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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Schritts, rannten um das Theatergebäude herum und durch einen anderen Eingang in den zweiten Stock hinauf, wo sich das Privatbüro des Hauseigentümers befand.
    Er schien bereits auf uns gewartet zu haben.
    »Wann wollen Sie Ihre Show herausbringen?« fragte er zur Begrüßung.
    »Wie sieht es bis jetzt aus?« lautete Joes Gegenfrage.
    »Am Mittwoch haben die dort unten Premiere. Wenn Sie wollen, können Sie Donnerstag mit den Proben anfangen.«
    »Bestimmt?«
    »Todsicher. Wir können sofort einen Vertrag machen.«
    »Entschuldigen Sie«, unterbrach ich, »warum müssen wir bis Donnerstag warten? Die Premiere wird ungefähr um halb elf zu Ende sein, so daß wir noch am Mittwoch abend um elf anfangen können.«
    »Halten Sie den Mund«, zischte mir einer der Experten zu. »Man muß die doch wenigstens die Kritiken lesen lassen.«
    Mittlerweile hatte Joe mit dem Hausbesitzer einen Vorvertrag durch Handschlag abgeschlossen und durch eine Anzahlung bekräftigt. Von der Bühne hörten wir hoffnungsvolle Musik und die optimistischen Stimmen der Sänger...
    Ein paar spannungsgeladene Tage folgten. Schon zur Hauptprobe schickten wir einen Spion in den Zuschauerraum. Er berichtete, daß die Show nicht gut sei aber auch nicht katastrophal schlecht.
    Joe erbleichte.
    »Herr im Himmel«, stöhnte er, »wenn das ein Erfolg wird, sind wir verloren.«
    Ich schlug vor, den Star der Show zu vergiften oder bei der Premiere unsere Leute hinter die wichtigsten Kritiker zu plazieren, um sie durch Ausrufe des Ekels zu beeinflussen. Meine Vorschläge wurden abgelehnt. Nur die Kritiken in der Presse und im Fernsehen konnten uns helfen.
    Am Mittwochabend versammelten wir uns in unbeschreiblicher Nervosität vor dem Bildschirm. Endlich war es soweit. Kanal II meldete sich als erster mit einer lauwarmen, aber nicht wirklich mörderischen Kritik. Auf einem ändern Kanal wußte irgendein Idiot sogar von »amüsanten Stellen« zu berichten. Sollte am Ende...? Man kann sich heutzutage auf nichts mehr verlassen.
    Gegen Mitternacht brachte uns einer der Experten die noch druckfeuchte Morgenausgabe der »Post«. Wieder kein echter Verriß. Wenn das so weitergeht, können wir unsere Show nicht herausbringen.
    Joe ertrug es nicht länger. Er ging selbst hinunter, um die »New York Times« abzufangen.
    Wir warteten mit zum Bersten angespannten Nerven. Wo bleibt er so lange. Die Morgenausgabe der »Times« müßte doch schon längst draußen und Joe schon längst hier sein.
    Die Türe fliegt auf. Joe, ein Lächeln überirdischer Glückseligkeit im Antlitz, schwenkt die »Times«:
    »Wir sind gerettet! Ein tödlicher Verriß! Halleluja!«
    Seit Donnerstag probieren wir im Corona-Theater. Es hat eine wunderbar intime Atmosphäre, nicht zu vergleichen mit der puritanischen Kühle der Methodistenkirche. Auch die Akustik ist hervorragend. Dementsprechend schreiten unsere Proben in bester Stimmung voran. Es wimmelt von neuen Regieeinfällen. Unsere Hoffnung auf einen durchschlagenden Erfolg steigert sich von Tag zu Tag.
    Das einzige, was uns ein wenig stört, ist eine geheimnisvolle Gruppe dunkel gekleideter Männer, die mit tief ins Gesicht gezogenen Hüten in einer Ecke stehen und miteinander flüstern. Einer unserer Bühnenarbeiter will gesehen haben, daß sie in den zweiten Stock hinaufgegangen sind, wo sich das Privatbüro des Hauseigentümers befindet.
    Was mögen sie dort zu suchen haben? Oder gar zu besprechen? Was?
     

Hinter den Kulissen
     
    Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, daß sich die Öffentlichkeit für das Theater interessiert, daß man nur ein paar Plakate anzuschlagen braucht - und das Publikum, vom Titel des Stücks oder vom Namen des Schauspielers angezogen, kommt sofort in hellen Scharen herbeigeströmt. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Das Publikum läßt sich von noch so lockenden Ankündigungen und noch so lobenden Kritiken in keiner Weise beeinflussen. Es glaubt nur, was es mit seinen eigenen Augen in den Tratschspalten der Boulevardpresse liest. Diese Spalten informieren den Leser über alles, was sich hinter den Kulissen abspielt. Der Leser erfährt hier weitaus mehr pikante Schlafzimmergeheimnisse, als wenn er zehnmal ins Theater geht.
    Leider hat die Sache einen Haken. Das Schlafzimmer birgt keine Geheimnisse, und hinter den Kulissen spielt sich nichts ab.
    Ich habe lange gezögert, diese schockierende Tatsache preiszugeben, konnte jedoch meinen Wahrheitsdrang auf die Dauer nicht unterdrücken. Nochmals sei es gesagt,

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