Katzenmond
vorbeigekommen?« Ich knallte die flache Hand auf den Tisch. »Um Gambit tut es mir nicht leid, aber wie wird das bei seinen Unterstützern ankommen? Die werden ihn zum Märtyrer stilisieren.«
»Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte Chase. Er reichte mir die Abendausgabe der
Seattle News.
Die Schlagzeile auf der Titelseite lautete:
Drei weitere Frauen von Gambit vergewaltigt?
»Er war also wirklich ein Serienvergewaltiger?« Ich schlug die Zeitung auf. Anscheinend waren im Lauf des Tages noch drei Frauen im AETT -Hauptquartier erschienen, um Anzeige zu erstatten. Sie hatten ausgesagt, Gambit habe auch sie vergewaltigt. Der
Seattle Tattler
hatte ihm jegliche Unterstützung entzogen und ihn praktisch den Wölfen zum Fraß vorgeworfen.
Und Trytian war hier aufgetaucht und hatte ihn umgebracht.
»Ich wüsste nicht, wie wir ihn dafür vor Gericht bringen sollten«, erklärte ich Chase. »Wir können einen Daimon nicht verhaften. Er wäre schneller weg, als wir …«
»Ja, ich weiß. Ich werde nach einem Unbekannten fahnden lassen, und diesen Fall werden wir eben nie lösen. Wenn die Laborergebnisse von Gambits Opfern da sind und wir beweisen können, dass er diese Frauen vergewaltigt hat, werden die meisten Leute ihm kaum eine Träne nachweinen. Trytian hat der Bevölkerung im Grunde einen Gefallen getan, auch wenn ich das niemals öffentlich sagen dürfte.« Er machte eine kurze Pause. »Also, was bedeutet das jetzt für uns?«
Ich wollte nur noch nach Hause gehen und schlafen. Die letzten paar Tage waren brutal gewesen, und wir hatten so viel verloren. Aber wir hatten auch neue Verbündete gewonnen, wertvolle Unterstützung. Ein paar böse Jungs ausgeschaltet. Und wer weiß, vielleicht hatten wir sogar eine Bürgerbewegung angestoßen, die sich auch in Zukunft lautstark gegen die zunehmenden rassistischen Attacken auf ÜW s in dieser Stadt aussprechen würde.
Camille lachte. »Das bedeutet … na ja, dass wir uns auf die Rückkehr von Gulakah und Telazhar vorbereiten müssen. Gulakah als Fürst der Geister und Telazhar als uralter Nekromant ergänzen sich geradezu ideal. Also, was tun wir als Erstes?«
Ich schüttelte die bleierne Müdigkeit ab, die sich in mir ausbreitete. »Ich denke, wir sollten Königin Asteria benachrichtigen, dass wir ein weiteres Geistsiegel an die Dämonen verloren haben. Dann kümmern wir uns darum, dass Wilbur bald aus dem Krankenhaus nach Hause kommt, damit wir Martin wieder loswerden. Wir schmieden eine Allianz mit Trytian. Wir reißen die Mauer im Tunnel unter dem ehemaligen Energy Exchange ein. Wir helfen Marion und Douglas, ihr Café wieder aufzubauen und ein neues Zuhause zu finden. Ist doch an einem Vormittag locker zu schaffen.« Ich schnaubte und stand auf. »Immerhin können Van und Jaycee jetzt kein weiteres Unheil mehr anrichten. Es wird kein Wolfsdorn mehr produziert, zumindest vorerst. Und Zach …« Ich erzählte den anderen von Zacharys Entscheidung, obwohl es mir schwerfiel. »Ich glaube, wir werden ihn wohl nie wiedersehen. Aber das ist sein Weg. Das ist das, was er braucht. Inzwischen streift er schon frei und ungehindert durch die Hügel der Anderwelt.«
Einen Moment lang starrten alle schweigend auf den Tisch hinab. Shade nahm meine Hand. »Ehe wir für heute Feierabend machen, müssen wir noch eine Sache ansprechen.«
Ich sah ihn verwirrt an, konnte aber kaum mehr klar denken. »Wenn noch irgendetwas war, muss ich das völlig vergessen haben.«
»Delilah hat völlig vergessen, dass ich sie gebeten habe, meine Frau zu werden. Und sie hat Ja gesagt. Na ja, sie hat eingewilligt,
eines Tages
meine Frau zu werden«, setzte er lächelnd hinzu. Camille und Menolly klatschten in die Hände, und ich errötete. Während alle auf einmal zu reden begannen, trat ich ans Fenster und schaute hinaus in das Großraumbüro. Chase kam zu mir.
»Delilah«, sagte er leise. »Ich möchte dir nur sagen … dass ich mich für dich freue. Von Herzen.« Er hielt mir die Hand hin, und ich nahm sie und drückte fest seine Finger.
»Danke dir. Ich bin glücklich – zufrieden. Es ist einfach richtig. Shade und ich … wir passen zusammen. Wir passen so gut zusammen, wie ich mir das nie hätte träumen lassen.«
»Das weiß ich. Es ist nicht zu übersehen. Ich habe auch Neuigkeiten.«
»Über deine Abstammung?«
Er schüttelte den Kopf. »Darüber möchte ich noch nicht reden. Ist alles noch so neu für mich. Nein, es geht um etwas Wichtigeres. Ich habe Sharah gefragt, ob ich
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