Weg in die Verdamnis
Es war die Nacht des Todes, des Blutes und die der grausamen Jagd auf Menschen.
Diejenigen, die es betraf, wußten, daß sie sterben sollten. Und wenn es nicht mehr anders zu regeln war, dann wollten sie sich jedenfalls auf ihre Art und Weise von der Welt verabschieden, und nur deshalb hatten sie in dieser Nacht ihre Behausung verlassen, ohne zu wissen, daß ihnen die Soldaten auf den Fersen waren.
Eine Kavalkade aus zwölf Männern strebte von einer Einsamkeit in eine andere. Es war der große Weg, der letzte Weg, den sie gemeinsam gehen würden, und sie hatten sich nichts mehr zu sagen, deshalb schwiegen sie auf ihrem Todesmarsch.
Es war eine klare Nacht. Die Berge warfen im Mondlicht Schatten.
Glitzernde Sterne schmückten den Himmel. Der eisige Wind brachte den Geruch von Schnee mit. Die Männer froren trotz der langen Mäntel. Ihre Gesichter wirkten bleich und verwittert, manche Haut erinnerte an Rinde, aber das Leben lag in ihren Augen. Die Blicke sprachen von einem wahren Fanatismus, der in ihnen steckte und auch davon, daß sich diese Gruppe von zwölf Männern auf keinen Fall freiwillig in die Hände ihrer Jäger begeben würde.
Der Tod schien für sie unausweichlich. Man hatte sie gefunden, und der König, der mit der Kirche zusammenarbeitete, würde seinen Spaß daran haben, wenn er sie verbrennen und foltern könnte.
Zwölf Männer.
Zwölf Schwarze Apostel!
So hatten sie sich genannt.
Die Berge boten ihnen in diesem Fall keinen Schutz. Noch immer marschierten die Männer hintereinander über den felsigen Boden. Es war eine rauhe Gegend, und es war bitterkalt.
Sie keuchten vor Anstrengung. Ihr Schuhwerk klapperte und rutschte über das glatte Gestein, und der Schall wurde vom Wind fortgetragen.
Aber auch ein anderes Geräusch.
Ein scharfes, böses und brutal klingendes Bellen. Es hörte sich zugleich hungrig an, und die zwölf Männer wußten genau, wer da gebellt hatte.
Es waren die Hunde der Häscher gewesen, die ihre Spuren aufgenommen hatten. Bluthunde, die sie in Stücke reißen würden.
Die zwölf Männer blieben für einen Moment stehen, als sie das Bellen vernahmen. Sie bildeten so etwas wie einen Kreis, schauten sich an, und ein jeder wartete nach dem langen Schweigen auf die Frage des anderen.
»Werden wir es schaffen?« fragte jemand.
»Es wird schwer werden.«
»Wir müssen es trotzdem versuchen.«
»Und dann werden wir sterben.«
»Ja, aber nicht so, wie die anderen es wollen.«
»Gut!«
»Ihr seid bereit?« Die Männer nickten.
»Dann werden wir jetzt den anderen Weg gehen! Wir haben lange darüber gesprochen. Niemand wird sagen können, er hätte nichts gewußt. Es ist alles so eingetroffen, wie wir es uns gedacht haben. Zum Glück waren wir gut vorbereitet!«
Sie nickten dem Sprecher zu. Danach schauten sie sich gegenseitig an.
Obwohl sich das scharfe Bellen der Hunde verstärkt hatte, blieben sie noch für einen Moment zusammen. Der Kreis war geblieben, nur faßten sie sich jetzt gegenseitig an.
»Für ihn in den Tod!« murmelten sie.
Und dann. »Für ihn bei unserer Rückkehr!«
Der Worte waren genug gewechselt. Die Hände lösten sich, die Männer konnten sich wieder frei bewegen. Genau in diesem Augenblick trug ihnen der Wind nicht nur das Bellen der Hunde zu, sondern auch den scharfen Klang der herrischen Stimmen. Eine war sogar herauszuhören.
Sie prophezeite, daß es nicht mehr weit war und die Bluthunde bald ihre Beute kriegen würden.
»Werden sie nicht kriegen!« flüsterte gestikulierend der Anführer der Schwarzen Apostel und mahnte zur Eile.
Die Männer liefen nun schneller. Der steile Weg führte sie durch die Berge. Sie mußten ihr Ziel erreichen, bevor die Bluthunde sie erwischt hatten. Geduckt und keuchend hasteten sie bergauf. Allmählich traten die Schatten der Berge zurück.
Einmal blieben die Männer sogar noch stehen und schauten sich um.
Hinter ihnen war die Nacht längst nicht mehr so dunkel wie vor ihnen. Da wurde sie vom zuckenden Schein der Fackeln erhellt, die ihre Häscher bei sich trugen. Sie waren schon nah, und das Bellen der Bluthunde klang immer bedrohlicher und auch wütender.
»Kommt!« peitschte der Anführer sie voran. »Ihr müßt schneller gehen! Noch halten sie die Hunde zurück, aber wehe, sie lassen sie los!«
Die elf dunkel gekleideten Gestalten folgten den Worten ihres Anführers.
Sie liefen tatsächlich schneller, denn die letzten Worte hatten ihnen die nötige Kraft gegeben. Doch nun rutschten sie häufiger
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