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Kein bisschen Liebe

Kein bisschen Liebe

Titel: Kein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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Hintern schlugen, küssten und abknutschten. Die andere wurde von einem perversen, fettwanstigen Mulatten angeführt. Sehr vulgär, aber wirkungsvoll. Umringt von drei Jüngelchen, die ihm zu Willen waren und ihn verehrten wie Caligulas Epheben. Sie betatschten sich und heizten sich gegenseitig an, ein unschuldiges Spiel, aber in crescendo, der Auftakt für die Nacht.
    Ich spazierte bis zur Imbissbude. Das Unwetter wollte nicht nachlassen. Fünf Mädchen im Alter von zwölf oder, dreizehn tanzten ausgelassen durch den Regen. Sie waren ordinäre Flittchen. Unverwechselbar. Sie wiegten sich provozierend in den Hüften, lachten schallend und grundlos. Ein hormongesteuertes Lachen. Sie wollten Stars sein und warfen Blicke nach allen Seiten, auf der Suche nach einem Publikum. Der Hunger nach Sex quoll ihnen aus allen Poren. Ein Kioskverkäufer drehte die Musik lauter. Nun war sie in einem Umkreis von zwanzig Kilometern zu hören. Es lief ein Salsa-Song, und der Refrain wiederholte ein ums andere Mal:
     
    Und heiße Blicke rundherum.
    Mit mir? O ja!
    Du haust mich um!
    Und heiße Blicke rundherum.
     
    Erst glaubte ich, das sei der Refrain. Aber nein. Das war schon alles. Sehr zeitgemäß. Besser, man denkt nicht, sondern tanzt. Tanzen ohne Ende. Und immer schön lächeln.
    Die leckeren Girls trällerten und tanzten. Sie trugen winzige Bikinis, die sich eng um ihre kleinen Titten und Hintern schmiegten. Uff, ich will allein sein, aber die Einsamkeit tut weh. Ich suche stets die Gefahr. Manchmal glaube ich, die Gefahr verfolgt mich.
    Ich stellte mich unter der Markise der Imbissbude unter. Bestellte ein Stück gegrilltes Huhn und ein Bier. Die Älteste aus der Clique hörte auf zu tanzen und kam herüber. Sie war vielleicht dreizehn. Nicht älter. Charmant bat sie mich um ein Stück Huhn.
    »Gibst du mir was ab?«
    »Hast du Hunger?«
    »Ja.«
    Ihre strahlende Lüsternheit sah man auf den ersten Blick. Sie war eine kräftige, hochgewachsene Mulattin mit prallen Titten und einem runden kleinen Knackarsch. Ihr Blick war lasziv. So lasziv, dass ich ganz nervös wurde. Ich gab ihr, was noch von dem Hühnchen da war, dazu die Bierdose, und sagte mir: ›Das ist nicht drin, mein Junge. Ruhig, entspann dich.‹
    Die kleine Mulattin schlang alles in einer Sekunde runter und sagte: »Kauf mehr.«
    »Nein.«
    »Komm schon, Mensch, stell dich nicht so an. Du hast Geld. Kauf mehr, und wir gehen, wohin du willst.«
    »Wie alt bist du?«
    »Zwanzig. Siehst du nicht, was ich zu bieten habe?«
    »Ach, hör auf. Du bist dreizehn oder vierzehn.«
    »Na und? Hast du etwa Schiss? Komm schon, Mann, kauf mehr und wir hauen ab. Los jetzt, ich hab echt Hunger.«
    »Tanz lieber noch ein bisschen. Ich seh dir gern zu.«
    Sie verzog das Gesicht und streckte mir die Zunge heraus wie ein ungezogenes Gör. Dann ging sie zurück zu den anderen, die einige Meter entfernt unter dem kalten Wolkenbruch hemmungslos tanzten. Ich kaufte noch eine Flasche Rum und ging völlig durchnässt zurück an den Strand. Die fünf Mädchen rannten an mir vorbei, kreischten wie verrückt und stürzten sich ins Wasser. Bei ihnen allen spielten die Hormone verrückt. Dort blieben sie und tollten herum.
    Schließlich ließ der Regen nach. Ein paar Schritte weiter war eine Gruppe Betrunkener. Einer von den Männern brach Streit mit seiner Frau vom Zaun. Einer kolossal Dicken. Der Typ schrie sie an: »Du mußt mit gar niemand quatschen, verdammt noch mal! Dreckschlampe!«
    »Leck mich doch am Arsch! Die Schlampe, das ist deine Mutter, du Wichser!«
    Der Typ haute ihr eine runter. Die Dicke fing an zu heulen, knallte ihm aber ebenfalls eine. Die anderen gingen dazwischen und zerrten sie auseinander. Die Dicke schluchzte, aber sie war hart im Nehmen. Sie versuchte, dem Typen noch eine zu verpassen. Ein zwei- oder dreijähriges Kind klammerte sich an ihre Hand und heulte und schrie wie am Spieß. Die Dicke drehte sich Richtung Ufer um und sprang kopfüber ins Meer. Sie sah aus wie ein Wal. Sie weinte und zog Grimassen. Es war zum Totlachen. Die beiden erinnerten mich an Dick und Doof. Der Frau bebten die Mundwinkel. Fast hätte sie einen Alkoholstrahl ausgespien. Zwei Männer hielten noch immer ihren Mann fest. Der Typ trug vier Goldketten und ein Riesenmedaillon mit einer Heiligen um den Hals; seine Brust war behaart wie die eines Bären, und er war sturzbesoffen. Er lallte:
    »Ich bring sie um! Was quatscht die mit’m Scheißschwarzen!«
    Einer seiner Freunde sagte: »Hör mal,

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