezuela mit einem Schnapsladen nicht viel falsch machen konnte, kaufte er sich einen in La Victoria und richtete sich auf ein dauerhaftes Leben mit Damelis ein. Was wir beiden nicht wussten war, dass die deutsche Botschaft auf ihn aufmerksam gemacht wurde und ihn beobachten ließ. Sie hatte ein Telex erhalten, indem die Oberhausener Polizei um Mithilfe bat. Möglicher Aufenthaltsort eines flüchtigen Deutschen: in, oder die Gegend um La Victoria, Estado Aragua. Grigoleit und Kollegen hatten dieselben Schlüsse wie ich gezogen. Oder ich wie sie. Wie man es nimmt. Jedenfalls, die Botschaft stellte Nachforschungen an und veranlasste, als sie Sicherheit hatte, dass es sich bei dem Besitzer der Liquoreria Aleman um den Gesuchten handeln könnte, das Nötige. Der Besuch der Behörden war nur eine Frage der Zeit. Sie brauchten sich nicht zu beeilen, dachten sie, da nach ihrer Einschätzung keine Fluchtgefahr bestand. Peter wähnte sich von dieser Seite in Sicherheit.
Ironie der Geschichte: ohne seine
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